**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Maerz 2010; 22:07
**********************************************************
Slowakei:
> Roma-Internate als "Loesung"
Nicht nur in der Tschechischen Republik, von der in letzter Zeit 
haeufiger in Medienberichten zu hoeren war, sondern auch in der 
Slowakei haben Kinder aus Roma-Familien kaum Chancen auf einen 
buergerlichen Bildungsweg. Ueberdurchschnittlich viele Roma werden in 
Sonderschulen fuer geistig behinderte und lernschwache Schueler 
abgeschoben.
Der sozialdemokratische Premier Robert Fico hat da eine Idee. Doch 
weiss er jetzt schon, was ihn in der EU erwarten wird: "Es wird 
grossen Mutes beduerfen und zweifellos werden sich alle aus dem 
Menschenrechtsbereich ueber uns hermachen". Seine Idee: Eigene 
Roma-Internatsschulen! Fico: "Die Slowakei hat zwei Alternativen. 
Entweder kann sie die Romagemeinschaft ihrem heutigen Zustand 
ueberlassen, wodurch eine weitere, mehrere tausend Mitglieder 
zaehlende Schicht entstehen wird, die nicht faehig sein wird, sich in 
die Gesellschaft einzubringen oder sie kann jetzt mit der Erziehung 
junger Menschen in diesen Internatsschulen beginnen". Fico, bekannt 
fuer manchmal recht unortodoxe Ideen, meint neben der zu erwartenden 
Kritik in der EU auch bereits "auf offene Tueren" gestossen zu sein.
Allerdings ist das ganze etwas unausgegoren: Bislang ist ueberhaupt 
nicht klar, auf welchen Schultyp sich das Projekt bezieht, ob es 
wirklich freiwillig sein soll und wie dann die Lehrplaene aussehen 
wuerden. "Betrifft das Internat nur die Grundschulzeit oder geht der 
parallelle Bildungsweg bis ins Gymnasium, wird es bald eigene 
Romahochschulen geben? Wann stossen die 'Sonderschueler' wieder auf 
das richtige Leben?" fragt die ungarische Tageszeitung "Pester Lloyd". 
Und bemerkt dazu auch noch: "Denken wir nur an die Internate fuer die 
'First Nations' im Kanada der 60er bis 80er Jahre des 20. Jh. als man 
aus 'reckigen Rothaeuten' brave Christenmenschen machen wollte. Es 
muss in der Slowakei nicht einmal so krass zugehen, um zu erkennen, 
dass in solchen Internaten zwar einige kluge Abgaenger grossgezuechtet 
werden koennen, daraus aber keine freie und selbstverantwortliche 
Minderheit entsteht."
Auch Branislav Tichy von Amnesty International meinte gegenueber der 
Nachrichtenagentur AFP, ein derartiges Projekt werde das groesste 
Problem der Roma, die Ausgrenzung, nicht loesen. "Jede weitere 
Ausgrenzung der Roma-Kinder aus dem gemeinschaftlichen Bildungssystem 
waere eine Missachtung ihrer Rechte", so Tichy.
(akin)
Quellen: 
http://www.centropolitan.eu/forschung-bildung/umstrittene-bildungsoffensive.html
http://www.pesterlloyd.net/2010_10/10romabildung/10romabildung.html
http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/slowakei-regierungschef-fordert-internate-fuer-roma-kinder_aid_487841.html
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin