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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. April 2009; 16:55
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EU:
> EP fuer verschaerfte Aufruestung
Eine grosse Mehrheit der EU-Parlamentarier will eine stehende EU-Armee 
fuer globale Kriegseinsaetze und fordert die Militarisierung des 
Weltraums.
Am 19. Februar verabschiedete das Europaeische Parlament mit grosser 
Mehrheit einen Bericht, der einen weiteren Schritt in Richtung einer 
europaeischen Militaerunion darstellt (1). Der Bericht unter 
Federfuehrung von Karl von Wogau, CDU-Abgeordneter und prominenter 
Ruestungslobbyist, setzt sich massiv fuer den Ausbau der EU-Truppen 
ein. Es wird gefordert, "dass die Europaeische Union ihre Faehigkeiten 
auf der Grundlage der zivilen und militaerischen Planziele weiter 
ausbauen sollte; stellt fest, dass sie bestrebt sein sollte, eine 
Streitmacht von 60 000 Soldaten zur staendigen Verfuegung zu haben; 
bekraeftigt seinen Vorschlag, dass das Eurokorps den Kern dieser 
Streitkraefte bilden sollte, noetigenfalls verstaerkt durch 
zusaetzliche See- und Luftkapazitaeten." (Absatz 45)
Der Bericht benennt klar, was es mit dieser Truppe zu tun gilt, 
naemlich, "dass die Europaeische Union ihre strategische Autonomie 
durch eine starke und wirksame Aussen-, Sicherheits- und 
Verteidigungspolitik entwickeln muss, um [...] ihre Interessen in der 
Welt zu vertreten." (Absatz 1) Diese "Interessen" werden anschliessend 
praezisiert, unter anderem mit der "Sicherheit der Energieversorgung 
und der Seewege, dem Schutz ihrer Weltraumressourcen" (Absatz 19)
Der politische Wille zur Militarisierung des Weltraums durchzieht das 
ganze Dokument. So erachtet es der Report "als notwendig, die Nutzung 
von Galileo (Satellitennavigationssystem) und GMES 
(satellitengestuetztes Erderkundungssystem) fuer Sicherheits und 
Verteidigungszwecke zu ermoeglichen." (Absatz 50) Das ist 
bemerkenswert, denn das EU-Satellitenprojekt Galileo wird aus dem 
EU-Haushalt (Transporthaushalt) bezahlt. Nach dem weiterhin gueltigen 
Vertrag von Nizza verbietet sich jedoch eine militaerische Nutzung von 
Geldern des EU-Haushaltes. Auch hier wird unter Ignorierung jeglicher 
rechtsstaatlicher Grundsaetze bereits auf den EU-Reformvertrag Bezug 
genommen, der erstmals einen eigenen EU-Ruestungshaushalt vorsieht.
SPOe-Parlamentarier fuer Eurofighter-Programm
Besonders angetan hat es den EU-Parlamentariern das bislang groesste 
EU-Ruestungsprogramm, die Eurofighter. Das EU-Parlament "unterstuetzt 
nachdruecklich erfolgreiche europaeische Programme wie den 
Eurofighter, das Kampfflugzeug, das in den kommenden Jahrzehnten das 
Kernstueck der Einsatzfaehigkeit von fuenf europaeischen Luftwaffen 
darstellen wird; vertritt in diesem Sinne die Ansicht, dass die 
Mitgliedstaaten solche Initiativen foerdern und unterstuetzen 
sollten." Dieser Antrag wurde mit grosser Mehrheit beschlossen, 
darunter auch von allen SPOe-Abgeordneten. Sie haben damit einmal mehr 
bewiesen, dass der angebliche Widerstand der SPOe-Fuehrung gegen den 
Eurofighter-Ankauf blosser Wahlkampf-Schmaeh war. Bekannterweise 
rettete SPOe-Verteidigungsminister Darabos im Jahr 2007 fuer 
Eurofighter-Produzenten EADS den Eurofighter-Vertrag, obwohl die 
Bestechungsvorwuerfe ueberwaeltigend und damit ein Ausstieg aus dem 
Vertrag jederzeit moeglich gewesen waere.
Waehrend die SPOe im bevorstehenden EP-Wahlkampf wahrscheinlich wieder 
vom "Friedensprojekt Europa" fabulieren wird, stimmen ihre 
Abgeordneten im EU-Parlament fuer Aufruestung und die Staerkung der 
Ruestungsindustrie. Der stv. LH und SPOe-Chef von Oberoesterreich, 
Erich Haider, hat diese Doppelboedigkeit der oesterreichischen Politik 
immerhin offen kritisiert: "In Richtung Friedenspolitik passiert 
ueberhaupt nichts, im Gegenteil. Die einzelnen EU-Staaten geben mehr 
Geld fuer Ruestung aus. Es wird ein Satellitensystem aufgebaut, von 
dem alle sagen, es ist fuer den Verkehr. In Wahrheit wissen alle, dass 
es ein militaerisches System ist. In Wahrheit werden in der 'Friedens'-EU 
nur die Ruestungsausgaben gesteigert." (in: Trotzdem, Juli 2008)
(Werkstatt Frieden und Solidaritaet/gek.)
Anmerkung: (1) Entschliessung des Europaeischen Parlaments vom 19. 
Februar 2009 zu der Europaeischen Sicherheitsstrategie und die ESVP 
(2008/2202 (INI))
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