**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 13. Oktober 2009; 19:22
**********************************************************
Bahn/Initiativen:
Ein Drittel des Schienennetzes von Stilllegung bedroht
*
Auch im Schienenverkehr wird auf EU-Ebene die Liberalisierung 
vorangetrieben. So soll ab 2010 der grenzueberschreitende 
EU-Personenverkehr auf der Schiene fuer den Wettbewerb geoeffnet 
werden, um auch den Eisenbahnverkehr dem Prinzip der Profitmaximierung 
unterzuordnen. Wohin das fuehrt, wird derzeit in Oesterreich 
vorgefuehrt: Einem Drittel des oesterreichischen Schienennetzes droht 
die Stilllegung.
Die EU betaetigt sich dabei als Interessensvertreter der grossen 
Bahnkonzerne, denen durch diese Liberalisierung die Gelegenheit 
geboten wird, kleinere Bahnunternehmen niederzukonkurrieren und damit 
private Monopole zu errichten. Die Liberalisierung ist der erste 
Schritt zur Privatisierung. Schon heute befuerchten oesterreichische 
Eisenbahngewerkschafter, dass die Deutsche Bahn, die derzeit 
privatisiert wird, bald nach den profitablen Filetstuecken der OeBB 
greifen wird. Auch der Grossindustrielle Haselsteiner hat bereits 
angekuendigt, dass er ab 2011 die Strecke Salzburg - Wien bedienen 
will. Private picken sich die Rosinen aus dem Kuchen, die Gewinne 
werden privatisiert, die Verluste bleiben beim Staat.
Die Verlierer der Liberalisierung sind daher vor allem die 
BahnkundInnen. Denn bei einem kooperativen Eisenbahn-System werden 
ueber die gewinnbringenden Hauptstrecken Verluste auf Nebenbahnen 
ausgeglichen, die fuer den Arbeits-, Schul- und Regionalverkehr 
unerlaesslich sind. Die hochfrequentierten Tagesrandverbindungen 
finanzieren die Schwachlastzeiten. Liberalisierung und Privatisierung 
zerstoeren diese Vorteile eines kooperativen Eisenbahnsystems: bedient 
werden nur mehr die gewinnbringenden Hauptstrecken. Nebenbahnen werden 
stillgelegt, die Frequenz wird verschlechtert.
Termingerecht zum geplanten Inkrafttreten der 
EU-Liberalisierungsrichtlinie wird derzeit ein Kahlschlagprogramm 
sondergleichen diskutiert: Laut Medien will der OeBB-Vorstand 56 
Nebenbahnen sowie zahlreiche Regionalstrecken stilllegen. Insgesamt 
koennten 1.600 km Schienennetz vor dem Ende stehen - das ist fast ein 
Drittel des bestehenden Netzes. De facto waere das der Rueckzug der 
Bahn aus der Flaeche. Auch weitere Preiserhoehungen werden bereits 
diskutiert.
Auch die Beschaeftigten zaehlen zu den Verlierern von Liberalisierung 
und Privatisierung. Private Billigkonkurrenz drueckt Loehne und 
Sozialleistungen. In der BRD will die Deutsche Bahn auf regionalen 
Strecken, die jetzt zum Wettbewerb ausgeschrieben werden, 
Lohnsenkungen von 25% durchsetzen. Zusaetzlich unterstuetzt wird 
dieser Druck auf die Loehne durch juengere Entscheidungen des 
Europaeischen Gerichtshofs. Diese erklaeren es fuer zulaessig, dass 
Firmen, die ihren Sitz in einem EU-Billiglohnland haben, Loehne unter 
dem jeweils national geltenden Kollektivvertrag zahlen.
Und nicht zuletzt kommen Gesundheit und Umwelt unter die Raeder des 
Liberalisierungs- und Privatisierungswahns, denn je mehr sich die Bahn 
aus der Flaeche zurueckzieht, umso mehr Menschen sind auf das Auto 
angewiesen.
(Werkstatt Frieden und Solidaritaet/bearb.)
*
Online-Petition der Werkstatt an den Nationalrat 
http://www.werkstatt.or.at/Forum/PetitionEisenbahn.php
*
> Zum Thema Bahn sind derzeit viele Initiativen unterwegs
Gruene und AUGE/UG riefen juengst dazu auf, die OeBB "auf die Schiene 
zurueckzupfeifen" und veranstalteten ein Pfeifkonzert vor dem 
Infrastrukturministerium gegen die Ausduennung des OeBB-Angebots. 
Konkreter Anlass war aber nicht der Personenverkehr, sondern die 
juengsten Ankuendigungen der OeBB, den Gueterverkehr vermehrt auf die 
Strasse zu verlagern.
http://www.probahn.at - eine Initiative allgemein 
zur 
oesterreichischen Bahnproblematik, derzeit aber vor allem mit der 
Ybbstalbahn beschaeftigt, die derzeit nicht verkehrt, weil die Strecke 
kaputt ist und die OeBB diese nicht reparieren will -- das 
Busprovisorium soll dort eine Dauereinrichtung zumindest fuer einen 
Teil der Strecke werden.
http://www.zugverlaessig.at ist eine U-Liste der Moedlinger Gruenen, 
die nicht einsehen wollen, dass staendige Zugverspaetungen immer nur 
einfach mit Bauarbeiten entschuldigt werden.
(akin)
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin