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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. November 2009; 18:40
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Glosse/Wien:
> Abgefragt ist nicht abgestimmt
Volksbefragung in Wien: Ein knappes Jahr vor der Wahl faellt dem 
Buergermeister seine Liebe zur direkten Demokratie ein. Doch die 
Chance auf einen spannenden direkt-demokratischen 
Meinungsbildungsprozess ist noch nicht vertan -- meint die *Initiative 
"mehr demokratie!"*
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Der Wiener Buergermeister Michael Haeupl (SPOe) hat fuer Februar 2010 
erstmals nach 19 Jahren wieder eine Volksbefragung zu 5 oder 6 
Sachfragen angekuendigt. Bei einer Nutzung direkt-demokratischer 
Instrumente durch Regierungen und Parteien steht unvermeidlich der 
Vorwurf einer machtpolitischen Instrumentalisierung im Raum und 
besteht unvermeidlich die Gefahr, dass sachfremde parteipolitische 
Motive den direkt-demokratischen Meinungsbildungsprozess belasten und 
einen kollektiven Lernprozess, bei dem sich die "Weisheit der Vielen" 
entfalten kann, verunmoeglichen. Den WienerInnen ist zu wuenschen, 
dass die Parteien gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, dass bei 
dieser Befragung nicht die Parteien und deren Befindlichkeiten, 
sondern die WienerInnen und deren Anliegen im Vordergrund stehen 
werden.
Dafuer muessen allerdings einige Fairness-Kriterien sichergestellt 
werden, die bisher noch nicht einmal angedeutet wurden. Bisher sind 
erst zwei Themen fixiert (24-Stunden-Betrieb der U-Bahn am Wochenende, 
Wiedereinfuehrung der Hausmeister). Fuer die Festlegung der weiteren 
Themen ist jedenfalls ein ergebnisoffener und transparenter Prozess 
vorzusehen, an dem die WienerInnen teilnehmen koennen.
Problematisch ist aus unserer Sicht der sehr kurze Zeitraum zwischen 
endgueltiger Festlegung der Themen und Abstimmungstermin 
(voraussichtlich Mitte Februar 2010). Ein Diskussionszeitraum von nur 
etwas mehr als einem Monat ist nicht ausreichend, um einen fairen und 
lebendigen Meinungsbildungsprozess ermoeglichen zu koennen. Warum von 
vornherein eine derartige Hektik in den oeffentlichen 
Diskussionsprozess hineingetragen wird, ist nicht nachvollziehbar. Die 
vorlaeufige Entscheidung fuer diese Rush-hour-Diskussionen sollte 
daher nochmals gruendlich ueberdacht werden. Weiters sind ausreichend 
Formate sicherzustellen, sodass Pro und Contra in der oeffentlichen 
Berichterstattung ausfuehrlich, fair und gleichberechtigt zu Wort 
kommen.
Buergermeister Haeupl hat zugesichert, sich an die Ergebnisse der 
Volksbefragung halten zu wollen. Nicht nachvollziehbar ist aber, warum 
dann das unverbindliche Instrument der Volksbefragung gewaehlt wird. 
Das direkt-demokratische Instrument, das von vornherein klarstellt, 
die Entscheidung der Bevoelkerung ernst zu nehmen, ist die 
Volksabstimmung nach §112e Wiener Stadtverfassung. Wenn die 
Stadtverwaltung die Meinung der WienerInnen ernst nimmt, sollte sie 
konsequenterweise auch eine Volksabstimmung ansetzen.
Zentral ist aus unserer Sicht, dass Wien bei den direkt-demokratischen 
Mitbestimmungsmoeglichkeiten der Bevoelkerung endlich zu 
vergleichbaren Grossstaedten wie Berlin und Hamburg aufschliesst. Ein 
durch die Bevoelkerung initiiertes Volksbegehren muss bei Erreichen 
der erforderlichen Unterschriftenzahl eine verbindliche 
Volksabstimmung ausloesen. Wien ist anders als Berlin und Hamburg. Wie 
lange noch?
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Link: http://mehr-demokratie.at
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