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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Juni 2010; 19:30
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Indien:
> 25.000 bei Air India-Streik
Schlechte und gefaehrliche Arbeitsbedingungen -- die Beschaeftigten 
wollen Redeverbote nicht mehr tolerieren
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Am 22.Mai 2010 raste in Mangalore, Indien eine Maschine der 
Tochterfirma der staatlichen Fluggesellschaft Air India beim 
Landeanflug ueber die Piste hinaus und stuerzte in eine Schlucht. 158 
Menschen starben in den Truemmern.
Nachdem von Seiten der Beschaeftigten auch Klagen ueber die 
Arbeitsbedingungen (und damit zusammenhaengend ueber erhoehte 
Unfallgefahren) laut wurden, verhaengte das Management am 24.Mai einen 
Maulkorberlass: Gewerkschaftsfunktionaeren wurde verboten, 
oeffentliche Stellungnahmen abzugeben. Air India verweigerte 
Gespraeche mit den Belegschaftsvertretern. Nachdem sich zwei 
Gewerkschaftsfunktionaere ueber das Sprechverbot hinweggesetzt hatten 
(in der Terminologie der Betriebswirte: "zum Schaden kommerzieller 
Interessen des Unternehmens") wurden gegen diese von Seiten des 
Mangements Sanktionen verhaengt. Deshalb kam es am 25.Mai mittags zu 
einem spontanen Streik in Mumbai. Unterstuetzt wurde der Streik von 
zwei Gewerkschaften: All-India Aircraft Engineers Association (AIAEA) 
und von der Air Corporation Employees Union (ACEU). Dieser Streik 
hatte sich schnell auf andere Metropolen (wie Delhi, Kalkutta, 
Hyderabad und Chemnai) ausgeweitet und am naechsten Tag standen alle 
Flieger still.
Bereits im September 2009 hatte es bei Air India Arbeitskaempfe 
gegeben: Die Geschaeftsleitung wollte die Streikenden aussperren, doch 
die Regierung winkte ab. Schliesslich haben sich die Piloten 
erfolgreich gegen geplante Lohnkuerzungen (um 50%) durchgesetzt. 
Diesmal reagierte das Management (mit Rueckendeckung der indischen 
Regierung) unnachgiebig. Eine Klage gegen den Streik wurde eingereicht 
und eine Diffamierungskampagne gegen die Streikenden losgetreten (den 
Air India Beschaeftigten wurden unterstellt, sie haetten keinen Sinn 
fuer Verantwortung und wuerden die Fluggaeste durch ihren Arbeitskampf 
beunruhigen).
Bereits am 26.Mai wurde der Streik vom High Court in Delhi als illegal 
qualifiziert und die Gewerkschaftsfuehrer riefen zur Wiederaufnahme 
der Arbeit auf. Im Gegenzug dafuer wurde ihnen von 
Regierungsvertretern zugesichert, dass keine Repressionsmassnahmen 
gegen die Streikenden ergriffen wuerden. Doch die Verantwortlichen bei 
Air India reagierten mit eiserner Faust: nach Streikende wurden 17 
Belegschaftsvertreter fristlos entlassen und weitere Strafmassnahmen 
(wie u.a. Suspendierungen) gegen die Streikenden angekuendigt. Unter 
den Entlassenen sind der Praesident und der Generalsekretaer von ACEU, 
der Generalsekretaer von AIAEA, sowie regionale Gewerkschaftsfuehrer 
in Delhi, Kalkutta, Hyderabad und Chemnai.
Den beiden Gewerkschaften, die den Streik unterstuetzt hatten, soll 
die Verhandlungsfaehigkeit ueber Arbeitsbedingungen aberkannt werden 
und Rechtsanwaelte wurden beauftragt, Vereinbarungen mit AIAEA und 
ACEU (bspw. ueber Lohnzuschlaege) aufzuheben.
(Labournetaustria.at/akin)
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Air India (Firmenname: National Aviation Company of India Limited - 
NACIL) und ihre Tochterfirma Air India Express haben etwa 50.000 
Beschaeftigte und 150 freigestellte Betriebsraete, rund die Haelfte 
der Beschaeftigten war am Streik beteiligt. Die Flotte besteht aus 145 
Flugzeugen.
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