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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. Februar 2010; 13:28
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Deutschland:
> Staatsanwaltschaft gegen antfaschistische Blockaden
Auf Beschlagnahmungen von Plakaten mit Aufrufen gegen einen 
Naziaufmarsch in Dresden folgten Wellen der Solidaritaet.
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Am 19.Jaenner wurde der Berliner Szeneladen "Red Stuff" und die 
Dresdener Landeszentrale der Partei "Die Linke" von Landeskriminalamt 
und Polizei durchsucht. Grund fuer die Razzia war ein 
Durchsuchungsbeschluss des Dresdner Amtsgerichts fuer Plakate und 
Aufrufe des zivilgesellschaftlichen Buendnisses "Dresden nazifrei".
Der Buendnisaufruf hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Naziaufmarsch 
mit Blockaden zu verhindern. Anlass ist der 65. Jahrestag der 
Bombardierung Dresdens durch die Alliierten. Im vergangenen Jahre war 
es dem Verein "Junge Landsmannschaft Ostdeutschland e.V." (JLO) 
gelungen, den groessten rechtsextremen Aufmarsch nach 1945 in Europa 
auszurichten. An die 6.000 Teilnehmer aus allen Spektren der Szene 
waren gekommen, um den "deutschen Opfern des alliierten Bombenterrors" 
vom 13. Februar 1945 zu gedenken. Ein aehnliches Aufkommen wird auch 
fuer heuer befuerchtet.
Das Dresdner Amtsgericht sieht in dem oeffentlichen Aufruf ("Gemeinsam 
Blockieren") den Versuch, eine genehmigte Versammlung der Nazis zu 
verhindern und damit einen Aufruf zu Straftaten. Ziel der 
Durchsuchungen ist es, den oder die Urheber des Aufrufs und der 
Plakate zu ermitteln, es drohen bis zu drei Jahre Haft.
Der naechste Schritt der Behoerden war, dass die Staatsanwaltschaft 
die Betreiber von der Homepage dresden-nazifrei.de aufforderte, diese 
zu sperren. Was sie auch taten -- mit dem Faksimile eines taz-Artikels 
versehen, dass der Protest nun unter dresden-nazifrei.com zu finden 
sei.
Die Medien reagierten unterschiedlich. Waehrend liberale Medien 
deutlich Sympathien fuer die Blockaden zeigten, erinnerte in der 
Saechsischen Zeitung der Lokaljournalist Alexander Schneider das 
Buendnis "Dresden nazifrei" an die "erheblichen Krawallen von links" 
im letzten Jahr. Waehrend der genehmigten antifaschistischen 
Demonstration mit mehr als 3.500 TeilnehmerInnen hatten im vergangenen 
Jahr Polizeieinheiten immer wieder versucht, die Demonstration 
anzugreifen. Dabei waren mehrere DemonstrationsteilnehmerInnen zum 
Teil schwer verletzt worden. Der Dresdner Staatsanwaltschaft warf 
Schneider vor, dass sich auf Grund der Durchsuchungen "gewaltbereite 
Autonome fragen" werden, ob sie nicht vielleicht doch am 13. nach 
Dresden reisen sollten, "um Staat und Polizei die Stirn zu bieten".
Damit koennte er sogar recht haben. Denn mittlerweile breitet sich 
eine Welle der Empoerung ueber Deutschland aus und Neudrucke der 
kriminalisierten Plakate sind ueberall zu haben. Und diese Plakate 
verbreiten sich auch auf den Strassen -- auch unter Mithilfe von 
Promis: Die Bundestagsabgeordnete Dorotheé Menzner (Linke) war in 
Berlin von der Polizei kurzzeitig festgenommen worden, weil sie mit 
mehreren Jugendlichen Plakate fuer die Proteste gegen den 
Naziaufmarsch in Dresden plakatiert hatte. Den Jugendlichen und 
Menzner wird ein Aufruf zu Straftaten vorgeworfen.
Doch zuletzt ruderte die Staatsanwaltschaft zurueck. Man wolle keine 
weiteren Plakate beschlagnahmen lassen, so die Dresdener 
Verfolgungsbehoerde, auch wenn man weiterhin darauf bestuende, dass es 
sich um einen Aufruf zu einer Straftat handle. Diesen Vorwurf aufrecht 
zu erhalten, wird sich die Behoerde aber schwer tun, da die Nazigegner 
sich auf die Rechtssprechung des deutschen Bundesverfassungsgerichts 
stuetzen koennen, dass auch auch Gegendemonstrationen und friedliche 
Blockaden prinzipiell unter den Schutz des Grundgesetzes fallen.
Und noch einen Effekt haben die Proteste: Der Naziaufmarsch wurde 
verboten. Nun ist den Bombengedenkern nur mehr eine Standkundgebung 
erlaubt.
(Indymedia, taz et al./-br-)
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Die Anti-Nazi-Kundgebungen sind derzeit an 5 verschiedenen Orten in 
Dresden ab 10 Uhr geplant.
Naeheres unter http://www.dresden-nazifrei.com
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