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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. Oktober 2009; 16:56
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Glosse:

> Gedanken zu Gandhis Geburtstag

Sei Du die Veraenderung, die Du Dir fuer die Welt wuenscht, so
aehnlich hatte Mahatma Gandhi es -- darf man den Uebersetzungen
glauben -- formuliert.

Am Freitag, dem 2. Oktober haben sich dem Frieden zugeneigte Leute am
Stephansplatz in Wien eingefunden, um den 140.Geburtstag von Gandhi zu
feiern. Gandhi formulierte einst : "Es gibt keinen Frieden, denn
Frieden ist der Weg". Es ist den VeranstalterInnen, primaer den
"friedensnews" gelungen, weit mehr als 100 Menschen anzusprechen,
einen Abend bewussten Innehaltens zu zelebrieren. Die TeilnehmerInnen
versinnbildlichten das Geschehen, entzuendeten ihre Fackeln, bildeten
mit ihren Fackeln ein grosses Peace-Zeichen, lauschten den Melodien
von John Lennon oder sangen inbruenstig mit.

Es war ein spirituelles Erlebnis. Inhalte waren weniger gefragt. Es
ging um das Gefuehl fuer Frieden und Gewaltfreiheit. Fackeln
leuchteten, die Menschen, die die Fackeln entzuendet und getragen
hatten, hoerten und sangen unsere Lieblingslieder. Schon schoen.

Ganz abgesehen davon, dass die Friedensbewegungen immer dann, wenn es
um die Fackeldebatte geht, dazu eine differente Position einnehmen,
liess der politische Kontext einiges an Wuenschen offen. Inhaltlich
gab es keine Stellungnahme. Lichterglanz, Vollmond und Stimmung: das
war das Erfolgsmotto, es war eine eindrucksvolle Auftaktveranstaltung
fuer den nun beginnenden weltweiten Friedensmarsch fuer Frieden und
Gewaltfreiheit. Infos zum weltweiten Friedensmarsch gibt es unter:
www.friedensnews.at.

Bei aller Freude ob der schoenen und gelungenen Veranstaltung sollte
dennoch Kritik am Rande erlaubt sein. Es ist kein Zufall, dass Gandhi
auch von libertaerer Seite her beruecksichtigt und aufgearbeitet
wurde, war er doch der einzige unter jenen, die die Kolonialherren
vertrieben hatten, der niemals die Macht und Kontrolle ueber einen
Staat und die Menschen angestrebt hatte, im Gegenteil, sich
zurueckzog, als es um die Machtfrage ging.

Zwei Dinge sind mir persoenlich aufgefallen. Zum einen hatte sich
unmittelbar hinter dem schoenen leuchtenden Friedenszeichen eine
schlagende Burschenschaftsverbindung versammelt, welche in
faschingsfoermigen Kostuemen mit ihren Saebeln zu spielen beliebte.
Beim Versuch, sie durch lautes Megaphongeheul etwas zu irritieren,
wurde gesagt, wir sollten doch friedlich bleiben. Zum anderen konnte
ich dem Gespraech zweier Freundinnen lauschen: nachdem die Polizei --
ebenso freundlich wie die AktivistInnen -- ihre Routineabfrage zur
Kundgebung beendet hatte, meinte Freundin 1 zu Freundin 2, sie haette
die Polizei bei Veranstaltungen bislang nur und ausschliesslich
freundlich erlebt. Freundin 2 bemerkte, dass sie auch schon
unangenehme Erfahrungen mit der Polizei gemacht haette, woraufhin
Freundin 1 betonte, sie wuerde niemals mit "Autonomen" auf die Strasse
gehen, in der Ueberzeugung, dass es unangenehme Begegnungen mit Bullen
nur im Beisein von "Autonomen" geben koennte, welchen tunlichst
auszuweichen waere. Freundin 2 war bemueht, sich sofort zu
rechtfertigen und vermeinte, es waere nur eine Opernballdemo in ihrer
Jugendzeit gewesen, heute, mit einem Kleinkind im Arm waere ihr dieses
Anliegen "eh wurscht", woraufhin Freundin 1 kommentierte: "Eben
Autonome". Im Subtext klang einerseits ein "selber schuld" und
andererseits ein "wer sich mit 'Autonomen' einlaesst, darf sich ueber
Polizeiknueppel nicht wundern" mit. Es klang aus ihrem Munde wie
Straffaellige per se oder Aussaetzige. Gandhi haette sich im Grabe
umgedreht, zu seinem Glueck ist er schon laengst von den Wuermern
gefressen worden.

Jetzt koennte man sagen, so weit, so gut, aber es ist grauslich und
schlecht. Als mich ein ganz lieber Arbeitskollege danach gefragt
hatte, wieviele Menschen denn zu diesem Ereignis erwartet wuerden und
ich gemeint hatte, in aller mutiger uebertreibenden Ueberzeugung, na,
mindestens 200 fragte der: "Also 200.000?" Er waere davon ausgegangen,
dass es ohnehin so viele Gandhi-Fans gaebe, dass sich ein
Lichterabend, der den Auftakt fuer einen weltweiten Friedensmarsch
bildet, in dieser Groessenordnung abspielen muesste. Ganz lieb. Frau
koennte sagen, ein schoener Abend. Irgendwie schon frustrierend. In
dieser Zwiespaetigkeit ueberlasse ich Euch jetzt das weite Feld des
Nachdenkens...

*rosalia krenn*
*arge wehrdienstverweigerung, gewaltfreiheit und
fluechtlingsbetreuung*


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