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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 1. Dezember 2009; 20:24
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Nachruf:
> Fritz Pletzl 1954-2009
"Serwas, wuehst aa a Bier?" Den Fritz zu besuchen, hiess willkommen zu 
sein. Und er war derjenige, der Probleme praktischer Natur abhandelte 
mit "Des machma scho". Man konnte sich darauf verlassen, dass er einem 
half -- und er genoetigt werden musste, wenn man ihn als Gegenleistung 
zum Essen einladen wollte.
Friedrich Heinz Pletzl wurde im Sommer 1954 geboren und wuchs in einer 
Wohnung im obersten Stock eines Hotels am Hernalser Guertel als eines 
von mehreren Adoptivkindern auf. Seine leibliche Mutter lernte er erst 
mit 18 kennen. Sein Leben war immer gepraegt von kreativem Chaos. Als 
er vor 6 Jahren nach der ersten Krebserkrankung sich zum Zwecke der 
Einreichung um eine Invalidenpension seine Versicherungszeiten 
auflisten liess, kam ein ziemlich dickes Konvolut heraus mit vielen, 
vielen Jobs, viele davon hatte er nur einen Probetag lang gemacht --  
er war immer auf der Suche und kein Freund davon, sich irgendwas 
vorschreiben zu lassen. Ein Prototyp des lesenden Proletariers oder 
des handwerkenden Intellektuellen, machte er die 
Studienberechtigungspruefung und 1997 seinen Magister in 
Politikwissenschaften. Das Thema seiner Diplomarbeit: 
"Organisationsformen und politische Partizipation der subkulturellen 
Linken in Wien". Fritz war ein kluger und gebildeter Kopf, der aber 
nie viel Wind um seinen akademischen Grad machte, naja, eigentlich gar 
keinen. Er blieb lieber der Handwerker.
Und so hatte er viele Jobs und viele Wohnungen und viele grossen 
Lieben. Anzutreffen war er in allen moeglichen Initiativen und 
Gruppen, ob in einer Antipsychiatrie-Initiative oder beim 
Revolutionsbraeuhof oder im letzten Jahrzehnt seines Lebens in der 
akin. Er war da, wenn er gebraucht wurde -- egal, ob es um praktische 
Dinge ging oder um politische und vor allem dann, wenn man wen zum 
Reden brauchte. Dann konnte man von ihm erwarten, dass er im richtigen 
Moment die richtige Bemerkung fallen laesst -- leise, bescheiden, aber 
sehr gescheit war dann das, was er einem sagte.
Man hatte lange Zeit das Gefuehl, Fritz wuerde ueberhaupt nie altern, 
denn sein ganzes Wesen war von einer scheinbar ewigen Jugendlichkeit 
gepraegt -- solange bis ihn seine Krankheit sehr schnell alt werden 
liess.
Wer war dieser Fritz Pletzl? Ein froehlicher Phlegmatiker, jemand, den 
nichts aus der Ruhe bringen konnte -- ausser wenn er ungluecklich 
verliebt war und sein "Des machma scho" nichts half. Nichts geholfen 
hat es ihm auch beim Krebs. Doch leicht hatte es die Krankheit 
trotzdem nicht mit ihrem Opfer. Als Fritz damals, 2003, die Diagnose 
Hirntumor bekam und nach der Operation seine Ueberlebensprognose auf 
maximal eineinhalb Jahre lautete, hat er sich mit schwarzem Humor 
gerettet: "Neues Winterg´wand werd ich mir wohl nimmer kaufen 
muessen..." Und der Krebs, der es nicht ausstehen konnte, wenn man 
sich nicht so richtig vor ihm fuerchtet, liess ab von ihm --  
einstweilen...
Jetzt, sechseinhalb Jahre spaeter, hat der Krebs doch gewonnen. Jetzt 
gibt es den Fritz nicht mehr. Das Leben geht weiter? Ja, schon, aber 
frueher, in solchen Situationen, war es in seinem riesigen 
Freundeskreis eben Fritz, der mit seinem Humor uns klarmachte, dass es 
eben doch weitergeht und dass es auch wieder lustig weiter gehen kann. 
Wer erklaert uns das jetzt?
*Bernhard Redl*
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Fritz ist am 26.November um 19:30 verstorben. Die letzte Woche seines 
Lebens hatte er fast nur mehr geschlafen und dann er hat uns ganz 
ruhig, ohne sichtbaren Todeskampf verlassen.
Die Verabschiedung findet am 17.Dezember um 9 Uhr am Ottakringer 
Friedhof statt. Nachher geht es dann zum Leichenschmaus, zum Saufen, 
ein bisserl Weinen und viel Lachen, wie es Fritz sicher gefallen 
haette, eh klar, ins Cafe C.I. (Payergasse 14, Ottakring).
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