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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 7. April 2009; 17:48
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Deutschland:
> Kampf um den Weizen
ERFOLGE und VERFOLGUNG des Widerstands gegen die Freisetzung von 
transgenen Weizensorten in der Genbank Gatersleben (IPK)"
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Wenn die USA die Vormachtstellung in der Welt behalten wollen, wird es 
notwendig sein nicht immer mehr Atomwaffen zu bauen, sondern sie 
muessen die Kontrolle ueber das Saatgut erlangen, weltweit!"
Zitat: Henry Kissinger, Ex- Aussenminister der USA, 2008
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Auch fuer die Gruendung des "SS-Instituts fuer Pflanzengenetik", der 
Vorlaeuferorganisation des heutigen Institut fuer Pflanzengenetik und 
Kulturpflanzenforschung (IPK), hatten strategische, aber auch 
rassistische Ueberlegungen den Ausschlag gegeben.1943 in Tuttenhof bei 
Wien angesiedelt, war es eingebunden in den so genannten "Generalplan 
OST", der die Vernichtung der slawischen Bevoelkerung im Osten 
organisieren sollte.
Und tatsaechlich, bei der Heranschaffung der Saatgutressourcen aus 
aller Welt war man nicht zimperlich, da wurde geraubt und gepluendert, 
lange bevor das Wort "Biopiraterie" erfunden war.
Trotz oder gerade wegen dieser Tatsache:
Heute ist das IPK eine der wichtigsten Sammlungen pflanzengenetischen 
Materials. Es ist eine oeffentliche Einrichtung, auch Privatpersonen 
koennen dort Samenproben anfordern. 147 000 Saatgutmuster werden dort 
erhalten, davon allein 30 000 Weizensorten!
Umso groesser war die Bestuerzung, als das Institut in den Jahren 
2006-07 die Genehmigung erhielt, genmanipulierte Weizen- und 
Erbsensorten freizusetzen. 30 000 Menschen hatten dagegen allein in 
Deutschland protestiert und das Vorgehen der Verantwortlichen als eine 
Provokation empfunden.
Die Einsprueche verhallten aber ungehoert, und der "Genweizen" wurde 
im Jahr 2007 in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Vermehrungsflaechen 
des IPK angebaut und mittels Sicherheitszaun und Wachdienst vor 
moeglicher Zerstoerung geschuetzt!
Den naechsten Paukenschlag setzte der Direktor des IPK selbst:
Anlaesslich des Internationalen Saatgutinitiativentreffens in 
Halle/Saale im Mai 2007, an dem sich 135 Menschen aus 25 Laendern 
beteiligten, konnte er nicht garantieren, dass die versendeten 
Saatgutproben tatsaechlich gentechnikfrei sind.
Die Dramatik der Lage war allen klar und fuehrte zur Gruendung des 
"Internationalen Notkomitee zur gentechnikfreien Erhaltung der 
Weizenvielfalt in Gatersleben". Es hat den Auftrag, "alle Sorten, die 
von den Freisetzungen in Gatersleben von Kontamination bedroht sind, 
aus alten Bestaenden der Genbank in privater Initiative zu erhalten", 
um so den oeffentlichen Druck auf die Fuehrung des Instituts zu 
vergroessern.
Das war natuerlich leichter gesagt als getan, denn die 250 Paten, die 
heute einen ersten Satz von 500 Weizensorten erhalten, mussten erst 
einmal gefunden werden!
Zudem kommt, dass die Genbank die Herausgabe der Proben immer wieder 
verzoegert. Im Zuge dieser Auseinandersetzung stellte sich heraus, 
dass bereits im ersten Jahr von 70 Sorten keine Proben mehr verfuegbar 
waren, die nicht parallel zu den Genversuchen angebaut wurden!
"Feldbefreiungsaktion": Das Versuchsfeld haendisch durchgehackt
Den naechsten spektakulaeren Schritt setzen sechs junge Menschen. Sie 
taeuschen durch ein Ablenkungsmanoever die Wachen, dringen in das 
Sperrgebiet vor und vernichten den Grossteil des Versuchsfeldes. Dann 
stellen sie sich der Polizei und geben an, dass sie die "Tat" nicht 
als kriminellen Akt, sondern als Beitrag zur Erhaltung des 
Weltkulturerbes Weizenvielfalt sehen.
Die Reaktion der Genbank ist weinerlich: Der Versuch muesse nun 
abgebrochen werden, der schoene Zaun habe ein Loch und sie behalte 
sich Schadensersatzforderungen vor. Das Interesse der Medien ist zwar 
zurueckhaltend, aber es gelingt trotzdem erstmals eine groessere 
Oeffentlichkeit mit dem Thema zu konfrontieren.
Die massiven Proteste zeigen Erfolg
Im Jahr 2008 wird seitens des IPK kein Antrag mehr auf weitere 
Freisetzungsversuche gestellt, was Hoffnung aufkommen laesst. Auf 
Anfrage antwortet Direktor Graner schriftlich im Dezember 08, dass 
"vorlaeufig keine weiteren Freisetzungen von genmanipulierten 
Organismen geplant" seien.
Ein Riesenerfolg, der Preis dafuer koennte allerdings hoch sein. Die 
Fuehrung des Instituts betreibt eine Schadensersatzklage von mehreren 
Hunderttausend Euro gegen die sechs "FeldbefreiungsaktivistInnen"!
Der Prozess sollte urspruenglich schon im Februar 2009 stattfinden und 
wird dann ohne Angabe von Gruenden auf den 23.4.2009 (in Magdeburg) 
verschoben. Die Aktivistinnen brauchen jetzt unsere Solidaritaet, 
"Prozessbeobachtung" und Spenden sind erwuenscht.
Ebenfalls nicht gestoppt wurde eine Vereinbarung des Instituts mit 
einem der fuehrenden Chemie- und Saatgutkonzerne ueber 
wissenschaftliche Zusammenarbeit betreffend gentechnisch veraendertem 
Raps. (vorerst keine Freisetzungen) Es ist also notwendig den 
oeffentlichen Druck aufrecht zu erhalten.
Der zweite Satz von 500 Weizensorten wird Mitte 2009 einlangen und 
dafuer werden noch dringend neue Paten gesucht! Es sind auch viele 
oesterreichischen Sorten darunter. Ich habe mir zum Beispiel aus einer 
langen Liste den "Admonter Fruehweizen" ausgesucht und diesen 
vergangenen Herbst erstmals ausgesaet.
*Florian Walter*
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Bei Interesse wendet Euch bitte direkt an: "Notkomitee Gatersleben", 
c/o Hof Ulenkrug, Stubbendorf 68, D-17159, Dargun, Tel.:039959/23881, 
ulenkrug{AT}t-online.de
Dort gibt's auch die (elektronische) Broschuere: "Ich habe den Weizen 
gesaet", mit wunderschoenen Fotos und den interessanten Falter: "Fuer 
die Erhaltung der alten Sorten"
Fragen auch gerne an den Autor: aon.913999714{AT}aon.at
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