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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 1. September 2009; 16:15
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Honduras:

Zwei Texte ueber moegliche Hintergruende
und -maenner resp. -frauen des Putsches

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> Honduras, die CIA und zwei US-amerikanische Firmen

Ich besuchte kuerzlich Mittelamerika und jede/r GespraechspartnerIn
dort war ueberzeugt davon, dass der Militaerputsch, der den
demokratisch gewaehlten Praesidenten von Honduras, Manuel Zelaya,
gestuerzt hatte, von zwei US-amerikanischen Firmen mit Unterstuetzung
durch die CIA betrieben worden war. Und dass die USA und ihr neuer
Praesident sich nicht fuer die Demokratie einsetzen.

Schon frueher im Jahr hatten Chiquita Brands International Inc.
(frueher United Fruit) und Dole Food Co. Zelaya streng geruegt, weil
er fuer eine 60%ige Erhoehung des Mindestlohnes in Honduras
eingetreten war und verlangt hatte, dass die Politik die
Unternehmensgewinne begrenzen sollte. Die beiden Firmen wurden
unterstuetzt von einer Vereinigung von Textilproduzenten
und -exporteuren, die auf billiger Arbeit in ihren Sweatshops
aufbauen.

Das Gedaechtnis ist kurz in den USA, aber nicht in Mittelamerika. Ich
hoerte immer wieder Leute darauf hinweisen, dass Chiquita und die CIA
schon 1954 Guatemalas demokratisch gewaehlten Praesidenten Jacobo
Arbenz gestuerzt, und dass ITT, Henry Kissinger und die CIA 1973
Chiles Salvador Allende zu Fall gebracht hatten. Diese Menschen waren
sicher, dass Haitis Praesident Jean Bertrand Aristide 2004 von der CIA
verdraengt worden war, weil er, wie Zelaya, einen hoeheren Mindeslohn
vorgesehen hatte.

Der Vizepraesident einer panamesischen Bank erzaehlte mir: "Jedes
multinationale Unternehmen weiss, dass der Rest von Lateinamerika und
die Karibik folgen werden, wenn Honduras seinen Stundenlohn erhoeht.
Haiti und Honduras haben immer die das unterste Niveau fuer
Mindestloehne vorgegeben. Die grossen Konzerne muessen das stoppen,
was sie eine ´linke Revolte´ in dieser Hemisphaere nennen. Indem sie
Zelaya verjagen, senden sie eine furchterregende Botschaft an alle
anderen Praesidenten aus, die die Lebensumstaende ihrer Voelker
verbessern wollen.

Jede/r kann sich die Tumulte in allen lateinamerikanischen
Hauptstaedten vorstellen. Es hatte eine allgemeine Erleichterung bei
Obamas Wahl gegeben, ein Gefuehl der Hoffnung, dass der Staat im
Norden schliesslich doch Mitgefuehl mit seinen suedlichen Nachbarn
zeigen wuerde, dass die unfairen Handelsabkommen, Privatisierungen,
drakonischen Strukturanpassungsmassnahmen durch den Weltwaehrungsfonds
nachlassen wuerden und vielleicht letztlich ganz verschwinden wuerden.
Aber jetzt wurde der Optimismus gedaempft.

Die Verhaberung zwischen den Anfuehrern des Militaerputsches in
Honduras und der Corporatocracy wurden kurz nach meiner Ankunft in
Panama bestaetigt, und zwar durch einen Artikel im englischen "The
Guardian", der die engen Verbindungen von zwei Beratern der
Putsch-Regierung in Honduras zur US-Aussenministerin aufzeigte. "Der
eine ist Lanny Davis, ein einflussreicher Lobbyist, der der
persoenliche Anwalt von Bill Clinton war, und der andere Soeldner fuer
die Putsch-Regierung, der starke Verbindungen zu den Clintons hat, ist
der Lobbyist Bennet Ratcliff."

