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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. Oktober 2009; 16:23
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Kommentar:
> schluss mit der ewig gleichen pensionsdebatte!
eine neue art von denken ist notwendig, wenn die menschheit 
weiterleben will, sagte albert einstein.
in der aktuellen debatte um die "unverschaemten" forderungen nach 
pensionserhoehung wird kein neues denken eingebracht, sondern staendig 
sich im kreis drehendes altes denken traegt zur vertiefung der 
bestehenden graeben bei.
allzu leicht blaest man ins abgelutschte horn der boesen alten, die 
noch butter schmieren, wo die jungen schon gar kein brot mehr haben. 
damit bleibt man aber bei der betrachtung des systems quasi im system, 
anstatt die gesamte debatte unter einem alternativen blickwinkel zu 
betrachten.offensichtlich muss immer wieder wiederholt werden, worum 
es tatsaechlich geht: es ist immer wieder und immer wieder der 
gegensatz zwischen arm und reich, zwischen chancenlos und 
privilegiert, zwischen maechtig und ohnmaechtig. und dieser gegensatz 
zieht sich durch alle generationen, von den juengsten bis zu den 
aeltesten im land.
ja, viele junge sind mit arbeitslosigkeit, prekaeren 
arbeitsverhaeltnissen und ungewisser zukunft konfrontiert. aber nicht 
viel besser geht es auch aelteren, die aus dem arbeitsleben in die 
pension gedraengt werden, noch dazu mit dem argument, sie sollten doch 
den juengeren platz machen. nicht nur viele junge sind existentiell 
bedroht, sondern auch viele aeltere, naemlich die bezieherInnen von 
kleinen pensionen - und die mehrheit der pensionist/innen sind nicht 
die khols und blechas. Ich kann sehr gut verstehen, dass die forderung 
nach pensionserhoehung als affront wirkt, wenn sie ausgerechnet von 
khol und blecha kommt. umso mehr erwarte ich mir von den jungen, dass 
sie sich mit den alten solidarisieren - denn ein gerechteres und 
gleichzeitig kostenguenstigeres pensionssystem hat bessere aussichten, 
so lange zu bestehen, dass auch junge noch davon profitieren werden.
wer die finanzierungsprobleme bei den pensionen loesen will, darf 
keinen konflikt zwischen alt und jung heraufbeschwoeren, sondern muss 
von der tatsache ausgehen, dass sie folge des pensionssystems sind, 
das sehr hohe pensionen besser behandelt als niedrige pensionen. die 
menschheit will weiterleben, also denken wir neu - bei der verteilung 
der bundeszuschuesse. wer dank seiner versicherungsbeitraege eine 
pension von 500 euro bekommt, erhaelt vom staat - bei einer annahme 
von 10% bundeszuschuss - 50 euro dazu. wer aber dank seiner 
versicherungsbeitraege 3.000 euro erhaelt, bekommt vom staat nochmal 
300 euro drauf. ganz zu schweigen von managerpensionen von 10.000 
euro... das macht das system teuer und ist alles andere als sozial 
gerecht.
ein beispiel neuen denkens laesst sich auch in daenemark finden, wo 
mit der "folkepension" die erste saeule durch steuern finanziert und 
vom einkommen unabhaengig ist. staatsbuerger/innen, die zwischen ihrem 
15. lebensjahr und dem renteneintritt fuenfzehn jahre - fuenf davon 
unmittelbar vor dem ruhestand - in daenemark gelebt haben, erhalten ab 
dem 65. geburtstag diese folkepension. die zweite saeule ist 
einkommensabhaengig, wird kapitalgedeckt finanziert und gesichert. das 
finde ich tatsaechlich sehr spannend.
anstatt allerdings die soziale ungerechtigkeit zu thematisieren und 
neue wege aufzuzeigen, haben khol und blecha die anerkennung als 
5.sozialpartner gefordert - womit sie wohl ihrer forderung nach 
pensionserhoehung mehr nachdruck verleihen wollten.
nun ist eine facette der diskussion die um die sozialpartnerschaft 
insgesamt, die in der jetzigen form meiner ansicht nach als ganzes in 
frage gestellt werden muss, weil entscheidungen nicht in demokratisch 
gewaehlten gremien (z.b. im parlament) gefaellt werden, sondern bei 
mauschelein der sozialpartner hinter verschlossenen tueren. typisch 
oesterreichisch halt.
und die andere facette dabei ist der undemokratisch zusammengesetzte 
seniorenrat - der wird nicht gewaehlt, sondern setzt sich zusammen aus 
pensionist/innenvereinigungen mit mehr als 20.000 mitgliedern. und das 
sind - erraten - vor allem der rote pensionistenverband und der 
schwarze seniorenbund. dahinter stehen vermutlich pekuniaere 
interessen. der seniorenrat verfuegt naemlich ueber die "allgemeine 
seniorenfoerderung" von 0,80 euro fuer jeden oesterreicher ueber 60 
und jede oesterreicherin ueber 55 jahre. diese foerderung ist vom bund 
fuer jede oesterreicherin und jeden oesterreicher gedacht. verteilt 
wird sie zu 95% zwischen rot und schwarz. von rd. 1,5 mio. euro 
seniorenfoerderung im jahr 2007 erhielten der rote pensionistenverband 
748.000 euro und der schwarze seniorenbund 651.000 euro. noch fragen?
ich fordere daher, dass wir - alte und junge! - uns nicht mehr von 
khol und blecha blenden lassen und in der gerechtfertigten diskussion 
um pensionsantrittsalter, pensionserhoehung, hackler-regelung, 
lebenserwartung, chancen fuer junge, alte, maenner und frauen endlich 
aufhoeren, die einen gegen die anderen auszuspielen.
*Waltraut Antonov (bearb.)*
Quelle: 
http://waltrautantonov.twoday.net/stories/schluss-mit-der-ewig-gleichen-pensionsdebatte/
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