**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Mai 2010; 17:27
**********************************************************

Asyl/Protest:

> 42 Festnahmen bei Abschiebungs-Blockade

Sammelabschiebung akut befuerchtet
Demo: Mittwoch 16h, Rampe Uni Wien

Der Fahrer des Polizeibusses kurbelte das Fenster herunter. "Das ist
jetzt aber nicht euer Ernst!?!" rief er zu den 5 Leuten hinaus, die er
an diesem Donnerstag im Schritttempo vor sich her den Wiener Guertel
hinunter draengte. Bei der Kreuzung Alserstrasse musste er dann
einsehen, dass es den Leuten doch ernst war. Also stoppte er den Wagen
und telephonierte um Verstaerkung. Das taten die Leute auf der Strasse
auch. Das war um 19 Uhr 30.

In den folgenden Minuten tauchten noch ein paar mehr Menschen auf, die
grossteils von der Kundgebung "Amerlinghaus bleibt!" am Rathausplatz
aufgebrochen waren, um gegen die Verhaftung der Mitglieder des
Sans-Papiers-Fussballteams vor den Schubgefaengnis Hernalser Guertel
zu protestieren. 16 Fussballer waren am Vormittag beim Training auf
der Marswiese in Wien-Hernals von einem Polizeiaufgebot festgenommen
worden. Im Laufe des Tages wurden
dann 14 von ihnen wieder freigelassen. Zwei sollten ueberstellt
werden -- moeglicherweise um noch am selben Abend abgeschoben zu
werden. Die besondere Sorge galt dabei dem nun inhaftierten Trainer
der Mannschaft, der als Homosexueller in Nigeria um sein Leben
fuerchten muesste.

Via email und SMS machte die Nachricht von der Verhaftung der Sans
Papiers die Runde. Die Empoerung ueber den unsportlichen
Polizeieinsatz sorgte fuer die Bereitschaft zu einer spontanen
Kundgebung beim Schubgefaengnis Hernalser Guertel. Der "Schuebling"
wurde aber bereits in einem Polizeibus weggebracht, als erst 10
Aktivist_innen vor Ort waren. Der Bus konnte gerade noch gestoppt
werden.

In der Folge trafen immer mehr Aktivist_innen ein und sie alle liefen
zu dem gestoppten Bus. Bald war der Bus von 30 Leuten umringt. Ein zu
diesem Zeitpunkt noch relativ jovial gestimmter Einsatzleiter meinte,
man koennte gerne demonstrieren, aber den Bus sollten man fahren
lassen, sonst wuerde er in einer Minute den Befehl geben, die
Aktivist_innen wegzudraengen. Doch diese setzten sich darauf hin. Und
beide Seiten telephonierten nun nach Verstaerkung.

Spaeter gruppierten sich Polizist_innen hinter dem Bus, holten den
Gefangenen heraus, um ihn in ein 10 Meter entferntes Polizeiauto zu
stecken, das in Gegenrichtung abfahrbereit war. Aber wieder kam es zur
Blockade. Nun gab es die ersten Ruppigkeiten.

Wieder Telefonate. Um ca. 20 Uhr duerfte sich die Gruppe der
Demonstrierenden auf rund 150 verstaerkt haben. Das Polizeiaufgebot
umfasste zu dieser Zeit etwa 50 Einsatzkraefte. Tendenz auf beiden
Seiten weiter steigend. Schliesslich wurde offiziell per Megaphon die
Demonstration fuer aufgeloest erklaert. Und die Polizei war zu allem
bereit. Der Befehl lautete "Durchziehen, koste was es wolle!" wie es
auf wientv.org zu hoeren ist. Die Folge: Gerangel, Pruegel und 42
Festnahmen.

Der Bus konnte weiterfahren, so sie wirklich an diesem Tag geplant
war, war es schon zu spaet. Allerdings soll das heute, Dienstag, oder
morgen nachgeholt werden: Die beiden Fussballer sollen gemeinsam mit
20 anderen Nigerianern im Zuge einer FRONTEX-Sammelabschiebung ausser
Landes gebracht werden. Blockadeaktionen sind geplant, am Mittwoch
soll es eine Demo ab 16h, Rampe Uni Wien geben. Laufende Infos sind am
ehesten ueber Indymedia zu erhalten.
(MUND-Sonderausgabe/akin)


WWWebtip: http://wientv.org/2010/05/02/fusballer-abschiebung-verhindert
Eine ausfuehrliche Doku der Geschehnisse und wieder einmal auch des
manifesten wie handgreiflichen Willens der Polizei, die freien Medien
an der Ausuebung ihrer Pflichten zu hindern.



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin