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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. November 2009; 19:47
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Honduras:
> Verschleppte Politik a la Hondureña
*Von Erika Harzer, 05. November 2009, npl/poonal*
Bis zum 5. November sollte in Honduras sowohl die international 
besetzte Ueberwachungskommission, als auch die Regierung der 
nationalen Versoehnung gebildet worden sein. Ohne angegebenes 
Zeitlimit wurde darueber hinaus erwartet, dass die Exekutive wieder in 
den Status von vor dem 28. Juni -- dem Tag der Verschleppung des 
gewaehlten Praesidenten Mel Zelaya - versetzt werden sollte. So 
zumindest steht es in dem Abkommen, das am 30. Oktober von den 
Delegationen des gestuerzten Praesidenten Manuel Zelaya und der 
de-facto-Regierung von Roberto Micheletti unterzeichnet wurde.
Einzig die Ueberwachungskommission traf sich bereits am 4. November, 
um ihre Arbeit aufzunehmen. Der entscheidende Schritt, mit welchem dem 
ueber vier Monate andauernden Putsch in Honduras ein Ende gesetzt 
werden sollte, ist noch nicht vollzogen. Die Tage nach der 
Unterzeichnung unterschieden sich nicht wirklich von den bereits 
vergangenen vier Monaten davor, in denen sich die Putschisten trotz 
internationaler Isolierung an der Macht halten konnten. Debatten um 
Nichtigkeiten, Fernsehabstimmungen ueber Spekulationen, Berufung auf 
Formalitaeten und Pochen auf unflexible Zeitplaene bestimmten das 
Bild.
Das erste Zusammentreffen des Kongresspraesidiums fand erst am 3. 
November statt, doch nicht etwa um einen Zeitplan fuer die Einberufung 
des Kongresses aufzustellen, doch zunaechst nur, um das Abkommen an 
den Obersten Gerichtshof, den Ombudsmann fuer Menschenrechte und die 
Staatsanwaltschaft weiter zu leiten und diese Instanzen um deren 
Einschaetzung zur Rechtmaessigkeit zu bitten. Jeder einzelne Schritt 
kostet Nerven ohne den gewuenschten Durchbruch zu erreichen, kostet 
Zeit, weil niemand den Parlamentsabgeordneten die simple Frage stellt 
, ob sie fuer oder gegen die Wiedereinsetzung Zelayas sind.
Die Putschisten spielen mit der Schwachstelle des Abkommens. Es nennt 
zwar den 5. November als Stichtag fuer die Ueberwachungskommission und 
die Uebergangsregierung, hat aber kein Limit fuer die 
Parlamentsabstimmung ueber Zelayas Wiedereinsetzung festgelegt. Diese 
Abstimmung wird nicht einmal als Voraussetzung zur Erfuellung aller 
weiterer Schritte gefordert.
So wiederholt sich auch an diesem 5. November das Schauspiel der 
vergangen Tage auf dem Platz vor dem Kongressgebaeude. Waehrend 
drinnen der Saal leer bleibt, versammeln sich auf dem Platz Hunderte 
von Menschen - ueberwiegend die Aermsten dieses Landes - die die 
sofortige Wiedereinsetzung Zelayas fordern, die dafuer Briefe an die 
Abgeordneten unterschreiben, diese darin auffordern, sich mit ihrer 
Stimme fuer die Wiederherstellung der in diesem Land verloren 
gegangenen Demokratie zu entscheiden.
Irgendwann verliest ein Sprecher der Nationalen Widerstandsbewegung 
ein Kommuniqué, wonach die Bewegung zu einem Boykott der Wahlen 
aufruft, sollte Zelaya nicht bis 24 Uhr an diesem 5. November 
wiedereingesetzt worden sein. Kaum jemand sieht darin ein reales 
Druckmittel. Am Abend verkuendet der Praesidentschaftsminister der 
de-facto-Regierung Rafael Pineda Ponce den Ruecktritt des Kabinetts 
Micheletti. Damit sei der Weg frei zur Schaffung der 
Versoehnungsregierung, einzig die Vorschlagsliste der Zelayagruppe 
wuerde dafuer noch fehlen. Kurz vor Mitternacht erklaert dann Roberto 
Micheletti, dass seine Regierung im Interesse der honduranischen 
Bevoelkerung die Vorgaben des Abkommens erfuellt habe. Zelaya sitzt zu 
diesem Zeitpunkt noch immer hinter den Militaersperren der 
de-facto-Regierung in der brasilianischen Botschaft fest.
Eine groteske Komoedie, dieser honduranische Weg, gesteuert von der 
Putschregierung. Die Grundvoraussetzung zur Konfliktloesung, sprich 
die Wiedereinsetzung des rechtmaessig gewaehlten Praesidenten, spielt 
in Michelettis Selbsterhaltungsplan keine Rolle. Dies soll ueber 
Instanzen geklaert werden, die allesamt den Putsch als solchen 
mitgetragen haben und damit die Grundfesten einer demokratischen 
Staatsform auszuhebeln bereit waren. Zum Beispiel Dr. Ramon Custodio, 
der Ombudsmann fuer Menschenrechte. Seine beschwichtigenden 
Informationen bezueglich der Menschenrechtslage in Honduras nach dem 
28. Juni spielen fuer die UnterstuetzerInnen des Putsches im Land 
ebenso wie fuer die internationale Rechte eine wichtige Rolle. Er soll 
zur Rechtmaessigkeit einer moeglichen Wiedereinsetzung Zelayas ebenso 
gehoert werden wie der Oberste Gerichtshof, der ja bereits den Putsch 
als solchen in eine verfassungsmaessig legitimierte Handlung 
einzupacken suchte.
Das honduranische Abkommen vom 30.Oktober wurde vor Allem auch mit dem 
Ziel verabschiedet, die angestrebten Wahlen am 29. November zu 
legitimieren und diesen eine internationale Anerkennung zu 
verschaffen. Bisher verknuepften die OAS- und EU-Staaten die 
Anerkennung dieser Wahlen mit der Wiederherstellung der 
Verfassungsmaessigkeit, dessen Grundvoraussetzung die Wiedereinsetzung 
Mel Zelayas als gewaehlter Praesident ist. Dies ist bisher nicht 
geschehen, es gibt auch keine Tagesordnung, die davon spricht. Drei 
Wochen fehlen noch bis zu diesen Wahlen und der angelaufene Wahlkampf 
ist ein einseitiger, getragen von den beiden grossen Parteien - und 
ohne bisherige Beteiligung der oppositionellen Gruppen gegen diesen 
Putsch, ohne den gewaehlten Praesidenten und dessen innerparteiliche 
AnhaengerInnen.
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