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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. August 2009; 15:26
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Ungarn/Kapitalismus:
> Geraeumte Wohnungen, leere Bueros
Die NGO Otthonvédők (Schuetzer des Zuhause) verlangt eine Einsetzung 
eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses ueber die Rolle und 
das Verhalten der Banken bei der Delogierung von bis zu 15.000 
Wohnungen und Haeusern in Ungarn in den letzten Monaten.
Die Kritik -- nicht nur dieser -- Organisation geht dahin, dass 
Zigtausende Menschen ihr Zuhause verloren haben, obwohl die Banken in 
Absprache mit der Regierung zugesagt haben, Zahlungsfristen zu 
verlaengern, keine einseitigen Konditionsveraenderungen vorzunehmen 
und bei Haertefaellen -- zumindest eine Zeit lang -- auf 
Zwangsmassnahmen zu verzichten. Die Regierung hatte zudem einen 
Notfonds eingerichtet, der Leuten helfen soll, die von 
Zwangsraeumungen bedroht sind.
Im Gegensatz zu den blumigen Ankuendigungen haetten die Banken 
einseitig die Konditionen von Krediten geaendert, Gebuehren erhoeht 
und weitere Kosten, wie gestiegene Risiken auf die Kunden umgelegt. 
Vor allem aber habe man nicht, wie zugesagt, den Einzelfall 
individuell geprueft, sondern sei pauschal nach Schema F vorgegangen. 
Rund 750.000 Menschen in Ungarn haben derzeit noch 
Fremdwaehrungskredite laufen, die meisten lauteten auf Schweizer 
Franken, der in der Krise zwischenzeitlich um 30% gegenueber dem 
Forint gestiegen ist. Rund 712.000 Ungarn sind mit ihren 
Ratenzahlungen gegenueber Banken im Rueckstand. Die Kreditausfallquote 
schnellte von 2-3 auf 5-7% innerhalb eines Jahres. Bis zu 10-12% 
werden moeglich.
Vor allem die Wut vieler Schuldner auf Toechter auslaendischer Banken 
von Erste bis Raiffeisen, wird von der politischen Rechten zur 
Stimmungsmache genutzt. Die Aufforderung der Regierung, einen 
Ethikcode auszuarbeiten, lehnten die Banken ab, der Ministerpraesident 
hat nun eine Gesetzesinitiative "zum Schutz der Kunden" angekuendigt. 
Die Regierung hatte zudem einen Notfonds eingerichtet, der Leuten 
helfen soll, die von Zwangsraeumungen bedroht sind.
Absurd ist in diesem Zusammenhang der massive Leerstand in Budapest --  
und zwar an Buerogebaeuden. Noch haelt sich dieser Leerstand mit 
(offiziell verlauteten) 15% halbwegs in Grenzen. Doch schon bei den 
Preisen in den einzelnen Kategorien broeckelt es heftig. Nicht gerade 
beruhigend fuer die Marktplayer kommt da die Nachricht, dass in den 
naechsten drei Jahren nochmals geschaetzte 1,8 Millionen Quadratmeter, 
fast das doppelte der bereits vorhandenen Bueroflaechen dazukommt.
Der Grund sind langfristige Vertraege. Vor der Finanzkrise wurde ein 
grosser Mangel an Bueroflaeche in Budapest konstatiert, viele 
Bauunternehmer nahmen Kredite auf und und investierten in neue Bauten. 
Nun haben Planungen, Aufschliessungen und Baubeginne schon soviel Geld 
verschlungen, dass ein Zurueck fuer die meisten Unternehmer nicht mehr 
in Frage kommt. Sie bauen weiter, in der Hoffnung, dass nach der Krise 
wieder mehr Bueroraeume noetig werden. Bis dahin muessen die 
Unternehmer mit Leerstand oder Vermietung zu Dumping-Preisen rechnen.
(Pester Lloyd, centropolitan.eu/akin)
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