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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. Mai 2009; 17:10
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Universitaeten:
> Mysterium UG-Novelle
Seltsames geschieht. Am Sonntag, zwei Tage vor Beginn der OeH-Wahlen 
praesentierten die Gruenalternativen StudentInnen (GRAS) einen Entwurf 
der Universitaetsgesetznovelle 2009. Hintergrund: Seit Monaten, noch 
seit den Zeiten der letzten Regierung wird mehr oder weniger im 
verschlossenen Kaemmerlein an dieser Novelle gearbeitet. Ueber den 
Inhalt war bislang nur geruechteweise zu erfahren. Doch laut 
Wissenschaftsministerium gaebe es ueberhaupt keine Geheimniskraemerei. 
Das Gesetz solle ganz regulaer noch im Juni in den Ministerrat und 
dann ins Parlament. Und dort auch noch vor der Sommerpause beschlossen 
werden.
Dass da Misstrauen angesagt ist, verwundert nicht -- ein 
Gesetzesentwurf, der kurz nach den OeH-Wahlen veroeffentlicht werden 
und dann binnen weniger Wochen waehrend der sommerlichen Apathie 
durchs Parlament gepeitscht werden soll, der wird wohl ein paar Dinge 
beinhalten, ueber die man nicht so gerne in der Oeffentlichkeit redet.
Tatsaechlich enthaelt das jetzt aufgetauchte Papier einige Haemmer --  
vor allem das Recht der Rektorate, Beschraenkungen des 
Universitaetszugangs zu verhaengen; und zwar soll das in allen 
Faechern moeglich sein, nicht nur wie bisher beim Medizinstudium. 
Gerade war da noch die Debatte, die Akademikerquote sei in Oesterreich 
zu gering und jetzt das! Da regen sich nicht nur die Studierenden auf.
Ist das Papier echt? Die OeVP-OeH-Fraktion Aktionsgemeinschaft sagt 
nein, schon die Tatsache, dass die GRAS das Papier anonym zugemailt 
bekommen haben will, deute auf eine Faelschung hin. Das 
Wissenschaftsministerium und die Zustaendigen bei SPOe und OeVP sagen, 
dass Papier sei ihnen ganz neu. Auch koennte man argwoehnen, dass die 
GRAS hofft, dass der Entwurf erst nach der Wahl als Faelschung 
enttarnt werden koennte. Die "Presse" tut sich damit nicht so 
schwer -- sie titelte ohne Fragezeichen oder Einschraenkung: "Entwurf 
zu neuem Universitaetsgesetz unecht".
Nur: Auch Andrea Kuntzl, SPOe-Wissenschaftssprecherin, muss zugeben, 
dass der Text nicht nach Fake aussieht. Sie habe schon befuerchtet, 
das Wissenschaftsministerium habe an ihr vorbei einen Entwurf 
produziert, meinte sie im "Standard". Schliesslich hat das mit 
21.3.2009 datierte pdf-Dokument 59 Seiten, vollgespickt mit kaum 
allgemein verstaendlichem Juristendeutsch, inclusive Vorblatt und 
Erlaeuterungen -- ganz so, wie ein typischer Ministerialentwurf 
aussieht. Wenn das ein Fake ist, dann ist er das Ergebnis einer 
wochenlangen Arbeit besonders subversiver Jus-Studierender. 
Wahrscheinlicher ist, dass es sich um einen echten Entwurf der 
Ministeriallegisten handelt. Ob die Koalitionsverhandler diesen 
gekannt haben oder nicht, bleibt fraglich. Wir werden es wohl nie 
erfahren -- denn nun wird genau dieses Papier wahrscheinlich nicht 
mehr in den Ministerrat kommen. Zumindest muss man es gehoerig 
umformulieren -- die Gefahr, dass dann inhaltlich das Gleiche 
drinnensteht, ist damit aber wohl nicht gebannt.
*Bernhard Redl*
Das pdf-Dokument zum Download:
http://www.gras.at/media/entwurf_universitaetsgesetz.pdf
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