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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Februar 2010; 20:55
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Debatten:
> Demo-Kritik
Vergangenen Freitag (19. Feb) fand in Wien eine Demonstration gegen 
das repressive Verhalten der Exekutive am 30. Jaenner anlaesslich der 
nowkr-Demo statt. Der Verlauf des Protestmarsches wurde ueber 
indymedia folgendermassen angekuendigt: "Die Demoroute fuehrt vorbei 
an Innenministerium, Bundeskanzleramt, der Bundespolizeidirektion Wien 
und der Rossauer Kasserne."
Die Zahl der Demonstrierenden belief sich auf etwa 150 Leute, auf 
diese kamen gefuehlte 10 rote Fahnen und 5 Megaphone. Mitrufen war 
sinnlos, weil man eh hauptsaechlich die Megas hoerte. So muehten wir 
uns auch nicht damit ab, Parolen zu erfinden, es haette sie eh keiner 
wahrgenommen. Auffallend war vor allem die "Revolution", die zum 
ersten Mal nicht in der Masse der Demo unter zu gehen drohte, 
sondern -- im Gegenteil -- anscheinend die Spitze der Demo bildete.
Beim Generali-Center begab sich die Demo dann auf den Gehsteig, zur 
Abschlusskundgebung, wie die Menge missmutig bemerken musste. Ein Typ 
mit Megafon erklaerte die Versammlung fuer aufgeloest und ein 
trotziges Maulen ging durch die Menge. Ein anderer Typ mit Fahrrad 
sagte uns, er habe die Demo angemeldet, und sie sei nicht in seinem 
Auftrag beendet worden.
Also entschlossen sich ca. 10 Leute, die Mariahilferstrasse weiter 
hinunter zu gehen, um 20 Meter weiter, nach der Kreuzung stehen zu 
bleiben. Weitere DemonstrantInnen troepfelten nach. Als zweimal 
"Solidarisieren - Mitmarschieren" gerufen wurde, kamen noch ca. 30 bis 
50 Leute aus der ratlosen Menge vorm Generali-Center hinueber. Jetzt 
wurde es wohl auch dem Typen auf dem Fahrrad zu heiss, und er loeste 
die Demo offiziell auf. Die Versammlung loeste sich auf, und ca. 20 
Personen fanden sich an einem neuen Treffpunkt ein, um das weitere 
Vorgehen zu beraten.
Man einigte sich darauf, sich eine dreiviertel Stunde spaeter in der 
Innenstadt zu treffen. Fuer den Fall einer Behinderung durch die 
Polizei wurde ein weiterer Treffpunkt vereinbart, von dem aus es 
weitergehen sollte.
Das hat dann - laut n3tw0rk.org - auch gut funktioniert: "Es haben 
sich ca 30-40 Leute in der Innenstadt getroffen und es gab laute 
Sprechchoere. Als die Bullen gekommen sind, haben sich die Leute wie 
vorher ausgemacht zerstreut und spaeter an einem anderen Ort wieder 
getroffen. Daraufhin zogen die Menschen in Kleingruppen und Einzeln 
ueber die Kaernterstrasse und skandierten Parolen , wobei die 
DemonstrantInnen untereinander in Sichtweite blieben, jedoch nicht als 
geschlossene Demo auftraten. ... Dannach fuhren die Leute geschlossen 
zur Rossauer Kaserne. Dort angekommen wurde weiter lautstark 
demonstriert, wobei auch einige Zeit die Rossauer Laende blockiert 
wurde. Dann hat sich die Geschichte selbst aufgeloest."
Zu Denken gibt mir aber das Verhalten der Gruppierungen, die bei der 
Demo auf der Mariahilferstrasse den Ton angegeben haben. Es wirkte, 
als waere hier zu einer Demo mobilisiert worden, um dann die Praesenz 
der eigenen Gruppe und ihre "Entschlossenheit" in Sachen 
Antifaschismus zu demonstrieren. Laute Megaphone und hohle Parolen 
sind nicht so die tolle Kombination, und erwiesen sich einmal mehr als 
wahre Partizipationskiller.
-postcore-
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> Uebertragen ist nicht ueberwachen
Auch bei der Demo fuer Demonstrationsrechte war wieder einmal ein 
Kamerawagen der Polizei mit -- allerdings, ohne dass eine Ueberwachung 
amtlich angekuendigt worden waere, wie es im Gesetz steht. WienTv 
befragte die verantwortlichen Polizisten und bekam zuerst die 
Auskunft, die Kamera waere ausgeschaltet und auf Insistieren war 
ploetzlich zu hoeren, die Kamera wuerde nicht aufzeichnen, sondern 
"uebertragen" -- wohin sie uebertrug und ob dort nicht doch 
aufgezeichnet wurde, war nicht zu erfahren, denn die beiden Polizisten 
entzogen sich einfach dem Interviewer.
Video auf 
http://wientv.org/2010/02/19/uberwachungsstaat-versus-versammlungsfreiheit/
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