**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. Oktober 2009; 16:56
**********************************************************
Glosse:
> Gedanken zu Gandhis Geburtstag
Sei Du die Veraenderung, die Du Dir fuer die Welt wuenscht, so 
aehnlich hatte Mahatma Gandhi es -- darf man den Uebersetzungen 
glauben -- formuliert.
Am Freitag, dem 2. Oktober haben sich dem Frieden zugeneigte Leute am 
Stephansplatz in Wien eingefunden, um den 140.Geburtstag von Gandhi zu 
feiern. Gandhi formulierte einst : "Es gibt keinen Frieden, denn 
Frieden ist der Weg". Es ist den VeranstalterInnen, primaer den 
"friedensnews" gelungen, weit mehr als 100 Menschen anzusprechen, 
einen Abend bewussten Innehaltens zu zelebrieren. Die TeilnehmerInnen 
versinnbildlichten das Geschehen, entzuendeten ihre Fackeln, bildeten 
mit ihren Fackeln ein grosses Peace-Zeichen, lauschten den Melodien 
von John Lennon oder sangen inbruenstig mit.
Es war ein spirituelles Erlebnis. Inhalte waren weniger gefragt. Es 
ging um das Gefuehl fuer Frieden und Gewaltfreiheit. Fackeln 
leuchteten, die Menschen, die die Fackeln entzuendet und getragen 
hatten, hoerten und sangen unsere Lieblingslieder. Schon schoen.
Ganz abgesehen davon, dass die Friedensbewegungen immer dann, wenn es 
um die Fackeldebatte geht, dazu eine differente Position einnehmen, 
liess der politische Kontext einiges an Wuenschen offen. Inhaltlich 
gab es keine Stellungnahme. Lichterglanz, Vollmond und Stimmung: das 
war das Erfolgsmotto, es war eine eindrucksvolle Auftaktveranstaltung 
fuer den nun beginnenden weltweiten Friedensmarsch fuer Frieden und 
Gewaltfreiheit. Infos zum weltweiten Friedensmarsch gibt es unter: 
www.friedensnews.at.
Bei aller Freude ob der schoenen und gelungenen Veranstaltung sollte 
dennoch Kritik am Rande erlaubt sein. Es ist kein Zufall, dass Gandhi 
auch von libertaerer Seite her beruecksichtigt und aufgearbeitet 
wurde, war er doch der einzige unter jenen, die die Kolonialherren 
vertrieben hatten, der niemals die Macht und Kontrolle ueber einen 
Staat und die Menschen angestrebt hatte, im Gegenteil, sich 
zurueckzog, als es um die Machtfrage ging.
Zwei Dinge sind mir persoenlich aufgefallen. Zum einen hatte sich 
unmittelbar hinter dem schoenen leuchtenden Friedenszeichen eine 
schlagende Burschenschaftsverbindung versammelt, welche in 
faschingsfoermigen Kostuemen mit ihren Saebeln zu spielen beliebte. 
Beim Versuch, sie durch lautes Megaphongeheul etwas zu irritieren, 
wurde gesagt, wir sollten doch friedlich bleiben. Zum anderen konnte 
ich dem Gespraech zweier Freundinnen lauschen: nachdem die Polizei --  
ebenso freundlich wie die AktivistInnen -- ihre Routineabfrage zur 
Kundgebung beendet hatte, meinte Freundin 1 zu Freundin 2, sie haette 
die Polizei bei Veranstaltungen bislang nur und ausschliesslich 
freundlich erlebt. Freundin 2 bemerkte, dass sie auch schon 
unangenehme Erfahrungen mit der Polizei gemacht haette, woraufhin 
Freundin 1 betonte, sie wuerde niemals mit "Autonomen" auf die Strasse 
gehen, in der Ueberzeugung, dass es unangenehme Begegnungen mit Bullen 
nur im Beisein von "Autonomen" geben koennte, welchen tunlichst 
auszuweichen waere. Freundin 2 war bemueht, sich sofort zu 
rechtfertigen und vermeinte, es waere nur eine Opernballdemo in ihrer 
Jugendzeit gewesen, heute, mit einem Kleinkind im Arm waere ihr dieses 
Anliegen "eh wurscht", woraufhin Freundin 1 kommentierte: "Eben 
Autonome". Im Subtext klang einerseits ein "selber schuld" und 
andererseits ein "wer sich mit 'Autonomen' einlaesst, darf sich ueber 
Polizeiknueppel nicht wundern" mit. Es klang aus ihrem Munde wie 
Straffaellige per se oder Aussaetzige. Gandhi haette sich im Grabe 
umgedreht, zu seinem Glueck ist er schon laengst von den Wuermern 
gefressen worden.
Jetzt koennte man sagen, so weit, so gut, aber es ist grauslich und 
schlecht. Als mich ein ganz lieber Arbeitskollege danach gefragt 
hatte, wieviele Menschen denn zu diesem Ereignis erwartet wuerden und 
ich gemeint hatte, in aller mutiger uebertreibenden Ueberzeugung, na, 
mindestens 200 fragte der: "Also 200.000?" Er waere davon ausgegangen, 
dass es ohnehin so viele Gandhi-Fans gaebe, dass sich ein 
Lichterabend, der den Auftakt fuer einen weltweiten Friedensmarsch 
bildet, in dieser Groessenordnung abspielen muesste. Ganz lieb. Frau 
koennte sagen, ein schoener Abend. Irgendwie schon frustrierend. In 
dieser Zwiespaetigkeit ueberlasse ich Euch jetzt das weite Feld des 
Nachdenkens...
*rosalia krenn*
*arge wehrdienstverweigerung, gewaltfreiheit und 
fluechtlingsbetreuung*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin