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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. Maerz 2010; 22:24
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EU/Medien/Kapitalismus:
> Es waechst zusammen...
Westeuropaeische Medienkonzentration in Osteuropa
Man darf gespannt sein, was die Kartellwaechter der EU dazu sagen 
werden. Wahrscheinlich nicht viel, weil wenn zwei europaeische 
Medienkonzerne sich einig sind, was will die EU denn da schliesslich 
noch wollen: Der Schweizer Ringier-Verlag ("Blick") und die Axel 
Springer AG ("BILD", "Die Welt") gaben am 23.Maerz bekannt, dass sie 
ihr Osteuropa-Geschaeft in Zukunft gemeinsam fuehren wollen. Und 
dieses Geschaeft ist nicht gerade duerftig. Springer bringt das 
Geschaeft seiner Tochtergesellschaften in Polen, Tschechien und Ungarn 
ein, Ringier das seine in Serbien, der Slowakei, Tschechien und 
Ungarn. Die beiden Unternehmen haben in Osteuropa zusammen bereits 
ueber 100 Printtitel (34 Zeitungen, 73 Zeitschriften) und ueber 70 
Online-Angebote auf dem Markt -- Mitarbeiterstand: 4800, gesamter 
Jahresumsatz 2009: 414 Mio Euro, Gewinn vor Steuern 62 Mio.. Die 
beiden Konzerne werden je zur Haelfte an der neuen, gemeinsamen 
Unternehmung mit Sitz in Zuerich beteiligt sein. Da Springer in dieser 
Allianz das kleinere Portfolio beisteuert, zahlen die Deutschen 125 
Mio EUR Kompensation an die Schweizer, zusaetzlich zur Einlage von 50 
Mio EUR.
Beispiel Ungarn: Ringier ist seit fast 17 Jahren hier aktiv. Das 
bekannteste Projekt ist das Boulevardblatt "Blikk", seit 1994 auf dem 
Markt. Neben dem Erwerb von Anteilen an der Tageszeitung Népszabadság 
(von Springer) und dem Kauf der Sportzeitung Nemzeti Sport, brachte 
Ringier etliche Magazine auf den Markt. Noch frueher stieg Springer in 
Ungarn ein, bereits 1990 sicherte man sich den Zugriff auf die 
groessten Regionalzeitungen des Landes, wovon neun im Bestand 
geblieben sind. Ausserdem ist Springer Marktfuehrer im Bereich der 
Wochenzeitungen und Magazine in Ungarn.
"Wir glauben an Osteuropa", sagte zu diesem neuen Zusammenschluss 
Springer-Chef Mathias Doepfner. Man moechte auch noch weiter 
expandieren. Selbst eine Erweiterung des Joint-Ventures auf andere 
osteuropaeische Staaten wie Rumaenien oder die Ukraine schloss der 
Springer-Chef fuer die Zukunft nicht aus. Allerdings geht es hier 
vielleicht gar nicht darum, im Osten mit dem Verlegen von Zeitungen 
ein grosses Geschaeft zu machen. Der "Pester Lloyd" hat da ganz andere 
Vermutungen: "Fast alle Zeitungs- und Magazintitel litten in den 
letzten Jahren unter Leser- und Abonenntenverlusten, im Krisenjahr 
kamen noch heftige Einbrueche bei den Anzeigenumsaetzen hinzu. ... 
Springer und Ringier erwarten sich von der Zusammenlegung des 
CEE-Geschaeftes deutliche Kostenvorteile und Synergien bei der 
Vermarktung. Dass das Portfolio dann in einigen Jahren an die Boerse 
kommt, heisst nichts anderes, dass beide Verlage einen eleganten Weg 
suchen, um das eigentlich laestige und nicht mehr sonderlich 
profitable Ostgeschaeft loszuwerden und dabei noch einen schoenen 
Batzen Geld zu verdienen." Wer dann naemlich in den Ostmarkt 
einsteigen will, wird um dieses Kartell nicht mehr herumkommen.
Mit dem erloesten Geld koennte Ringier dann zum Beispiel sein 
Engagement in China ausbauen. Oder Springer seines in Russland --  
wenige Tage vor der Bekanntgabe der Gruendung der gemeinsamen 
Tochtergesellschaft hatte Springer von den russischen Behoerden das 
Okay bekommen, die Russland-Tochter des Zeitschriftenkonzerns "Gruner 
+ Jahr" zu uebernehmen. Springer verlegt schon jetzt in Putins Reich 
die russischen Lizenzausgaben von "Forbes Magazine", "Newsweek" und 
"Computer Bild".
(akin)
Quellen: Diverse Wikipedia-Artikel, 
http://www.pesterlloyd.net/2010_12/12ringierspringer/12ringierspringer.html
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/medien-springer-und-ringier-vereinen-osteuropa-geschaeft;2551426
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