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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 1. Dezember 2009; 20:10
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Salzburg:
> Kein Geld fuers Frauenhaus
Nun steht erstmals eine Zufluchtsstaette fuer Frauen vor der 
Schliessung: ab 2011 soll es das Haus Mirjam in Hallein nicht mehr 
geben
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Sollte Landeshauptfrau Burgstaller ihre Plaene verwirklichen, waere 
das Haus Mirjam das erste Frauenhaus in ganz Oesterreich, das 
geschlossen wird.
Die OeVP-Stadtraetin Eveline Sampl-Schiestl hat eine 
parteiuebergreifende Initiative zum Erhalt des Hauses Mirjam 
gestartet. Unterschriftenlisten koennen bei Sampl-Schiestl oder im 
Halleiner Rathaus angefordert werden.
Im Rahmen der Budgetdebatte im Salzburger Landtag wurde ueber eine 
generelle Kuerzung der Mittel im Bereich der Frauenhaeuser debattiert. 
Das Doppelbudget 2010/2011 sieht weniger Mittel im Bereich der 
Frauenhaeuser, sowie die Schliessung des Halleiner Frauenhauses fuer 
2011 vor. SPOe-Landtagsklubvorsitzender Roland Meisl liess ueber die 
"Salzburger Nachrichten" ausrichten, dass die Landeshauptfrau 
Burgstaller alle Daten und Fakten zur Budgetkuerzung praesentiert habe 
und der Halleiner Buergermeister und Landtagsabgeordnete Christian 
Stoeckl dem auch zugestimmt habe. Er befindet es als nicht 
nachvollziehbar, dass sich der Halleiner Buergermeister nun ploetzlich 
fuer den Erhalt des Frauenhauses einsetze. Zynischer koennte die SPOe 
nicht mehr argumentieren. Sie reduziert das Budget fuer das Haus 
Mirjam fuer 2010 um 54.000 Euro, um bis 2011 eine ‚neue Loesung' zu 
praesentieren. Im Sprachjargon der SPOe heisst das, es soll ein neues 
Angebot geschaffen werden: es sollen keine ‚stationaeren Aufnahmen' 
ermoeglicht werden, sondern ‚neue Formen der Beratung und Betreuung', 
konkret soll eine Beratungsstelle gegruendet werden.
Der Tenor der Argumentation lautet, dass in gesamtwirtschaftlich sehr 
schwierigen Zeiten die vorhandenen Gelder moeglichst effizient 
eingesetzt werden muessen. Das Geld fuer das Frauenhaus Hallein, 
immerhin 300.000 Euro, soll laut Meisl aber in der Region bleiben. Ob 
es einer betroffenen Frau in einer akuten Gewaltsituation etwas 
nuetzen koennte, ein Gespraechsangebot wahrzunehmen, sei 
dahingestellt. Hier wird infrage gestellt, dass Frauen, die Schutz vor 
Gewalt in Anspruch nehmen wollen, diesen auch brauchen. Es wird mit 
Kosten in Hoehe von 300.000 Euro argumentiert. Es handelt sich dabei 
um eine Geldsumme, die Salzburg aus dem Aermel zu schuetteln vermag, 
unlaengst geschehen, um die Dreharbeiten zu einem Action-Film mit Tom 
Cruise in und ueber Salzburg zu subventionieren. Immerhin sieht 
man/frau fuer einige Minuten die Stadt Salzburg in einem 
Hollywood-Film - das ist Werbung fuer Salzburg. Ja, ein Frauenhaus ist 
keine Werbung. Dass Gewalt gegen Frauen alltaegliche Praxis ist, 
laesst sich touristisch schwer verwerten.
Waehrend die Zuschuesse fuer Hallein 2010 um 15% gekuerzt werden, um 
das Frauenhaus 2011 zu schliessen, werden die Zuschuesse fuer das 
Salzburger Frauenhaus fuer 2010 um 15% gekuerzt. Aber, so die 
Phantasie der PolitikerInnen, Frauen aus dem Umfeld von Hallein 
koennten ja auch das Salzburger Frauenhaus nutzen, wenn es denn schon 
sein muss (trotz gekuerztem Budget?). Landeshauptfrau Burgstaller 
liess ueber ihren Pressesprecher ausrichten, es gebe im Salzburger 
Frauenhaus mehr als genug Plaetze fuer Frauen und ihre Kinder. Das 
Haus in Salzburg sei guenstiger.
Das Salzburger Frauenarmutsnetzwerk hat an die Landeshauptfrau einen 
Offenen Brief gerichtet: "Mit einer Schliessung des Haus Mirjam wird 
die Moeglichkeit in Kauf genommen, dass von Gewalt betroffene 
Tennengauerinnen nicht im Frauenhaus Salzburg ankommen und in den 
haeuslichen Gewaltverhaeltnissen verharren. Zudem werden sorgfaeltig 
aufgebaute lokale Unterstuetzungsnetzwerke auseinander gerissen und 
letztlich vernichtet." Es ist absurd, anzunehmen, dass betroffene 
Frauen mit Kindern - abgesehen von allen anderen Huerden, etwa dem 
eigenen Arbeitsplatz - diese aus ihrem vertrauten Umfeld herausnehmen 
wuerden.
Kommt es zu einer Schliessung des Halleiner Frauenhauses, ist dies die 
erste Schliessung einer solchen Einrichtung in der 31jaehrigen 
Geschichte der oesterreichischen Frauenhaeuser. Die aktuelle Rezession 
ist Ausrede fuer politische Orientierungen, die latent und offen immer 
schon vorhanden waren. Es geht hier nicht um laecherliche 300.000 
Euro, die Salzburg im Handumdrehen fuer Luxusgueter stets auszugeben 
vermag. Die Rezession laesst sich als Vorwand fuer die Abwertung und 
Stigmatisierung all jener Bevoelkerungsgruppen gebrauchen, die immer 
schon an den Rand gedraengt worden sind, denn die im Dunklen sieht man 
nicht ...
*rosalia krenn*
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