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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Mai 2010; 18:12
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Brasilien:
> Historischer Mordprozess unterbrochen
Der Prozess gegen drei Maenner, die des Mordes an dem 
Guarani-Anfuehrer Marcos Veron aus dem brasilianischen Bundesstaat 
Mato Grosso do Sul beschuldigt werden, wurde letzte Woche vertagt. 
Bereits am ersten Verhandlungstag wurde das Verfahren ausgesetzt, da 
sich der vorsitzende Richter weigerte, Zeugenaussagen in der Sprache 
der Guarani zuzulassen.
Die Staatsanwaltschaft brach das Verfahren mit der Begruendung ab, 
dass alle Guarani-Zeugen - unabhaengig von ihren 
Portugiesisch-Kenntnissen - das Recht haben, sich in ihrer Sprache an 
das Gericht zu wenden.
Diese Verweigerung verletzt brasilianisches und internationales Recht. 
Staatsanwalt Vladimir Aras erklaerte dazu: "In 17 Jahren ist dies erst 
das zweite Mal, dass ich eine Sitzung abbreche (...). Ein Gericht ist 
nicht der Ort, um in die Rechte einer Person einzugreifen."
Marcos Verons Sohn, Ládio Veron Cavalheiro, sagte: "In Erwartung eines 
Verfahrens, sind wir bereits zum zweiten Mal hierher (nach São Paulo) 
gereist. Aber sie verletzen unser Recht, in unserer eigenen Sprache zu 
sprechen."
Marcos Veron, ein bekannter und international angesehener Anfuehrer 
der Guarani-Kaiowá, wurde 2003 von bewaffneten Maennern zu Tode 
gepruegelt, die fuer einen Viehzuechter aus der Gegend arbeiteten. Das 
Verbrechen geschah vor den Augen von Familienangehoerigen, nachdem 
Veron die Wiederbesetzung ihres angestammten Landes Takuara durch 
seine Gemeinde angefuehrt hatte.
Die Angeklagten Estevão Romero, Carlos Roberto dos Santos und Jorge 
Cristaldo Insabralde, Beschaeftigte der Farm die Verons Gemeinde das 
Land entrissen hatte, werden unter anderem des Mordes und der 
Freiheitsberaubung beschuldigt. Ein vierter mutmasslicher Taeter, 
Nivaldo Alves de Oliveira, ist fluechtig. In der Anklageschrift heisst 
es: "Mit Schusswaffen ausgeruestet, bedrohten und schlugen sie die 
indigenen Anfuehrer und schossen auf sie. Der damals 72-jaehrige Veron 
wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht, wo er 
verstarb."
In Brasilien werden Gewaltverbrechen gegen indigene Opfer nur sehr 
selten verfolgt. Das Verfahren findet in São Paulo statt, da die 
Anklage der Ansicht war, dass eine Jury und ein Richter aus Mato 
Grosso do Sul mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht unparteiisch sein 
wuerden. Unter fuehrenden Mitgliedern der Gesellschaft von Mato Grosso 
do Sul sind Vorurteile gegen Indigene stark ausgepraegt.
Bisher ist nicht bekannt, wann das Verfahren wieder aufgenommen werden 
soll.
(Survival International/gek.)
Quelle: http://www.survivalinternational.de/nachrichten/5908
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