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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. November 2009; 01:14
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Uni brennt:

> Besetzung 2.0

Innerhalb kuerzester Zeit haben es die Studierenden im Audimax
geschafft, Tausende zu mobilisieren. Diese Mobilisierung passierte
nicht nur, wie bei bisherigen Besetzungen, ueber SMS und Email,
sondern zu einem grossen Teil auch ueber das sogenannte Web 2.0, also
ueber 'soziale Netzwerke'. Besonders intensiv genutzt wurden von
Anfang an Twitter, Twitpic & Facebook.

"Kameramann Arschloch!"

Bisher wurde in der linken Protestbewegung mit Bildmaterial immer
besonders vorsichtig umgegangen. Das Bewusstsein bezueglich der
Gefahr, die durch Repression von Behoerden und/oder durch die Angriffe
von der Antiantifa gegeben war, war vorhanden. Oftmals wurde der
Spruch "Kameramann Arschloch!" bei Demonstrationen gerufen, weil
manche Fotografinnen ruecksichtslos Bildmaterial veroeffentlichten.
Falls Aktionen von "unseren Fotografinnen" dokumentiert wurden und
Bilder von Aktivistinnen & Aktivisten veroeffentlicht wurden, wurden
die Gesichter unkenntlich gemacht. Bei der Besetzung der
Triesterstrasse zum Beispiel war beim Eingang ins Haus ein Hinweis,
bitte keine Photos von Aktivisten & Aktivistinnen zu machen. Vor den
Protesten gegen den G8 Gipfel in Heiligendamm wurde ein
Antirepressions-Merkblatt veroeffentlicht:

"Bei vergangenen Demos wurde die Erfahrung gemacht, dass Leute mit
Kameras gezielt von der Polizei abgegriffen wurden oder Material (auch
im Nachhinein z.B. zu Hause) beschlagnahmt wurde. Dieses kann von der
Justiz als Beweismaterial verwendet werden. Als FilmerIn / FotografIn
hast Du Verantwortung fuer das aufgenommene Material und deshalb gilt
es, entsprechend damit umzugehen! Du bist Teil einer kollektiven
Aktion. ... Macht euch, BEVOR ihr auf den Ausloeser drueckt, Gedanken
darueber, was ihr aufnehmen wollt. Aktionen zu filmen / fotografieren,
insbesondere illegale, ist sehr heikel, denn damit werden andere
gefaehrdet. Denke jedes Mal von Neuem darueber nach, ob Du gerade
Sensationsbilder machst oder nuetzliche Informationen sammelst. Der
Schutz der Leute, die Du filmst, sollte immer vor der Sensationslust
stehen! Sprecht mit den Leuten, bevor ihr sie aufnehmt: klaert, ob,
und wenn ja, wie sie aufgenommen werden wollen und ob sie mit einer
Veroeffentlichung des Materials einverstanden sind."
(http://de.indymedia.org/2007/05/176835.shtml)

All diese Ueberlegungen, die in der Verganganheit linker Aktionen dem
Schutz der Aktivistinnen gedient haben, sind bei der
"Unibrennt"-Besetzung in den Wind geschlagen worden - oder, und das
ist wahrscheinlicher, ein Grossteil der BesetzerInnen hat von der
moeglichen Repression und wie mensch sich und andere davor schuetzen
kann, keine Ahnung.

Web 2.0 & soziale Netze

Auch der Schutz der Privatsphaere ist nicht mehr wichtig. Auf Facebook
& Twitter koennen soziale Netze nachvollzogen werden. Die Besetzung
wird von den Aktivistinnen nicht mehr als politischer Akt gesehen, der
rechtliche Auswirkungen nach sich ziehen kann, sondern als Happening,
wo es darum geht dabei zu sein. Im Minutentakt wird darueber
berichtet, was passiert, die Aktivistinnen/Userinnen kommunizieren
ueber oeffentliche Plattformen, die fuer jeden & jede einsehbar sind.
Die Userinnen nehmen virtuell an der Besetzung teil und teilen es der
restlichen Welt mit, sobald sie real dort sind. Auch hier gibt es, wie
bei den Fotos, Gefahr von Repression im Nachhinein. Wie genau die
Behoerden die Privatsphaere von Aktivistinnen durchleuchten, zeigen
die Verhandlungen gegen die Tierrechtsaktivistinnen:

"Verfassungsrechtlich geschuetzte Grundrechte werden ausgehoehlt, um
politische AktivistInnen zu kriminalisieren. Langjaehriger legaler
Aktivismus wie z.B. Kampagnenarbeit, Teilnahme an Kundgebungen, Demos,
das Verfassen von Flugblaettern oder der oeffentliche Auftritt bei
einer Podiumsdiskussion und Verwaltungsuebertretungen etwa durch
zivilen Ungehorsam werden nun als Indiz fuer die angebliche
Mitgliedschaft bei einer kriminellen Organisation zurechtgebogen."
(http://antirep2008.lnxnt.org/?page_id=886)

Nicht jede technische Moeglichkeit muss genutzt werden

Am Samstag den 24. Oktober 2009 wurde ein Livestream eingerichtet, um
das Plenum der Besetzerinnen live im Netz zu uebertragen. Mehr als
1000 Zuseherinnen konnten so die Vorgansweise bei der Beschlussfassung
mitverfolgen. Die Sprecherinnen der einzelnen Arbeitsgruppen (die sich
teilweise namentlich vorstellten) wurden beim Vorstellen der
Ergebnisse der Arbeitsgruppen von einer Webcam abgefilmt- und das
teilweise ohne deren Wissen. Dies ist ein gefundenes Fressen fuer
etwaige Ermittlungen im Nachhinein, wenn, wie schon oefter passiert,
der Vorwurf einer kriminellen Organisation konstruiert werden soll.
("mcp" auf indymedia/bearb.)

Quelle: http://at.indymedia.org/node/16033


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