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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. Oktober 2009; 16:49
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Polizei/Demos/USA:

> Wieder Polizeifestival bei Weltgipfel

192 Menschen und ein Plueschtier wurden festgenommen

"Dies ist eine friedliche Versammlung, und wir bitten euch, danach
auch friedlich auseinanderzugehen", sagte Genevieve Redd, Praesidentin
der Universitaetsabteilung der American Civil Liberties Union. Es war
eine Kundgebung gegen Polizeigewalt, die da am 1.Oktober in Pittsburgh
abgehalten wurde, gegen jene Polizeigewalt, die am 24. und 25.November
anlaesslich des G20-Treffens die Stadt beherrscht hatte. 190 Menschen
waren an diesen beiden Tagen festgenommen worden und unzaehlige
verletzt -- mit Traenengas, Gummigeschossen und Schallkanonen (siehe
Kasten).

Bei dieser Versammlung schilderte die Opfer ihre Erlebnisse. Label,
eine 21-Jaehrige Studentin sagte, dass sie nicht protetestiert habe,
als sie auf einer Wiese verhaftet worden war. "Sie sagten uns, dass
wir auseinandergehen sollten, aber niemand ging weg," sagte sie.
Spaeter, als die Situation eskalierte und die Polizei begann,
Pfeffersprays einzusetzen und die Leute zu verhaften, habe sie sich
gefuerchtet und habe versucht, wegzugehen.

"Sie sie zwangen uns, querfeldein zu laufen und ich verlor meinen
Schuh. Als ich zurueckwollte, wurde ich von einem dieser riesigen 'GI
Joes' weggestossen. Sie behandelten uns wie Kriminelle, aber
andererseits nahmen sie uns nicht ernst." Und nach der Verhaftung:
"Sie beobachteten uns, eine Gruppe von 19-, 20-, 21-jaehrigen
Maedchen, die zu Boden geschlagen worden waren. Erst nach sieben
Stunden durfte ich in aufs Klo gehen. Ich fuehlte mich erniedrigt.
Nichts was sie mir jetzt noch antun koennen, waere schlimmer als was
sie schon getan haben", sagte Label.

Ein 23-jaehriger Student Nathan Lanzendorfer schilderte: "Ich rannte
die Fifth Avenue hinunter und dachte nur daran, wegzukommen. Ich
fuerchtete mich. Alle liefen voller Panik durch den Rauch. Dann
fuehlte ich den Einschuss hinten an meinem Bein". Es duerfte ein
Gummigeschoss gewesen sein, das den Fluechtenden getroffen hatte.

Eine andere junge Studentin, Emily Rowe, sagte, sie sei auf einer
Treppe festgenommen worden: "Die Polizisten unter uns schickten uns
nach oben, die ueber uns befahlen uns, zurueckzugehen. Etwa 20
Studenten wurden in der Mitte von ihnen geschnappt".

Der Polizeichef von Pittsburgh, Nate Harper, den die "Pittsburgh
Tribune-Review" zu einer Stellungnahme zu den Vorwuerfen erreichen
wollte, erfuhr, dieser waere nicht in der Stadt. So sei hier
stattdessen Major Luke Ravenstahl zitiert, der nach dem Polizeieinsatz
gemeint hatte: "Ich bin der Meinung, dass die Polizei als Gruppe
bewundernswert auf die Versammlung geantwortet hat."

FBI stuermte wegen Twitter

Das alles war aber fast harmlos gegen das, was Elliot Madison und
Michael Wallschlaeger am 2.Oktober in New York zu gewaertigen hatten.
Die beiden deklarierten Anarchisten stehen im Verdacht, den
Polizeifunk abgehoert und die Demonstranten bei den G20-Protesten aus
einen Internetcafe mittels des Internetdienstes Twitter ueber die
Bewegungen der Polizei informiert zu haben. Grund genug fuer eine
gemeinsame Aktion von New Yorker Polizei und FBI ("Joint Terrorist
Task Force") mittels Rammbock in ihr Wohnkollektiv in Queens
einzudringen. Die Verdaechtigen wurden aus dem Bett gescheucht und
gefesselt: "Wir wurden in Handschellen gelegt und ... sassen im
Wohnraum auf den Sofas und Stuehlen drappiert wie Puppen. Wir wurden
stundenlang in Handschellen gelassen und wir waren hilflos, als unser
kleiner Vogel, ein Fink, den wir gerettet und aufgepaeppelt hatten,
aus seiner offenen Tuer in den ploetzlichen Tod fluechtete, nachdem
sein Kaefig von den Cops zerschlagen wurde in ihrem Eifer die Tueren
oben zu den Schlafraeumen mit Gewalt zu oeffnen", schildern die
Betroffenen ihre Erlebnisse.

16 Stunden waren es nach ihren Angaben, die die Polizei in dem Haus
wuetete. Die Beamten beschlagnahmten neben den Computern unter anderem
auch MP3-Player, ein politisches Videoarchiv, Transparente,
Steuerbelege, einen Chemiebaukasten fuer Kinder, ein Plueschtier sowie
Bilder von Marx und Lenin.
(akin)
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Quellen u.a.:
http://pittsburghlive.com/x/pittsburghtrib/news/pittsburgh/s_646042.html
http://pittsburghlive.com/x/pittsburghtrib/news/pittsburgh/s_646374.html
http://news.infoshop.org/article.php?story=20091004231103793



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