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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Februar 2010, 16:56
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Extrablatt
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Soziales/Glosse:

> Beweis der Ungerechtigkeit

Private Gedanken zum Opernball bzw. zur Opernballdemo

Inge Baldinger schrieb am 10.2. in den Salzburger Nachrichten: "Vor einem
Jahr konnte einem ganz schoen mulmig werden. Krise, Krise, Krise schrie es
einem aus Radio und Fernsehen, aus Zeitungen und Magazinen entgegen.
Seltsamerweise ging das Leben trotz dieser Beschwoerungen fuer die
allermeisten Menschen ganz normal weiter. Aber die Arbeitslosigkeit stieg.
Und Wirtschaftskapitaene und Banker zeigten sich lieber nicht auf dem
Opernball - weil das in Zeiten der Krise keinen schlanken Fuss gemacht
haette. Heute, ein Jahr spaeter, ist die Arbeitslosigkeit eklatant
gestiegen. [...] Aber das Wort Krise faellt seltsamerweise nur noch ganz
selten. Und so duerfen sich heuer auch wieder Wirtschaftskapitaene und
Banker auf dem Opernball zeigen - ganz ohne Sorge wegen moeglicher
"antikapitalistischer" Proteste. Heuer hat es nicht einmal mehr zu einem
Opernballdemo-Aufruf via Facebook gereicht. Daraus laesst sich viel ueber
die Psyche lernen. Zum Beispiel, dass permanentes Unken die Feierlaune
wesentlich staerker vermiest als katastrophale Fakten. Zum Beispiel, dass
der Mensch die erfreuliche Neigung hat, auch in Krisenzeiten den Spass an
der Freud' nicht zu verlieren - und wenn's nur zur Ablenkung ist. Oder zum
Beispiel, dass der Opernball seine Rolle als liebstes Feindbild der
"kritischen" Jugend los ist. ...... "

Es ist wirklich ein TRAUERSPIEL, dass nicht einmal der schwachsinnige
Opernball, wo alte Grafen und Graefinnen sich gemeinsam mit Managern
(vielleicht auch Managerinnen) und KapitalistInnen sowie mit neoliberalen
und konservativen (und leider auch linken) PolitikerInnen vergnuegen, und
einen Betrag "ungschaut" ausgeben, den eine Familie nicht einmal in einem
Jahr zur Verfuegung hat, wenn Kosten fuer Loge usw. einberechnet werden.

WENN ES EINEN BEWEISS GIBT, DASS WIR HIER IN OESTERREICH
IN EINEM EXTREM UNGERECHTEN LAND LEBEN (NICHT ZU
VERGESSEN AUF DIE WELTWEITE SITUATION), DANN IST UND
BLEIBT ES DER OPERNBALL.

Und das ist Grund genug, gegen diese Show der Superreichen aufzutreten!!!

Es ist traurig, wenn die Opfer eben dieser "Reichen und Schoenen" diesem
Spektakel vor dem Fernseher zujubeln.

Noch traurigrer ist, wenn ehemalige AktivistInnen unser Engagement
laecherlich machen und es wird hoffentlich auch den Gruenen nix bringen,
wenn sie sich damit an die buergerlichen Medien anbiedern.

Ich bin stolz, dass ich schon bei der ersten Opernballdemo zu den
AufruferInnen gehoerte und ich werde heute wieder vor die Oper schauen,
vielleicht kommen auch andere - es waere zumindest eine kleine Hoffnung,
dass es in diesem Land auch Menschen gibt, die mehr bewegt, als die
Lebensgeschichte der aktuellen Freundin des Baumeisters, der gerade als
Symbol fuer diesen Ball steht.

Haette ich noch eine Motivation gebraucht, heute vor die Oper zu
marschieren, der Artikel in den Salzburger Nachrichten - die ich ansonsten
sehr schaetze - waere so eine gewesen.

Im Uebrigen gibt es einen schoenen Spruch des Kirchenlehrers Ambrosius aus
dem 4. Jahrhundert, der gut zu diesem Ball passt: "Es ist nicht dein Gut,
mit dem du dich gegen den Armen grosszuegig weist. Du gibst ihm nur zurueck,
was ihm gehoert. Denn du hast dir herausgenommen, was zu gemeinsamer Nutzung
gegeben ist. Die Erde ist fuer alle da, nicht nur fuer die Reichen."
*Alois Reisenbichler*


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