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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. Februar 2010; 13:31
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Schweiz:

> Mediale Krawallerie

Die Anti-WEF-Demos sind grossteils ohne groebere Schlaegereien
abgelaufen. In Luzern war es ueberhaupt nur ein gemuetlicher
Spaziergang. Die Randale blieb aus. Blochers SVP ist empoert.

Januar. Schmierenkomoedienzeit. Anti-Wef-Demo-Zeit. Jedes Jahr, an
mindestens einem Ort der Schweiz, darf die Lokalpresse Krawalle
befuerchten (und insgeheim herbeisehnen). Sie darf Randalebilder aus
dem Archiv holen und mit hyperventilierenden Gewerbe- und
Politiktreibenden das Januarloch stopfen.

Am Samstag war es in Luzern so weit. In Bewegung gesetzt hatte sich
die mediale Krawallerie aber schon am 6, Januar. «Es gab bisher noch
keine Anti-Wef-Demo ohne Ausschreitungen», gab «Sicherheitsexperte»
Pius Segmueller im morgendlichen Gratisblatt bekannt. Unwidersprochen.
Dabei gaebe es Dutzende Beispiele gesetzeskonformer Anti-Wef-Demos.

Aehnlich kompetent das Gratisblatt am Abend, ein paar Tage spaeter:
«Angst vor Anli-Wef-Demo". Dazu ein Bild mit Wasserwerfern und
martialischen Polizisten. Legende: «Schlimme Szenen: Anti-Wef-Demo in
Bern am 19. Januar 2008.» Waere darunter nicht noch ein als Artikel
getarntes Communiqué der lokalen SVP gestanden, das Arrangement haette
an Subversion gegrenzt (an jener Demo hatte es keine Sachschaden
gegeben. Wenn jemand fuer schlimme Szenen gesorgt hatte, dann die
Berner Polizei mit zahlreichen Praeventivfestnahmen,)

Der Praesident der Stadtluzerner SVP befuerchtete nun keine
Ausschreitungen mehr, sondern prognostizierte sie. In der bezahlten
(Monopol-)Presse ging die heitere Panik munter weiter.
Gewerbetreibende rechneten mit Gewalt und Umsatzeinbussen- Am Schluss
war man dankbar, als die Polizeidirektorin (Ursula Staemmer,
Law-and-order-Fluegel der SP) einer Journalistin geduldig erklaerte,
dass eine Demo nicht nur durch Industriequartiere fuehren kann, da sie
ja gerade bezweckt, gesehen zu werden.

"Menschenrecht auf Arbeit"

Am Samstag ist es so weit. Etwa 400 DemonstrantInnen ziehen auf einer
muehsam ausgehandelten Route («Gueterabwaegung!») durch halbbelebte
Strassen, umringt von Zivilpolizisten und Buergern, die gerne
Zivilpolizisten waeren (und deshalb fleissig knipsen).

Es bleibt ruhig. Happy End? Nein. Zugabe: Schon am Montag fordert die
SVP rueckwirkend, die Polizei haette eingreifen muessen (es hatte ein
paar Vermummte). Jetzt ist also die fuer einmal recht diskrete Polizei
schuld daran, dass es keine Ausschreitungen gab und sich die Prognose
des SVP-Praesidenten nicht bewahrheitet hat. Die morgendliche
Gratiszeitung outet die Tochter der Polizeidirektorin, laut dem
SVP-Praesidenten hat sie sich an der Demo beteiligt (sie haette sich
vermummen sollen). Als Finale der Kommentar in der sonntaeglichen
Bezahlzeitung der Zentralschweiz "Vom friedlich verlaufenen Anlass
darf man sich nicht blenden lassen. (...) Eine Demonstration mitten in
der Stadt und zur besten Einkaufszeit haelt viele Kunden ab, (...) in
die Stadt zu gehen.» Und Zeitungsartikel? Kein Wort davon, dass auch
die einen davon abhalten koennen.

Dann, gegen Ende des Kommentars, die Sensation: «Es besteht nicht nur
ein Recht zu demonstrieren, sondern auch ein Menschenrecht auf
Arbeit.» Und das ist jetzt hoechst subversiv: klammheimlich die
Forderung nach Vollbeschaeftigung einschmuggeln. Bravo! Applaus!
Fertig Schmierenkomoedie.
(Dinu Gautier, WoZ 28.1.2010, leicht gek.)




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