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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Juni 2009; 16:49
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Debatten:
> Hizbollah und akin?
Zum Interview in akin 14/2009 (akin-pd 19.5.2009)
Kuerzlich erschien in der AKIN ein Interview mit einem Mann von der 
Hisbollah! Diese SA-artige Miliz hat im Suedlibanon ein totalitaeres 
Regime errichtet und es kann nur ein Raetsel sein, warum die 
Propaganda einer Gruppe, die bei geringster Kritik Leute 
zusammenschlaegt, Eingang bei der AKIN gefunden hat. Es passt aber zu 
den sonstigen Entwicklungen, die ein Teil der Linken, die gegen die 
Lieblingsthemen Israel, USA und Kapitalismus hetzt, durchgemacht hat. 
Ein Raetsel ist auch, warum es gegen Solches keinen grossen Aufstand 
der AKIN-LeserInnen bzw. der gruen- bis linksalternativen Szene in 
Wien gibt.
Nun haben die Ereignisse im Iran eindeutig gezeigt, welch Geistes Kind 
diese Hisbollah-Miliz ist. Die geistig-ideologisch-organisatorische 
Verwandtschaft der Hisbollah, die "Basiji", haben friedlich 
demonstrierende Leute einfach brutal zusammengeschlagen und als 
Heckenschuetzen in die Brust geschossen. Es gibt sogar Hinweise, dass 
im Iran "arabisch sprechende, aus dem Libanon stammende Leute" sich 
daran beteiligt haben, Leute zu misshandeln, die nicht glauben wollen, 
dass der Diktator Ahmadinejad tatsaechlich gewaehlt wurde.
Und in der AKIN wird aus einer derartigen SA-gleichen Schlaegertrupps 
ein "standhaftes Bollwerk gegen Israel" und "eine libanesische Kraft, 
die sich fuer Loesungen sozialer Probleme einsetzt". Man kann es 
eigentlich gar nicht mehr glauben! Der Hass auf Israel scheint bei 
euresgleichen derart gross zu sein, dass man sich mit einer der 
schlimmsten faschistischen Bewegungen der Gegenwart einlaesst! Es ist 
unglaublich.
Es passt aber auch gut zu der Tatsache, dass die beiden Haus- und 
Hofschreiber der AKIN (also die ueber den Daumen geschaetzt 90% der 
Kommentare der AKIN zum Thema Naher Osten in den letzten Jahren 
ausmachen) Uri Avnery und "Gaza muss leben" (und deren 
Sympathisantenkreis) mittlerweile viel Applaus von den Rechtsrechten 
bekommen! Uri Avnery bekommt z.B. Unterstuetzung eines gewissen Israel 
Shamir, der auch gerne fuer rechtsradikale Websites schreibt. Hier der 
Beweis, den ich im Netz gefunden habe: 
http://www.nonkonformist.net/?p=1849
Dazu noch den passenden Link: 
http://www.hagalil.com/archiv/2005/08/kulturzeit.htm
Ueber Shamir sollte man unbedingt auch das hier lesen: 
http://www.eussner.net/artikel_2005-08-07_02-05-28.html
Und das Anliegen von "Gaza muss leben" wiederum, die kuerzlich auf 
heroische Art und Weise gegen ein Lokal (???!) am Donaukanal 
(eigentlich gegen dessen Namen) demonstriert hat, einer anderen 
islamistischen Terrorbande eine Stimme zu verleihen, bekam 
Unterstuetzung von einem der schlimmsten Rechten Oesterreichs, Andreas 
Moelzer, die man natuerlich dankend ablehnte, nur muss man da zu 
folgendem Schluss gelangen:
Wenn man die gleichen Ansichten wie die Rechtsradikalen vertritt und 
die gleichen Argumente aeussert, dann braucht man sich ueber Applaus 
von dieser Seite wirklich nicht zu wundern.
Hierzu noch einmal Karl Pfeifer: 
http://www.gegendenantisemitismus.at/12022009.php
Es ist sehr traurig, dass sog. "ehem. Mitstreiter" der Wiener Szene 
sich fuer sowas hergeben und ich muss es einmal mehr schreiben, aber 
da gibt es nicht einmal die geringste politische Uebereinstimmung mehr 
meinerseits und entweder die AKIN bleibt weiter in diesem Sumpf 
stecken, dann hat sie es nicht anders verdient als pleite zu gehen 
oder sie findet endlich wieder raus, aber ich hege den Verdacht, 
dafuer muesste sich die Redaktion groesstenteils personell erneuern!
Freiheit fuer das iranische Volk! Stopp der antisemitischen Hetze! 
Konsequenter Antifaschismus! Gruss an die AKIN!
*Thomas Herzel (gek.)*
*
> Lieber Thomas!
