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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. April 2009; 18:07
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Ganz rechts/Tirol/Termine:
> Sie kommersen wieder!
Mehrere schlagende Burschenschaften haben anlaesslich des Gedenkjahres 
"200 Jahre Tiroler Freiheitskampf" von 19. bis 21. Juni (zur 
Sommersonnenwende) wieder einmal einen Festkommers in Innsbruck 
geplant -- zum 4.Mal nach 1984, 1994 und 2000. Auch heuer sind wieder 
Proteste geplant. (Termine siehe unten)
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Festkommerse sind fuer Studentenverbindungen beliebte Auftritte, um 
ihr Gedankengut saebelklirrend an die Oeffentlichkeit zu bringen. In 
eigenen oder sympathisierenden Szeneblaettern wird die Wirkung 
verstaerkt. Es ist ein grosses, ueberregionales Zusammentreffen von 
Verbindungen und Burschenschaften, das nach strengen Regeln abgehalten 
wird.
In diesem Fall haben sich die Organisatoren fuer den 19. Juni 
entschieden, den Tag der so genannten Herzjesufeier. An diesem Tag 
werden im traditionell -religioesen Zusammenhang Bergfeuer abgebrannt, 
allerdings sind diese inzwischen auch im Zusammenhang mit der 
Forderung nach einer Wiedervereinigung Tirols zu sehen. Auch wenn der 
Kampf fuer die Rechte der deutschsprachigen Minderheit in Suedtirol in 
den Fuenfziger- und Sechzigerjahren seine Berechtigung hatte, so wurde 
er dennoch immer schon von Rechtsradikalen und Neonazis fuer ihre 
Zwecke missbraucht -die Idee des "Grenzdeutschtums" treibt die rechte 
Szene in Oesterreich und Deutschland ja schon lange um. Nachdem 
Rechtsextreme in Oesterreich nicht mehr offen fuer ein vereinigtes 
Deutschland auftreten koennen, wird der grossdeutsche Gedanke hinter 
dem Begriff der "Deutschen Kulturnation" versteckt und Suedtirol so zu 
einem Teil dieser Kulturnation. Fuer deutschnationale Burschenschaften 
steht dieser Begriff ueber den nationalstaatlichen Grenzen, wie sie 
heute existieren, und ist nur eine moderne Adaption der Idee der 
Deutschen Nation. Der Kommers ist also Anlass, eben diesen voelkischen 
Gedanken offen zu propagieren.
Der Kontext!
Doch mit diesen Ideen setzen sich die Burschenschafter gar nicht allzu 
weit von der offiziellen Linie der Tiroler Landespolitik ab. So sagte 
bereits Andreas Khol, ehem.Nationalratspraesident, OeVP-Abgeordneter 
und Organisator des offiziellen Tiroler Gedenkfestumzugs im September 
2009, dieses Gedenkjahr biete "die grosse Chance, die Einheit Tirols 
im Kopf zu verankern". Es scheint, dass voelkische Ideen in Tirol auch 
im 21. Jahrhundert noch salonfaehig sind. Dies bietet einen 
fruchtbaren Boden fuer Veranstaltungen wie den Kommers.
Der Vierte...
Der Kommers im Juni ist nicht die erste grosse burschenschaftliche 
Veranstaltung in Innsbruck; de facto gab es bereits 1984, 1994 und 
2000 aehnliche Treffen.
1994 wurde im Innsbrucker Kongresshaus der 
"Gesamt-Tiroler-Freiheitskommers" veranstaltet. Damals organisiert von 
der Deutschen Burschenschaft (DB), den Innsbrucker Burschenschaften 
Brixia und Suevia, sowie dem Wiener Korporationsring (WKR). Dem 
Ausspruch "Keine Angst vor Grossdeutschland!" jubelten damals ueber 
1.500 Waffenstudenten zu.(1) (Anm.: siehe auch akin 28&30/1994)
Am 12. und 13. Mai 2000 fand in Innsbruck die letzte 
Grossveranstaltung waffenstudentischer Verbindungen statt. Sie loeste 
heftige Proteste aus und die "Plattform gegen Rassismus" mobilisierte 
zu einer Gegenkundgebung. Trotz allem liess es sich der damalige 
Innsbrucker Buergermeister Herwig van Staa nicht nehmen, den 
Ehrenschutz zu uebernehmen. Heuer wird wieder ein wesentlich hoeherer 
Staatsfunktionaer oeffentlich fuer den Kommers einstehen: 
Nationalratspraesident Martin Graf, Mitglied der rechtsradikalen 
Burschenschaft Olympia in Wien.
