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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 4. November 2009; 01:30
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Demokratie/Glosse:
> Wie man eine Volksabstimmung abdreht
Am 25. Oktober hatten die SuedtirolerInnen erstmals die Moeglichkeit, 
bei einer Volksabstimmung zu fuenf Sachfragen mitzuentscheiden. Die 5 
Referenden haben klare Befuerwortungen von 71,7% bis 83,2% erreicht, 
sind jedoch allesamt um etwa 2% am 40%-Beteiligungsquorum gescheitert. 
Dieses Beteiligungsquorum bedeutet, dass mindestens 40% der 
Stimmberechtigten teilnehmen muessen, damit das Abstimmungsergebnis 
als gueltig anerkannt wird.
Im Code of Good Practice on Referendums fordert die Venedig-Kommission 
des Europarats auf, die Gueltigkeit der Ergebnisse von 
Volksabstimmungen generell nicht von Quoren abhaengig zu machen. 
Beteiligungsquoren bewirken, dass GegnerInnen des Anliegens einen 
Vorteil in einer Nichtteilnahme am Referendum sehen und sich daher 
einer inhaltlichen demokratischen Auseinandersetzung entziehen, was 
fuer eine Demokratie "nicht gesund" sei. Genau diese Befuerchtungen 
des Code of Good Practice on Referendums haben sich beim Suedtiroler 
Referenduml lehrbuchmaessig bestaetigt. Die machthabende Suedtiroler 
Volkspartei (SVP) hatte dazu aufgefordert, nicht an den Abstimmungen 
teilzunehmen. Ausserdem wurden quasi-offiziell vom Landeshauptmann 
Rechtsgutachten praesentiert, die eine Verfassungswidrigkeit aller 5 
Referenden behaupteten, was viele verunsichert und von einer Teilnahme 
abgehalten hat (2007 wurde jedoch durch eine Richterkommission die 
Zulaessigkeit festgestellt, ohne dass die SVP damals etwas dagegen 
unternommen haette). Am Tag der Abstimmung wurden diese 
Unfreundlichkeiten fortgesetzt. Statt um 6.00 wurden manche 
Abstimmungslokale erst um 7.30 oder gar erst um 9.00 geoeffnet. Viele 
haben nicht solange zugewartet und sind wieder nach Hause gegangen.
(Aussendung "mehr demokratie"/gek.)
Volltext mit weiterfuehrenden Links: 
http://mehr-demokratie.at/service/meldungen/245-suedtiroler-referendum-beteiligungsquorum-qnicht-gesundq-fuer-demokratie.html
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Anm.d.Red.: Die Volksabstimmungen waren teilweise von der eher rechten 
"Union fuer Suedtirol" initiiert worden und in ihrem Inhalt teilweise 
politisch nicht unbedenklich. Allerdings aendert das nichts an der 
Legitimitaet der prinzipiellen Kritik an der Vorgangsweise.
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