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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Mai 2010; 17:59
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Frankreich:
> Lohnabhaengige drohten mit Fabrikssprengung
Das Unternehmen Sodimatex arbeitete bislang als Zuliefererfirma fuer 
die Automobilindustrie, fuer welche es Autoteppiche herstellt. Es 
gehoert zur Konzerngruppe Trèves, benannt nach ihrem 
Vorstandsvorsitzenden Bernard Trèves, welche das Werk in den neunziger 
Jahren aufgekauft hatte. Der Konzern moechte die Fabrik in 
Crépy-en-Valois mit ihren fast hundert Lohnabhaengigen dicht machen 
und die Produktion auslagern. Voraussichtlich nach Spanien und 
Portugal, um das durch Renault in Rumaenien produzierte 
"Billig-Auto" -- zum Einstiegspreis von 5.000 Euro -- vom Typ ‚Logan' 
auszustatten. Der Beschluss zur Werksschliessung wurde am 10. April 
2009 durch die Konzernleitung verkuendet. Der Clou dabei ist, dass 
Trèves -- im Zuge der Finanz- & Wirtschaftskrise und im Namen "des 
Erhalts von Arbeitsplaetzen" -- zuvor 55 Millionen Euro von der 
oeffentlichen Hand eingestrichen hatte. Wie der Radiosender ,Europe 1' 
dazu meinte, handelt es sich dabei um eine "staatlich finanzierte 
Auslagerung der Produktion". Der Konzern seinerseits beruft sich auf 
Verluste.
Am 1. April hatten die Lohnabhaengigen zunaechst eine Kreuzung vor dem 
Werk besetzt; es handelte sich jedoch mitnichten um einen Aprilscherz, 
nach dem an jenem Tag niemandem zumute war. Als daraufhin mobile 
Gendarmeriekraefte -- d.h. eine Polizeitruppe, die im franzoesischen 
System dem Verteidigungsministerium untersteht -- zusammengezogen 
wurden, verbarrikadierten die abhaengig Beschaeftigten sich in "ihrer" 
Firma. Sie installierten einen Behaelter mit 5.000 Liter brennbarem 
Gas (das bislang dazu diente, als Treibstoff die Lastenaufzuege in dem 
Unternehmen anzutreiben) auf dem Dach, umgaben ihn mit leicht 
brennbaren Materialien und drohten damit, die Firma in die Luft zu 
jagen. Doch am darauffolgenden Tag, nachdem ein "Abkommen zur 
Verhandlungsmethode" vorab getroffen worden war, stellten die 
Lohnabhaengigen ihre Drohung zunaechst zurueck und liessen sich auf 
Diskussionen ein. Nachdem diese jedoch zunaechst ueberhaupt nicht 
fruchteten, nahmen die abhaengig Beschaeftigten einige Tage spaeter 
ihre Drohung wieder auf.
Das Unternehmen bot urspruenglich eine Abfindungszahlung von einem 
Viertel Monatsgehalt pro Jahr Betriebszugehoerigkeit. Das waere ein 
bisschen hoeher als die gesetzlich vorgeschriebene Minimal-Abfindung 
bei betriebsbedingten Kuendigungen gewesen, doch im Ergebnis noch 
immer ziemlich niedrig. Die Lohnabhaengigen bei Sodimatex forderten 
ihrerseits eine Abfindung mindestens in derselben Hoehe wie die 
Beschaeftigten eines anderen Sodimatex-Werkes, das im Jahr 2006 
dichtgemacht wurde. Jene erhielten damals 21.000 Euro pro Nase 
zusaetzlich zu den (je nach Dauer der Betriebszugehoerigkeit 
variierenden) gesetzlichen Abfindungszahlungen.
In der Nacht zum 14.April kam dann doch der Durchbruch. Dem Vernehmen 
nach lagen die "Angebote", welche die Unternehmensgruppe an die 
Lohnabhaengigen zu richten bereit war, zunaechst noch immer "deutlich 
unterhalb" der von diesen gestellten Forderungen. Zwischendurch war 
einmal von 15.000 Euro Abfindung die Rede gewesen; doch weiter 
Meldungen sprachen dann von "deutlich geringeren" Summen als den 
geforderten 21.000 Euro (zusaetzlich zur gesetzlich vorgeschriebenen 
Mindestabfindung).Doch allem Anschein nach lag das 
Verhandlungsergebnis dann doch mindestens sehr nahe an der geforderten 
Summe. ,Le Monde' sprach in der Nacht zum Mittwoch gar von einer 
Abfindungszahlung in Hoehe von 22.000 Euro pro Nase "ueber die 
gesetzliche Mindestabfindung hinaus", die ausgehandelt worden sei 
(also sogar noch oberhalb der urspruenglichen Forderung der 
Lohnabhaengigen laege). Gewerkschafter dementierten dies allerding und 
gaben an, die ausgehandelten Summen laegen darunter.
(Bernard Schmid auf Labournet.de / bearb.)
Originaltext: 
http://www.labournet.de/internationales/fr/bummdrohung2.html
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