Der Hintergrund
Die Organisation des Kommers wird von einer interkorporativen 
Arbeitsgruppe geleitet. Die Leitung der Gruppe hat Christoph 
Moesenbacher inne. Er ist gleichzeitig der Vorsitzende des Rings 
freiheitlicher Studenten (sic) fuer Tirol und Mitglied der 
Burschenschaft Brixia. Weiters mit im Boot sind die Burschenschaft 
Suevia, die Corps Athesia und Gothia, die Saengerschaft Skalden, die 
Landsmannschaft Tirol und die akademische Turnverbindung.
Dieses Netzwerk als solches kann nicht als rechtsradikal eingestuft 
werden, auch wenn einige der Burschenschaften, die darin agieren, wie 
die Brixia, Suevia und die Saengerschaft Skalden, durchaus so 
bezeichnet werden koennen. Jedoch laesst sich die generelle Akzeptanz 
des deutschnationalen Lagers in diesen Zusammenhaengen festhalten.
Einige Mitglieder der Burschenschaften sind des weiteren auch in 
rechten Parteien, wie der FPOe und dem BZOe organisiert, und 
bekleideten hohe Aemter in Bundesministerien. Burschenschafter sind 
seit der Regierungsbeteiligung der FPOe 2000 verstaerkt in den 
Staatsapparat eingewandert. Seit 2001 wird kein gesonderter 
Rechtsextremismus-Jahreslagebericht mehr herausgegeben und seit 2002 
werden die deutschnationalen Burschenschaften nicht mehr im 
oesterreichischen Verfassungsschutzbericht erwaehnt. Zur Zeit sitzen 
zumindest 13 Abgeordnete im Parlament, die Mitglied einer 
deutschnationalen Korporation sind.
Auch das Verhaeltnis der Korporationen zu rechtsradikalen 
Persoenlichkeiten in ihren eigenen Reihen ist interessant: Da ist z.B. 
Herwig Nachtmann, Mitglied der Burschenschaft Brixia, 1995 nach dem NS 
Verbotsgesetz verurteilt. Seine Verurteilung hatte keine weiteren 
Auswirkungen auf seine Mitgliedschaft. In derselben Korporation findet 
sich auch Erhard Hartung, verurteilter vierfacher Moerder und 
Suedtirolterrorist, der jedoch nie an Italien ausgeliefert wurde.
Auch NS-Moerder, wie der SS Obersturmbannfuehrer Gerhard Lausegger 
(Suevia), Mitbeteiligter im Novemberpogrom 1938 in Innsbruck, der 
KZ-Arzt Hermann Richter (Skalden) und Ferdinand von Sammern - 
Frankenegg (Skalden), Verantwortlicher fuer die Deportation der 
Warschauer JuedInnen, waren Altherren der Innsbrucker 
Burschenschaften, die sich bis heute nicht von der Vergangenheit ihrer 
Mitglieder distanzieren - auf der Homepage/Heimseite der Suevia wird 
bis heute von der "Niederlage 1945" gesprochen. ###
Quelle: http://www.catbull.com/antifa/infofull.php
Text bearbeitet.
(1) Maegerle Anton; "Der Traum vom Deutschen Reich"; in: DER RECHTE 
RAND; Nr.31; Oktober / November 1994; S.3.
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Aufruf:
AKTIONSTAGE GEGEN DEN KOMMERS in Innsbruck
FREITAG 19.06.2009
- Nachmittag: Dezentrale Aktionen!
- Abend: Infoveranstaltung zu Burschenschaften in Oesterreich!
SAMSTAG 20.06.2009
- Nachmittag: ab 12 Uhr Burschis wegbassen! Die Burschis planen ein 
"Totengedenken" am BergIsel. Wir werden ihrer Zusammenkunft mit fetten 
beatz einheizen! Kommt alle zum Strassenfest gegen das "Totengedenken" 
zum Bierstindl in Innsbruck
- ab 17 Uhr Grosse Demonstration vom Bierstindl Richtung Innenstadt 
und weiter zur Messehalle wo die Burschis feiern wollen!
- Abend: Antifa-SoliKonzert in der PMK (Eisenbahnboegen 19&20)
(Genauere Informationen in den naechsten akin-Ausgaben oder demnaechst 
unter http://www.antifa-ibk.it.tt/)
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