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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. Maerz 2010; 22:27
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Frankreich/Kapitalismus/Widerstand:
> Drittes Bossnapping heuer in Zentralfrankreich
Der Werksdirektor der europaeischen Filiale des in den USA ansaessigen 
Automobilzulieferers Sullair, Yves de Waroquier, der eine Fabrik in 
Montbrison im zentralfranzoesischen Département Loire leitet, hat die 
Nacht vom Mittwoch, den 10., auf Donnerstag, den 11.3., in einem Buero 
verbringen muessen. Dort wurde er durch Lohnabhaengige, die mit der 
angekuendigten Werksschliessung und dem Verlust ihrer Arbeitsplaetze 
"unzufrieden" waren, festgehalten. De Waroquier war erst am 10. durch 
Henry Brooks, den Vorsitzenden der Sullair Corporation in den USA (zum 
Konzern United Technologies gehoerend), zum Co-Leiter der Firma im 
Département Loire ernannt worden. Konkret sollte er deren Abwicklung, 
die am 7. Januar dieses Jahres durch die US-Zentrale zusammen mit der 
Schliessung der Europafiliale beschlossen worden war, durchfuehren. Am 
10. hatten Henry Brooks und seine Personaldirektor sich persoenlich, 
unter dem Schutz von mindestens zehn Leibwaechtern, an den Firmensitz 
in Montbrison begeben, wo eine Sitzung des Comité d'entreprise 
(ungefaehre funktionelle Entsprechung zum deutschen Betriebsrat) 
stattfand. Aufgrund ihres Personenschutzes konnten die 
US-Konzernvertreter ungehindert wieder abmarschieren, doch hielten die 
Lohnabhaengigen im Anschluss "ihren" Werksdirektor de Waroquier ab 18 
Uhr in den Bueroraeumen der Firma fest.
Am naechsten Tag war jedoch noch immer keine Verhandlung mit den 
Lohnabhaengigen auf die Tagesordnung gesetzt worden. Eine abhaengig 
Beschaeftigte des Werks kuendigte darum an: "Wir sind organisiert, um 
das ganze Wochenende hier zu bleiben, falls es noetig ist".
Am Donnerstag frueh versuchte Werksdirektor de Waroquier "vergeblich" 
(so der zitierte Artikel im ,Figaro'), die 112 Lohnabhaengigen der 
Fabrik zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen. Diese fordern jedoch, 
zuerst ueber ein "interessantes" Angebot fuer Abfindungs- und 
Entschaedigungszahlungen zu verfuegen.
Es handelt sich bereits um die dritte Bossnapping-Aktion im 
zntralfranzoesischen Département Loire (in der Naehe von Lyon) seit 
Anfang des Jahres. Zuvor waren waren Ende Januar vier Manager des 
schwedischen Konzerns Akers in einer Fabrik in Fraisses fuer 
vierundzwanzig Stunden festgehalten worden, und Anfang Maerz 
"erwischte" es zwei Manager einer Niederlassung des deutschen Konzerns 
Siemens in Saint-Chamond.
(Bernard Schmid, 11. Maerz 2010/bearb.)
Quelle: http://www.labournet.de/internationales/fr/festsetzen13.html
Anmerkung: Der "Figaro" berichtete tags darauf, dass de Waroquier noch 
eine zweite Nacht im Buero verbringen musste. Fuer spaeter gibt es 
keine Berichte. Sie werden ihn wohl dann doch freigelassen haben. ###
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