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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. Maerz 2010; 19:30
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Justiz//Kommentar:
> Klenk gegen Balluch
Florian Klenk vom Falter hat sich neulich schwer in die Nesseln 
gesetzt und wohl weite Kreise des doch eher alternativen Publikums 
seines Blattes vergraetzt. "Oesterreichs militante Tierschuetzer sind 
zu weit gegangen. Die Polizei hat zu Recht gegen sie ermittelt." Das 
ist die Conclusio seines Textes in Falter 08/2010 zum nun beginnenden 
Verfahren nach §278a StGB. Klenk schildert empoert die von Polizei und 
Staatsanwaltschaft zusammengetragenen Straftaten, die der 
Tierrechtsszene zugeschrieben werden. Natuerlich: Noch immer gibt es 
keine Beweise gegen Balluch und Co. selbst irgendetwas davon getan zu 
haben, das ist aber fuer Klenk genausowenig relevant wie fuer die 
Staatsanwaltschaft: "Die Polizisten ahnten, dass sie die konkreten 
Taeter nicht finden wuerden. Sie griffen nun auf einen Paragrafen 
zurueck, der einst fuer Schutzgelderpresser und Schlepper erdacht 
worden war: den 278a des Strafgesetzbuches." Und das war laut Klenk 
auch ganz richtig so, denn selbst wenn es zu Freispruechen kommen 
sollte, stuende fest: "dass die Polizei im Auftrag der Justiz 
wertvolle Strukturermittlungen vornahm - egal ob die Beweise nun zu 
strafrechtlichen Verurteilungen fuehren oder nicht."
Martin Balluch, einer der Angeklagten, in einem Interview darauf 
angesprochen, schaeumte. Er nennt die Relationen voellig ueberzogen --  
die Soko Pelztier habe kleinere Sachbeschaedigungen untersucht wie ein 
paar eingeschlagene Scheiben und weil das Auto eines Firmenchefs mit 
Lack ueberschuettet worden sei. Selbst wenn er, was er bestreite, fuer 
diese Aktionen verantwortlich gewesen sei, hielte er die Reaktion fuer 
voellig unangemessen: "Ich kann nur sagen, bei uns ist das Auto 
dreimal mit Lack uebergossen worden, man hat uns auch die Scheiben 
eingeschlagen, man hat uns die Tuerschloesser verklebt -- und wo ist 
da die Sonderkommission?" Balluch spricht auch von blutigen Attacken 
gegen Teilnehmer der Kundgebungen vor Kleiderbauer-Filialen: "Wieso 
ist das keine Aufregung wert?" Und er attackiert Klenk und den Falter: 
"Also das klingt mir sehr nach politisch motiviertem Schreiben und 
politisch motivierter Sonderkommission!"
Nun kann Martin Balluch zwar wohl keiner Fliege was zu leiden tun 
kann, aber er ist sicher kein Waserl und es ist nicht anzunehmen, dass 
er ueber strafrechtlich belangbare Aktionen immer ehrlich empoert war. 
Und viele der Methoden mancher Tierschuetzer, -rechtler und -befreier 
sind sicher mehr als nur bedenklich. Das koennte auch der Grund fuer 
Klenks Formulierungen gewesen sein. Ihm stinkte wohl der 
vorweggenommene Freispruch durch Linke und Gruene und die 
Verharmlosung dieser Methoden von Teilen der Tierrechtsszene an. 
"Politisch motiviertes Schreiben" kann man ihm damit zwar vielleicht 
unterstellen, aber nur insofern, dass er selbst diese Verharmlosung 
fuer politisch nicht angebracht haelt. Und man kann Klenk auch zu Gute 
halten, dass er in seinem Text massiv davor gewarnt hatte, dass auf 
der Basis einer "gefaehrlich schwammigen" Anklage die Richterin 
vorschnell verurteilen koennte: "Weder vom Polizeistaatsgeschrei der 
´Tierrechtler´ noch von den Vermutungen der Polizei darf sie sich 
leiten lassen. Sie muss eindeutige Beweise verlangen."
Wenn Klenk aber meint, Polizei und Anklagebehoerde koennten sich 
aufgrund von eben derart schwammigen Verdachtsmomenten das Recht auf 
polizeistaatliche Methoden ertrotzen mit der Entschuldigung, 
"wertvolle Strukturermittlungen" seien notwendig gewesen, dann leistet 
er den Menschrechten einen Baerendienst. Denn Florian Klenk ist nicht 
irgendwer, sondern ein Journalist dessen kritisches Verhaeltnis zu 
Polizei und Justiz bekannt ist -- wenn er der Polizei nun recht gibt, 
dann ist das etwas anderes als wenn das beispielsweise ein Andreas 
Unterberger tut. Damit stellt er den Behoerden einen Persilschein aus 
und erhoeht die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Polizeimethoden 
auch in liberalen, sozialdemokratischen und gruenen Kreisen.
Das allerdings kann dann gefaehrlich werden -- fuer alle, die sich in 
diesem Land auch nur ansatzweise mit Politik auseinandersetzen. Und 
damit wohl nicht zuletzt auch fuer ihn selbst.
*Bernhard Redl*
Klenks Artikel:
http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=1098
Interview mit Balluch:
http://wientv.org/2010/02/28/martin-balluch-am-rande-der-demo-gegen-%C2%A7278ff/
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