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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. April 2009; 18:10
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  Tuerkei/Termin:
  
  > Alles beim Alten
  
  Die Menschenrechtssituation unter der AKP ist heute wohl auch kaum 
  besser als unter Tuerguet Oezal oder Tansu Ciller
  
  
  Dass sich in der Tuerkei etwas geaendert haben soll, kann man dieser 
  Tage nicht gerade bestaetigt bekommen. In den Montag-Morgenstunden gab 
  es in einer konzertierten Aktion 60 Polizeirazzien in mehreren 
  Staedten gegen linke Gruppierungen, die nach Angaben des tuerkischen 
  Innenministeriums "sensationelle Angriffe" geplant haetten, meldete 
  BBC. Dabei sollen ueber 40 Menschen festgenommen worden sein. Verkauft 
  wurde die Aktion als "Kampf gegen den Terror".
  
  Bei einer dieser Razzien kam es zu einem Schusswechsel, bei dem einer 
  der Delinquenten, ein Passant sowie ein Polizist getoetet worden sind, 
  wie auch in oesterreichischen Medien berichtet wurde. Genaueres ist 
  darueber nicht bekannt, da die tuerkische Regierung eine 
  Nachrichtensperre verhaengt hatte. Damit blieb auch bis 
  Redaktionsschluss unklar, wodurch der Passant getoetet worden ist. BBC 
  konnte lediglich ein Statement des Innenministers ueber die 
  Zugehoerigkeit des getoeteten Aktivisten berichten: "Es ist eine linke 
  Gruppe, welche in Verbindung steht mit einer Separatistengruppe." Mit 
  letzterer war die PKK gemeint.
  
  Das passt zusammen: Feykom, der Verband der kurdischen Vereine in 
  Oesterreich, und die Gesellschaft fuer bedrohte Voelker (GfbV) 
  berichteten ueber etwa 250 Festnahmen von Funktionaeren der 
  prokurdischen, aber bislang legalen Partei DTP sowie 
  Menschenrechtsaktivisten. Die Polizeieinsaetze starteten am 14.April. 
  Wieviele der Festgenommen noch immer in Haft sind und gegen wieviele 
  Anklage erhoben wird, ist momentan unklar.
  
  Die GfbV zitiert den Vorsitzenden des tuerkischen 
  Menschenrechtsvereins IHD-Diyarbakir, Muharrem Erbey: "Bei der 
  Anhoerung durften die Anwaelte nicht dabei sein, und die Angeklagten 
  wurden ohne Schlaf 36 Stunden lang verhoert. Es sollen ueber 400 Akten 
  bestehen, die der Staatsanwaltschaft als Beweis fuer die Inhaftierung 
  dienen. Die Einsicht in diese Akten wurde den Anwaelten jedoch 
  verweigert."
Laut Feykom waren bereits bei einer Kundgebung Anfang April 
  anlaesslich des 60. Geburtstag des inhaftierten PKK-Fuehrers Oecalan 
  zwei Demonstranten von tuerkischen Polizisten getoetet worden.
  
  GfbV und Feykom gehen davon aus, dass dies Reaktionen der 
  AKP-Regierung auf die Ergebnisse der Kommunalwahlen Ende Maerz in den 
  kurdischen Provinzen sein duerften. Diese Wahlen waren zum Grossteil 
  zugunsten der DTP ausgegangen.
  
  Morde an Schwulen
  
  Wenig hat sich aber auch in anderen Bereichen der gesellschaftlichen 
  Auseinandersetzung geaendert. Wie internationale Lobbyorganisationen 
  fuer Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen (LGBT) 
  berichten, seien homophobe Morde in der Tuerkei keine Seltenheit. 
  Allein seit Juli 2008 seien Morde an sieben schwulen Maennern und drei 
  transsexuellen Frauen dokumentiert. Die Polizei sei an diesen Faellen 
  voellig desinteressiert, berichten die NGOs.
  
  Interessiert ist der Staat aber an den tuerkischen 
  LGBT-Organisationen. Aktuell droht dem Verein "Lambdaistanbul" nach 
  einem Verfahren, das sich schon seit 2006 hinzieht, das endgueltige 
  Verbot wegen "Obszoenitaet und Unzucht". Die Gerichte argumentieren, 
  die Begriffe "lesbisch, schwul, bisexuell, transvestitisch und 
  transsexuell", die im Namen und in den Zielen des Vereins genannt 
  sind, wuerden gegen die allgemeine Moral der Tuerkischen Gesellschaft 
  und die Tuerkischen Familienstrukturen verstossen.
  
  Oesterreichische Gruppierungen wie etwa TransX, der Rosa Tipp und 
  Gruene andersrum rufen daher fuer Mittwoch, den 29.4. um 16 Uhr zu 
  einer Kundgebung bei der Tuerkischen Botschaft, 1040 Wien, Ecke 
  Ploesslgasse / Prinz-Eugen-Strasse auf.
  *Bernhard Redl*
  
  
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