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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. August 2009; 15:21
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EU/Deren Heer:
> Die Aufrechterhaltung der "globalen hierarchischen Klassengesellschaft"
Eine neue Studie des offiziellen EU-Think-Tanks ISS meint, die Union 
muesse "in einer symbiotischen Beziehung mit den Transnationalen 
Konzernen" die "funktionellen Stroeme" der "globalen hierarchischen 
Klassengesellschaft" absichern und "die global Reichen von den Armen" 
abriegeln. Selbst ein Krieg gegen Russland wird bis zum Jahr 2020 
nicht mehr ausgeschlossen.
*
Der offizielle Think-Tank der EU fuer Sicherheitsfragen, das 
EU-Insitut fuer Sicherheitsstudien (EU-ISS), hat eine neue Studie 
ueber die Entwicklung der EU-Aussen-, Sicherheits- und Militaerpolitik 
bis zum Jahr 2020 vorgelegt. Titel: "What Ambition for European 
Defence in 2020" (1).
Die wichtigste Aufgabe der EU-Sicherheitspolitik werde es -- so das 
EU-ISS -- sein, die "transnationalen funktionellen Stroeme und deren 
Knotenpunkte" sicherzustellen: also vor allem die Waren-, Kapital- und 
Rohstoffstroeme. Das erfordere "globale militaerische 
Ueberwachungskapazitaeten und die Faehigkeit zur Machtprojektion" 
(Seite 63) - vor allem durch die Zusammenarbeit von "Transnationalen 
Konzernen" und den sog. "Postmodernen Gesellschaften" (EU, USA), da 
diese an der Spitze der "globalen hierarchischen Klassengesellschaft" 
stuenden und damit die wichtigsten "stakeholder" der Globalisierung 
seien. Die EU brauche daher eine "symbiotische Beziehung mit den 
Transnationalen Konzernen", denn "diese brauchen den Staat und der 
Staat braucht sie" (Seite 62). Mit Hilfe eines ausgereiften 
"zivil-militaerischen Instrumentariums" muesste dabei jenen unteren 
zwei Dritteln der Weltbevoelkerung begegnet werden, die den Bodensatz 
dieser "globalen Klassengesellschaft" bilden:
Den Eliten willfaehriger Staaten - v.a. im arabischen Raum -- solle 
"militaerischer Beistand" bei der "Modernisierung des 
Sicherheitssektors" geleistet werden, um in ihren Staaten, die oft 
Brutstaetten des "transnationalen Terrorismus und der organisierten 
Kriminalitaet" seien, fuer Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Den sog. "Vormodernen Gesellschaften", die die "unterste Milliarde der 
Menschheit" beherbergen solle durch "State-buildung" - Marke 
Afghanistan - unter die Arme gegriffen werden. Waehrend fuer die 
Konzerne die "Stroeme der Globalisierung" fliessen sollen, soll 
gegenueber diesen extrem armen Staaten die Stroeme unterbunden werden 
und zwar durch entsprechende "Abriegelungs-Operationen, die die global 
Reichen von den Spannungen und Problemen der Armen abschirmen. Da das 
Verhaeltnis der Weltbevoelkerung, die in Armut und Frustration lebt, 
massiv bleiben wird, werden die Spannungen und Konflikte zwischen 
ihrer Welt und der der Reichen weiterhin wachsen. Da wir bis zum Jahr 
2020 die Wurzeln dieser Probleme nicht geloest haben werden, ist es 
wichtig die Absperrungen zu verstaerken." (Seite 66).
Kriegsdrohung gegenueber Russland?
Die groesste militaerische Herausforderung verorten die EU-Strategen 
bei den sog. "Entfremdeten modernen Staaten", also jenen, die offenen 
Widerstand gegen die Globalisierung und deren "Stroeme" leisten 
wuerden. Diese Staaten muesse auf die harte Tour begegnet werden: "Die 
Aufgabe besteht darin, diese so weit als moeglich umzudrehen und, 
falls das scheitert, mit ihrer Kampfansage an die globalisiert Welt 
fertig zu werden. Das wird Kapazitaeten fuer harte Machtausuebung 
erfordern." Hier kann es "zur direkten militaerischen Konfrontation 
kommen." (Seite 62) Zu diesen Staaten werden neben Nord-Korea und 
Burma auch - wenn auch noch mit Fragezeichen - Russland gezaehlt. D.h. 
die EU-Strategen schliessen Krieg gegen Russland bis zum Jahr 2020 
nicht aus, wenn dieses nicht bereit sei "umzudrehen", und sich den 
globalen "Stroemen" der Transnationalen Konzerne und der mit ihnen 
"symbiotisch verbundenen Staaten" hemmungslos zu oeffnen.
Damit die EU in der Lage ist, diese Kriegsdrohungen mit entsprechenden 
militaerischen Faehigkeiten zu hinterlegen, schlaegt die EU-Studie 
eine ganzes Massnahmenbuendel der weiteren Militarisierung vor:
* Bis 2020 soll eine 360.000 Mann/Frau starke EU-Eingreiftruppe 
einsatzbereit sein, um sicherzustellen, dass permanent 120.000 
SoldatInnen fuer globale Militaereinsaetze zur Verfuegung stehen.
* Rasche zusaetzliche Ruestungskapazitaeten brauche es ausserdem im 
Bereich des "Streitkraefteschutzes in kriegsaehnlichen Szenarien", 
beim strategischen Waffen- und Truppentransport sowie im Bereich der 
Weltraum-gestuetzten Aufklaerung und Ueberwachung, um eine moderne 
"netzwerkszentrierte" Kriegsfuehrung sicherzustellen.
* Unbedingt gestaerkt werden muessten die EU-Kommandostrukturen fuer 
Auslandseinsaetze. Groesste Bedeutung habe die rasche Umsetzung der 
Militarisierungs- und Zentralisierungsvorhaben des Lissabon-Vertrages 
(Schaffung von militaerischen "Avantgarde-Gruppen", Schaffung des 
Amtes eines zentralen EU-Aussen- und Kriegsministers, Erweiterung des 
militaerischen Aufgabenfeldes, Schaffung es EU-Ruestungsetats, usw.). 
Das alles gelte es umzusetzen - unabhaengig ob der neue EU-Vertrag nun 
auch ratifiziert werde oder nicht.
Bei diesem Demokratieverstaendis verwundert es auch nicht mehr, dass 
im Bereich der Sicherheitspolitik grundsaetzlich die Aushebelung 
demokratischer Entscheidungsmechanismen angedacht wird -- wenn diese 
zu lange dauern: "Die Moeglichkeit militaerische Missionen zu starten 
bevor alle politischen Diskussionen dazu stattgefunden haben, muss in 
Erwaegung gezogen werden, damit es zu keinen Verzoegerungen kommt." 
(Seite 157)
(Werkstatt Frieden und Solidaritaet/gek.)
(1) Quelle fuer alle Zitate: 
http://www.iss.europa.eu/uploads/media/What_ambitions_for_European_defence_in_2020.pdf
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