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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Mai 2010; 18:02
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Letzte Worte:

> Die Radler, die ich rief...

Also vermeldete das Wiener Rathaus kuerzlich in einer Aussendung: "Der
Buergerdienst der Stadt Wien, die Bundespolizei Wien und der 20.
Bezirk werden gemeinsam in einer Aktion gegen das Radfahren am
Gehsteig aktiv. Grund fuer die Aktion ist die anwachsende Zahl an
Beschwerden ueber undisziplinierte und FussgaengerInnen gefaehrdende
RadfahrerInnen auf Gehsteigen. ... Buergerdienst und Polizei machen
bei dieser Aktion die auf den Gehsteigen fahrenden RadfahrerInnen
nicht nur auf die rechtliche Situation aufmerksam, sondern versuchen
in persoenlichen Gespraechen den RadfahrerInnen die Gefaehrdung und
die Aengste der betroffenen Menschen bewusst zu machen."

Ja, eh! Aber: Seit gut einem Vierteljahrhundert versucht die Wiener
Stadtverwaltung mittels originellen Malereien, die sie dann "Radweg"
nennt, und der in der Strassenverkehrsordnung vorgesehenen
Radwegbenuetzungspflicht radfahrende Menschen zur Freude des
autofahrenden Volkes weg von der Fahrbahn und hinauf auf die
bepinselten Gehsteige zu bekommen. Zuerst wollte die SPOe ja gar keine
Radwege, aber als sie dann begriff, dass damit die autogerechte Stadt
viel leichter zu bewerkstelligen sei, war der Magistrat nicht mehr zu
halten in seiner Lust, Gehsteigradwege zu basteln.

Der guenstige Nebeneffekt dabei: Fussgaenger und Radfahrer begannen
sich so richtig schoen zu hassen und der Autoverkehr war fuer beide
nun viel weniger Feindbild. Es ist das alte Lied: Die spaerliche
Ressource -- hier der oeffentliche Raum -- wird aufgeteilt: Denen, die
wenig haben, wird genommen, denen, die viel haben wird gegeben. Und
damit sich die Benachteiligten nicht darueber beschweren, sorgt man
dafuer, dass sie sich untereinander die spaerliche gemeinsame
Zuteilung streitig machen -- divide et impera.

Bald gewoehnten sich die Radfahrer daran, dass Gehsteige gleichzeitig
Radwege sind. Und wer in Wien unterwegs ist, weiss auch, dass diese
seltsamen Radwege oft genug im Nirwana enden oder irgendwohin
abbiegen, wo man nicht hinwill -- dann kann man oft genug nur mehr
absteigen und schieben oder illegal am unbemalten Gehsteig
weiterfahren. Auf genau das hat uns das Rathaus seit Jahren trainiert.
Und jetzt sind wir, das radfahrende Volk, die Undisziplinierten...
-br-



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