DemocracyNow! (US-amerikanisches Rundfunk-Netzwerk) informierte uns,
dass Chiquita durch eine maechtige Anwaltskanzlei Covington & Burling
vertreten wurde, und dass Praesident Obamas Justizminister Eric Holder
ein Partner von Covington gewesen war und Chiquita verteidigt hatte,
als der Konzern angeklagt worden war, "Todesschwadronen" in Kolumbien
angemietet zu haben. (Chiquita war verurteilt worden, und hatte
zugeben muessen, Organisationen "fuer Wachdienste" bezahlt zu haben,
die die US-Regierung selbst als terroristische Vereinigung eingestuft
hatte. Der Konzern zahlte 2004 eine Strafe von 25 Millionen US$.)

Die Los Angeles Times traf den Kern der Sache, als sie resuemierte:
"Was in Honduras geschah, ist ein klassischer lateinamerikanischer
Putsch in anderem Sinn: Der Anfuehrer, General Romeo Vasquez, ist ein
Abgaenger der United States' School of the Americas (Umbenannt in
Western Hemisphere Institute for Security Cooperation). Diese Schule
ist bestens dafuer bekannt, Offiziere auszubilden, die massive
Menschenrechtsverletzungen begehen, inklusive Militaerputsche."
(John Perkins, information clearing house / gek. / Ue: ig, akin)

Quelle des engl. Originals (mit weiterfuehrenden Fussnoten):
http://www.informationclearinghouse.info/article23211.htm

(John Perkins ist der Autor von "Bekenntnisse eines Economic Hit Man -
Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia" und formulierte seine Kritik
auch in Erwin Wagenhoefers Film "Let's make Money")

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> Militaerexpertin Leticia Salomón: Zehn Unternehmerfamilien
> finanzierten den Putsch

Nach Angaben der Militaerexpertin, Soziologin und
Wirtschaftswissenschaftlerin Leticia Salomón, die eine
Forschungsprofessur an der Nationalen Autonomen Universitaet von
Honduras (Universidad Nacional Autónoma de Honduras) innehat, sei der
Staatsstreich in Hondureas von einer Unternehmergruppe geplant und
durchgefuehrt worden. Die Medien haetten dabei eine wichtige Rolle
gespielt.

Salomón erlaeuterte, die besagte Unternehmergruppe werde vom
honduranischen Ex-Praesidenten und Besitzer der Zeitung La Tribuna,
Carlos Roberto Facussé angefuehrt. Die Zeitung La Tribuna und die
Tageszeitungen La Prensa und El Heraldo sowie die Fernsehkanaele 2, 3,
5 und 9 seien "die wesentlichen Stuetzen des Putsches" gewesen, sagte
Salomón.

Die Militaerexpertin nannte in diesem Zusammenhang auch die Leiter der
Unternehmensgruppe Continental, Jaime Rosenthal und Gilberto
Goldstein, die Hauptanteilseigner der Bank von Honduras sind und ein
Monopol in der industrialisierten Landwirtschaft besitzen sowie Eigner
von Kommunikationsmedien wie der Zeitung El Tiempo und dem Canal 11
sind.

Nach den Worten von Salomón kontrollieren jene Familien, die den
Putsch unterstuetzten, 90 Prozent des Reichtums des Landes.

Als Teilnehmer des Putsches nannte die Expertin José Rafael Ferrari,
Juan Canahuati, Camilo Atala, José Lamas, Fredy Násser, Jacobo Kattán,
Guillermo Lippman y Rafael Flores.

Ausserdem erwaehnte sie explizit den Magnaten Miguel Facussé. Der
Unternehmer verfuegt ueber ein Monopol im Palmoelgeschaeft und
unterstuetzte den Kauf von baeuerlichen Laendereien, die fuer weniger
als 10 Prozent des tatsaechlichen Wertes aufgekauft wurden.
(púlsar/poonal)



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