Es gab keinen "grossen Aufstand der AKIN-LeserInnen", weil unser 
Publikum sehr wohl trennen kann zwischen unseren Ansichten und unserer 
publizistischen Aufgabe. Wenn Du Dir die Muehe machen wolltest, 
zitiere bitte naechstesmal korrekt im Zusammenhang. Der Interviewer 
meinte: "Seit Juni 2006 gilt die Hizbollah in der gesamten islamischen 
Welt als standhaftes Bollwerk gegen Israel." Das ist wohl ein ziemlich 
unbestreitbares Faktum. Der gleiche Interviewer meint ein paar Zeilen 
weiter: "Hizbollah gilt in Westeuropa als verlaengerter Arm des Iran 
im Nahen Osten." Auch das ist richtig. Hier geht es dem Fragesteller 
darum, wie die Hizbollah von wem in der Welt gesehen wird -- nicht 
darum welche Ansichten er selbst darueber hat. Auch "wird in der akin" 
die Hizbollah nicht "eine libanesische Kraft, die sich fuer Loesungen 
sozialer Probleme einsetzt", sondern das ist eben die Selbstsicht der 
Hizbollah -- wie aus dem Interview eindeutig hervorgeht.
Es war fuer uns interessant, mal eine originaere Stimme aus der 
Hizbollah zu hoeren. Das Interview war durchaus nicht "nett" gefuehrt 
und die Antworten des Hizbollah-Vertreters waren zum Teil auch 
ziemlich selbstentlarvend. Vielleicht hilft Dir ein Vergleich weiter: 
Wenn der Standard oder der ORF Martin Graf interviewen, unterstellst 
Du ja auch nicht gleich, dass die dortigen Redaktionen rechtsextrem 
waeren -- oder etwa doch?
Abgesehen davon: Haettest Du unsere Aussendung zu Ende gelesen, dann 
waere Dir vielleicht auch folgende Anmerkung aufgefallen: "Der Abdruck 
des obstehenden Interviews ... soll keine affirmative Haltung 
gegenueber dieser Organisation ausdruecken. Dieser Hinweis sollte zwar 
obsolet sein, da es aber gerade bei linken Publikationen 
diesbezueglich oft zu Missverstaendnissen kommt, erschien er uns als 
notwendig."
Wir koennen gerne ueber die Hizbollah diskutieren -- genau dazu ist 
die akin ja da. Wie die Hizbollah wirklich einzuschaetzen ist, ist mir 
zum Beispiel nicht so klar wie Dir. Moegen tu ich sie auch nicht, aber 
mir sind bewaffnete Truppen prinzipiell unsympathisch. Das gilt 
genauso wie fuer die US-Armee, die iranische Polizei oder das 
oesterreichische Bundesheer, ist aber eben noch keine politische 
Position. Ich denke, um einigermassen zu einer wirklich fundierten 
Haltung zu kommen, braucht es eben Information und Diskussion. 
"Hizbollah = boese" und "Israelische Armee = gut" ist genauso wenig 
eine differenzierte Herangehensweise wie die umgekehrte Position.
Die akin ist sowas wie ein Reader -- wir bringen das, von dem wir 
denken, es koennte unser Publikum interessieren. Das sind nuechterne 
Informationen genauso wie Meinungen, das muessen aber nicht unbedingt 
unsere Meinungen sein -- deswegen steht unter jedem Beitrag, von wem 
er ist. Und deswegen haben wir auch immer wieder Texte von Dir 
abgedruckt und Du kannst Dir sicher sein: Wir waren selten Deiner 
Meinung!.
Dass Leute wie Uri Avnery Applaus von der rechten Seite bekommen, 
dafuer koennen sie wirklich nichts. Soll man seine politische Meinung 
aendern, wenn man Zustimmung von der falschen Seite kriegt? Vielleicht 
ist man gut beraten, seine Meinung zu ueberdenken -- aber das sollte 
ein selbstkritischer Mensch sowieso immer wieder tun. Nur wenn man 
dann eben draufkommt, dass man seine Ansichten trotzdem fuer richtig 
halten moechte, braucht man sich doch von dieser unwillkommenen 
Unterstuetzung nicht beeindrucken zu lassen. Aenderst du deine 
Ansichten ueber den politischen Islam, weil die FPOe plakatierte: 
"Daham statt Islam"? Bist Du fuer Atomkraftwerke, weil es auch 
Rechtsextreme gab, die dagegen waren? Haeltst Du die Besetzung der 
Hainburger Au fuer einen Fehler, weil dort auch Nazis aufgetaucht sind 
und die Kronen Zeitung die Partei der Kraftwerksgegner ergriffen 
hatte? Ist das alles so einfach?
Nein, das ist es eben nicht. Und genau deswegen machen wir die akin. 
Allerdings: Wenn Du meinst, die Redaktion braeuchte eine personelle 
Erneuerung, gebe ich Dir ausnahmsweise Recht. Unsere 
Redaktionssitzungen sind prinzipiell oeffentlich und wir warten 
eigentlich immer nur darauf, dass uns jemand besuchen kommt und dann 
vielleicht sogar dauerhaft mitarbeiten moechte. Aus dem Hut zaubern 
koennen wir allerdings diese Leute leider nicht...
*Bernhard Redl*
*fuer die Redaktion*
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