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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. April 2009; 16:56
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EU:
> Richtlinie: Gesundheit als Geschaeft
Der vorliegende Entwurf zur EU-weiten PatientInnenmobilitaet 
verschaerft den Trend zur Zwei-Klassen-Medizin.
Mitte 2008 legte die EU-Kommission einen Vorschlag zur Anwendung von 
Patientenrechten bei der grenzueberschreitenden Gesundheitsversorgung 
vor. Die Kommission moechte besonders den Zugang zu 
Gesundheitsdienstleistungen und die Bezahlung der Behandlungskosten im 
EU-Ausland auf das Kostenerstattungsprinzip stuetzen. Dies bedeutet, 
dass die PatientInnen die Behandlung aus ihrer eigenen Tasche 
vorstrecken muessen, um sie spaeter zu Hause in Hoehe einer 
gleichwertigen Behandlung in ihrem Versicherungsmitgliedstaat 
erstattet zu bekommen. Das verschaerft den Trend in Richtung 
2-Klassenmedizin. Reiche PatientInnen koennten auf diese Weise 
Wartelisten in ihren Heimatlaendern entgehen und die besten 
europaeischen Spezialisten aufsuchen. Das gewoehnliche Volk waere dazu 
kaum in der Lage, da fuer sie das Vorstrecken der Kosten, die hohen 
Kosten fuer Reise und Unterkunft, usw. zumeist unerschwinglich waeren.
Leute aus Laendern wie Bulgarien und Rumaenien koennten kaum 
Behandlungen in Deutschland oder Frankreich in Anspruch nehmen, da 
ihre Gesundheitssysteme nur einen Bruchteil der dort anfallenden 
Kosten zurueckerstatten wuerden. Umgekehrt koennten Patienten aus 
reichen Staaten auf "Schnaeppchenjagd" in Laendern mit niedrigeren 
Behandlungskosten gehen.
Tanja Kaizar, Pflegeexpertin und Werkstatt-Aktivistin: "Bei dieser 
EU-Patient/innenrichtlinie geht es um Angriffe auf die 
Sozialversicherungen bzw. das oeffentlich organisierte 
Gesundheitswesen. Z.B. spart man in Grossbritannien bei Menschen ueber 
70 alle groesseren Eingriffe ein. Wer ueber das noetige Kleingeld 
verfuegt, laesst sich in Skandinavien operieren und die heimische 
Klinik kuemmert sich um die Rehabilitation. Oder Firmen wie die 
Healthcare-Company errichten spezielle Kliniken als 
Private-Public-Partnership-Projekte an den Grenzen zu Oesterreich 
(Slowakei, Tschechien), da spart man dann in Oesterreich die ganz 
teuren Operationen ein und privat Versicherte koennen es sich dort gut 
gehen lassen. Die Slowaken werden dann eben weiter oestlich auf den 
Gesundheitsmarkt verwiesen."
Finanzielle Austrocknung der sozialen Kassen
Der Budgetentwurf der oesterreichischen Regierung fuer die Jahre 
2009/2010 soll diese Tendenz zur Privatisierung des Gesundheitssystems 
noch dadurch unterstuetzen, dass die Sanierung der finanziell 
notleidenden Krankenkassen von Sparprogrammen im Gesundheitsbereich 
abhaengig gemacht werden. Hintergrund ist die Umverteilung zu Lasten 
der Lohnempfaenger, die seit Jahren die Beitragsgrundlagen fuer die 
Sozialversicherung ausgehoehlt hat. Die zentrale Forderung der 
Werkstatt ist daher eine Umverteilung zugunsten der ArbeitnehmerInnen 
und die Staerkung der solidarischen Sicherungssysteme im 
Gesundheitsbereich.
*Werkstatt Frieden und Solidaritaet/gek.*
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