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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Maerz 2010; 22:08
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Papua-Neuguinea/Umwelt:
> Chinesischer Kolonialismus
Das Bergwerk Ramu -- der Anfang einer sehr schmutzigen Geschichte
Im Nord-Osten Papua's, der groessten Insel des Pazifiks, in der 
Provinz Madang, liegt eine Riesengrube im Bau: Ramu - wo, falls alles 
planmaessig verlaeuft, in den naechsten Tagen "die Chinesen", d.h. die 
staatseigene "Chinese Metalurgical Construction Corporation" (dort 
einfach als MCC bekannt) mehr als 30.000 Tonnen Nickel und 3.300 
Tonnen Kobalt pro Jahr ausbuddeln wollen um es gemeinsam mit dem 
anfallenden Abraum durch ein 135 km langes Rohr nach Basamuk, an der 
Astrolabe-Bucht, zu schicken.
Und dieser Schlamm mit dem Abraum (man redet von 100 Millionen Tonnen, 
wobei unklar ist, ob diese "runde Zahl" fuer das geplante Bestehen - 
20 Jahre - der Ramu-Grube, oder einfach fuer die "naechsten Jahre" 
anfallen soll...) ist etwas problematisch. "Man" muesste diesen 
Schlamm einfach ins Meer pumpen. Andere Loesungen, falls es sie geben 
sollte, sind "zu teuer".
Hier benehmen sich "die Chinesen" genau wie australische oder 
amerikanische Kapitalisten. Profit vor Umweltschutz. Was in PNG 
passiert ist "weit weg, und wird uns kaum stoeren".
"Man" hofft (genaue Studien sind kaum vorhanden oder geheim), das 
dieser Schlamm einfach am Meeresboden bleiben wird. Dass er weder dem 
noch lebenden Korallen-Riff, noch den Fischen gut tun wird, steht 
jedoch ausser Frage. Und um das Abfallrohr hinaus ins Meer zu leiten 
sollte in den naechsten Tagen das Korallenriff zumindest teilweise 
gesprengt werden.
Anders als im Film "Avatar" ist die Natur dort waffenlos. Die Fische 
und die Korallen haben keine Klauen. Sie koennen sich kaum wehren. 
Tja, und die Leute? Die PNG Regierung, in der fernen Hauptstadt Port 
Moresby? Die Regierung steht an der Seite der Ausbeuter, gegen ihr 
eigenes Volk.
An wen in der Regierung welches und wieviel Geld genau (offiziel 
sprechen die Grubenverwalter von $ 700,000 oder vielleicht - noch 
immer laecherlich wenig - von $ 3 Millionen) - geflossen ist, bleibt 
"unsicher". In Madang spricht man von durchgehender Korruption. 
Jedenfalls bleibt der einst sehr verehrte Landesvater und heute wieder 
Regierungschef Michael Somare fuer diese und auch andere Fragen im 
Clinch mit dem PNG "Ombudsman", der mehr Transparenz fordert.
Es handelt sich aber um viel mehr als nur einen Streit wegen der 
Meeresvergiftung zwischen der Kuesten-Bevoelkerung um Lalok an der 
Astrolabe-Bucht und der chinesische Grubenverwaltung (und der sie 
unterstuetzende Port Moresby Regierung).
In Kurumbukari, in den Bergen, wo das Riesenloch - die eigentliche 
Grube - entsteht, sind die enteigneten Landesbesitzer bis jetzt noch 
eher traurig als wuetend. Aber entlang der Rohrleitung, sie ist kaum 
eingegegraben, redet man von "Rohrbruechen".
Jetzt, zwanzig Jahre nach den ersten friedlichen, niedergewalzten 
Protesten der Bevoelkerung hatten die Nasioi Bougainville's - 
inzwischen gelernte Sprengstofffachmaenner - den ersten Strommast der 
Panguna Grube gesprengt. Daraufhin wurde zuerst die 
Bereitschaftspolizei, dann die PNG Armee mit australischer Leitung, 
Waffen, Hubschraubern, usw. gegen die Bougainviller eingesetzt.
Die Chinesische Frage wird da kaum "verschwinden". Schon jetzt kam es 
zu Auseinandersetzungen zwischen Chinesen und Papouaner um die Grube, 
sogar zu einigen Toten. Es steigt ein (noch!) lokaler 
"Anti-Chinesismus". Aber dieses Problem droht sich sehr weit zu 
verbreiten: Durch ganz PNG so wie in die Nachbarlaender Indonesien, 
Ost Timor, den Salomonen, in fast jedem Ort und Stelle, gibt es 
"Chinesen". Diese besitzen keine Gruben. Sie haben - alle Umstaende 
eingerechnet - eine soziale Stelle aehnlich mancher juedischer 
Kleinbuerger, im Vorkriegs Ost Europa. Und das Risiko entsteht, das 
der Streit um die Nickel-Kobalt Grube Ramu ganz weit ueberschwappt, in 
eine unvoraussehbahre anti-Chinesische rassistische Entwicklung.
Noch dazu: Es gibt sowohl australische, britische, als US 
Amerikanische Verflechtungen um die Gruben in PNG und im indonesisch 
besetzten West-Papua. Der Streit um Ramu kann sich auch hier 
ausbreiten, mit schwer absehbaren Folgen und Entwicklungen.
*Max Watts*
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Nachtrag 24.3.: Nach LayOut-Schluss der Papierausgabe wurde uns vom Autor 
mitgeteilt, dass der Konzern nun vielleicht doch seine Plaene fallen 
laesst und "auf dem Rueckzug" sei. Lokalen Pressemeldungen vom 
22.Maerz ist zu entnehmen, daß ein Bundesgericht in Papua-Neuguinea die 
Errichtungsarbeiten fuer die Mine mit sofortiger Wirkung gestoppt hat.
Landbesitzer der Region hatten wegen der Umweltvergiftungen Klage
eingebracht.
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