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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. November 2009; 21:00
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Glosse/Gesundheit:
> Kein Geld fuer Psychotherapien
Im gesamten deutschsprachigen Raum sind viele Menschen ueber die 
Geschichte des Selbstmordes des deutschen Fussball-Nationaltorhueters 
Robert Enke schockiert. In Interviews, Talkshows und Tageszeitungen 
wird ueber Macht und Ohnmacht der Tormaenner, psychische Erkrankungen 
und der Notwendigkeit therapeutischer Unterstuetzung in 
Krisensituationen diskutiert. Einhelliger Tenor: Therapie ist 
notwendig und hochwirksam.
Psychotherapie kann Leben retten, Arbeitsfaehigkeit wiederherstellen 
und erhalten. In den Chefetagen der Wiener Gebietskrankenkasse kommen 
solche Realitaeten nicht an. 2009 wurden wurde im Vergleich zum 
Vorjahr 3000 Therapiestunden fuer sozial beduerftige Menschen aus 
jenem Kontigent gestrichen, das die WGKK finanziert. Und waehrend sich 
die Pharmariesen in Oesterreich dank hoher Medikamentenpreise 
weiterhin ungestoert eine goldene Nase verdienen, argumentieren die 
kranken Kassen mit Einsparungsnotwendigkeit. Die 3000 Stunden wuerden 
ca. 156.000 Euro kosten, was angesichts der Millionen, die die 
Pharmafirmen jaehrlich vom Sozialsystem abcashen wohl nur ein Hohn 
sein kann. Verhoehnt werden dabei kranke Menschen, die schwere 
psychichische Erkrankungen haben. Aengste, Zwaenge, schwerste 
Depressionen, die das Heben eines Handys und das Waehlen einer Nummer 
zu einer tagesausfuellenden Aufgabe machen sind die Art von 
Krankheiten, der mit oeffentlich bezahlter Psychotherapie zu Leibe 
gerueckt werden kann. In Wien koennen tausende Patienten davon aber 
nur traeumen.
Privat kostet eine Stunde leicht 70 Euro und das ist vier mal im Monat 
fuer die wenigsten leistbar. Zu einem bezahlten Platz zu kommen, waere 
auch fuer einen gesunden Menschen eine enorme Herausforderung. Wer 
psychisch krank ist, haelt den Marathon aus telefonisch nur fuer zwei 
bis drei Stunden erreichbaren Bueros, gepaart mit Ambulanzen, die 
Wartezeiten um die sechs Monate versprechen oft nicht aus. Dazu kommt, 
dass ein Grossteil der von der Kasse bezahlten Stunden ueber einzelne 
Therapeuten in ihren privaten Praxen abgewickelt wird. Hier gibt es 
keinerlei Kontrolle, welcher Therapeut welchem Patienten welche 
vollbezahlte Stunde gibt, ob die Erkrankung schwerwiegend ist oder der 
Patient beduerftig. Auch werden die meissten freien Stunden nicht 
gleich an die vermittelnden Vereine rueckgemeldet. Die Patienten 
muessten theoretisch 600 Therapeuten durchrufen, um alle 
moeglicherweise freien Stellen zu eruieren.
Gegen diesen leider nur sehr schwer behandelbaren Wahnsinn engagieren 
sich immer mehr Menschen. Unterschriftenaktion und Pressekonferenzen 
werden organisiert und auf Facebook formieren sich 
Unterstuetzer-Gruppen und finden zahlreiche Mitglieder. Private 
Sponsoren nehmen Geld in die Hand, um zumindest einige wenige Plaetze 
fuer die Kranken sicherzustellen. Diese gebuendelte Energie stemmt 
sich gegen die glaesernen Tuerme der WGKK und deren Ignoranz.
*Christian Novotny, Verein PsychotherapeutInnen in Ausbildung*
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Links:
http://www.pia.or.at (Webpraesenz in Vorbereitung, 
bislang nur fuer 
die Bestellung eines Newsletters ausgerichtet)
Facebook: Gruppe: Psychotherapie 
auf Krankenschein
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