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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. Juni 2009; 18:09
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Rund um die Wahl:
> Strache und die Nazis
Beobachtungen beim Wahlkampfschluss der FPOe
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Die FPOe-Schlusskundgebung beim EU-Wahlkampf ist ein Sammelbecken fuer
Neonazis gewesen. Gegen Ende der Veranstaltung flogen die rechten Arme
in die Hoehe. Fuer Strache die Tat "linker Provokateure".
Die Neonazis hatten sich langsam Richtung Polizeiabsperre begeben. Auf
der anderen Seite eine Gegendemonstration samt rotem Fahnenmeer. Als
am Viktor-Adler-Markt die Bundeshymne ertoent, kommen zoegerlich die
ersten Kuehnen-Gruesse. Rechter Arm erhoben, drei Finger ausgestreckt
statt fuenf. Zwanzig Meter vom Bierstand entfernt versuchen die
kahlgeschorenen Jugendlichen eher nicht, drei Bier zu bestellen. Kaum
ist mit dem letzten Takt der Hymne die FPOe-Schlusskundgebung
offiziell zu Ende, fliegen die rechten Arme in Richtung
antifaschistischer Gegendemonstration nur so in die Hoehe. Auch mit
der ganzen ausgestreckten Hand.
Anders als waehrend der offiziellen FPOe-Demo versuchen die Skinheads
nicht einmal mehr, das zu kaschieren, indem sie Handies in der rechten
Hand halten. Die Einsatzeinheit der Polizei wendet ihnen den Ruecken
zu und konzentriert sich auf die Gegendemo. Hier droht den Glatzen
keine Gefahr.
FPOe-Chef Strache ergreift das Wort. "Wenn hier Leute glauben, sie
muessen den Arm heben, um zu provozieren, wenn hier Linke gezielt
provozieren wollen, das ist nicht gewuenscht. Wer den rechten Arm
hebt, ist sofort des Platzes zu verweisen". Eine Aussage, die die
Teilnehmer der Schlusskundgebung offenbar richtig verstehen. "Alter
Herr! Walter, du hast den falschen Arm gehoben". "Wieso?", fragt der
angesprochene Walter. "Das hab ich wohl nicht gemacht", und kruemmt
die linke Hand zum Gruss der Kommunisten. Gelaechter.
Blood and Honour
Waehrend der Veranstaltung, bei eingeschalteten Fernsehkameras, hatten
sich die Neonazis zurueckhaltender gezeigt. Vereinzelt, verschaemt
fast, hatten einige die drei Finger zum Kuehnen-Gruss erhoben, wenn
etwa Strache vom "roten Nazi-Problem" sprach. Oder wenn vorher Lieder
aus der Hitparade der volkstuemlichen Musik fuer Stimmung gesorgt
hatten. In den Tagen davor hatten die Hitler-Gruesse die FPOe in
Erklaerungsnotstand gebracht. Das will man diesmal vermeiden. Wer die
Zurueckhaltung veranlasst hat, ist unklar.
Die Skinheads hatten sich strategisch verteilt. Dass sie gut 100 von
1.500 Teilnehmern bei der FPOe-Schlusskundgebung waren, merkte man
nicht. Zu uebersehen waren sie dennoch nicht. Ein Grueppchen hier, ein
Grueppchen da. Ueberall wohlgelitten. Einen Bogen um sie machte hier
niemand. Die teils eindeutigen T-Shirts mit Frakturschrift, mit Labels
wie "German Pitbull" und Aufschriften wie "Blood an Honour" fand man
nicht sonderlich anstoessig. Weder die Studenten und Alten Herren der
Burschenschaften noch die Kleinunternehmer noch die wenigen
ortsansaessigen Pensionisten und Arbeiter, die zur Kundgebung gekommen
waren. Zumal die Glatzen bei Strache mit Begeisterung mitgeklatscht
hatten.
FPOe-Generalsekretaer Harald Vilimsky hatte vorher den Feind
ausgemacht. In Richtung Gegendemonstration hinter der
Polizeiabsperrung meinte er, das sei "ein herrlicher Ausblick, dass
man Rote, Gruene und Marxisten hinter Gitter sieht. Daran koennte man
sich gewoehnen". Tosender Applaus. Nach einer "Gedankenpause" meint
Vilimsky. "Dort gehoert ihr hin, wenn ihr gewalttaetig seid". Die
Neonazis bei der eigenen Veranstaltung spricht er gar nicht erst gross
an.
"Die gehoeren alle weg"
Dieter wirkt ein wenig verloren. "Des is ois a Bledsinn, wos der
Strache redet", sagt der Pensionist. Er ist ein wenig angeheitert und
traegt ein FPOe-Kapperl. "Oba zu laut sog'n doaf i des net. Weu ohne
Badei gabat's do ka Festl. Und donn kunnt ma nix dring'n. Do waradn's
beleidigt". Sein Cousin hat ihn hierher gebracht. Im Gewuehl hat er
ihn verloren. Warum er hier ist, weiss er genausowenig wie warum er
das FPOe-Kapperl gekauft hat. "Zehn Euro hot des 'kost. Is eh wuascht.
I ibapick des. Fia die Goat'noabeit passt's olleweil. Die suin die
Musik wida spuen, die woa vue bessa, ois des, wos da Strache sogt".
Als die Schlusskundgebung aus ist, bringen wir Dieter aus der
Gefahrenzone. Die Neonazis auf der FPOe-Seite haben Kartoffeln in
Richtung Gegendemonstration geworfen, begleitet von Rufen wie "Rote
Raus". Die Antifaschisten werfen die Geschosse ueber die Polizei
hinweg zurueck und skandieren ihrerseits: "Nazis raus". Es scheint,
als haetten die Polizisten Traenengas eingesetzt, aber der Eindruck
kann taeuschen. Es verlaeuft weitgehend ruhig. Die Antifaschisten
versuchen nicht, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Die Neonazis,
die vorher Strache beklatscht hatten, halten sich mit den
Hitler-Gruessen zurueck, sobald sich die Polizisten umdrehen.
Eine FPOe-Sympathisantin beobachtet das Geschehen mit Emotion und
Interesse. "I warad gean Polizistin", schreit sie in Richtung
Antifaschisten. "Die g'hean olle weg". "Schod, dass du ka Polizistin
bist", pflichtet ihr ein Mann neben ihr bei. Vilimsky ist ihnen
offenbar in frischer Erinnerung. Wohin die, die weg sollen, hin
sollen, will man nicht fragen.
"Des is ma zu rassistisch"
Dieter schuettelt den Kopf, als wir aus den Absperrungen raus sind.
"Guad, dass ma weg san. Sunst haett ma no ane auf's Heip'l kriagt".
Was er mit dem FPOe-Kapperl auf seinem Kopf tun soll, weiss er immer
noch nicht. "Des is ma zu rassistisch. I wue mit olle guad auskommen".
Die Neonazis toben immer noch an der Absperrung. Fuer sie ist die
Schlusskundgebung der FPOe erst vorbei, wenn die letzten
Antifaschisten nachhause gegangen sind.
*Christoph Baumgarten*
auf http://www.politwatch.at
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