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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 17. Maerz 2009; 19:45
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Glosse:
> Unwohlsein
"Frau Abgeordnete, ich weise Sie darauf hin, dass Rassismusvorwuerfe 
einen Ordnungsruf nach sich ziehen", wendet sich der 2. NR-Praesident 
Fritz Neugebauer (OeVP) an die gruene Abgeordnete Daniela Musiol bei 
der Parlamentsdebatte um das humanitaere Bleiberecht. "Ich unterstelle 
ihnen nicht, dass sie einen solchen Vorwurf getaetigt haben, ich werde 
das im Protokoll nachlesen". Neugebauer nimmt seine Arbeit genau. 
Musiol hatte unter anderem Heinz Strache vorgeworfen, sich einer 
Rassismusdebatte ueber seine Partei durch Abwesenheit entziehen 
wollen. Weitere Rechts-Politiker boten sich als Adressaten geradezu 
an. Harald Vilimsky von der FPOe etwa. Er war bei der Debatte um das 
neue Niederlassungs- und Aufenthaltsrecht (wieder einmal) mit 
Unterstellungen gegen AsylwerberInnen und MigrantInnen aufgefallen. 
Das neue Gesetz soll Asylwerbern ein verbessertes humanitaeres 
Bleiberecht einraeumen. Worin Blau und Orange eine "Einladung zum 
Asylmissbrauch" zu sehen glauben. Fuer einen Harald Vilimsky eine 
Einladung, seine Fremdenfeindlichkeit oeffentlich zu beteuern und 
einmal mehr zu fordern, nicht-oesterreichische StaatsbuergerInnen 
gehoeren ordentlich diskriminiert. Was im Wesentlichen auch Heinz 
Strache und Peter Westenthaler (BZOe) gefordert hatten. Beide fuer 
vorurteilsbeladene Sager bekannt. Rassisten darf man sie aber nicht 
nennen, meint Neugebauer, der die Sitzung leitet. So etwas wird 
offenbar als der Wuerde des Hauses abtraeglich empfunden.
Der Wuerde des Hauses entspricht es, wenn BZOe-Abgeordneter Gerald 
Grosz die Gesetzesvorlage als "Verbrechen gegen Oesterreich" 
bezeichnet und Abgeordnete, die fuer ein humanitaeres Bleiberecht 
eintreten, als "Schutzmantelmadonna" von "Kriminellen" beschimpft. 
Grosz erhaelt keinen Ordnungsruf. Auch nicht die freiheitlichen 
Abgeordneten, die offen Asylwerber verdaechtigen, fuer gestiegene 
Kriminalitaet verantwortlich zu sein. Asylwerber werden namentlich 
genannt und als straffaellig bezeichnet. Konsequenzenlos bleibt das 
nur durch die parlamentarische Immunitaet. Und durch Neugebauer und 
seinen Nachfolger als Vorsitzfuehrendem, Martin Graf (FPOe). Keine der 
Meldungen bekommt einen Ordnungsruf. Einzig Abgeordneter Stefan 
Petzner (BZOe) bekommt kurz das Mikrofon abgedreht. Er hatte auf etwas 
wirre Art versucht, den Fall Mendsdorff-Pouilly ins Spiel zu bringen. 
Was Graf etwas zu weit vom Debattengegenstand entfernt war.
Keinen Ordnungsruf bekommen auch die Freiheitlichen, die Karl 
Oellinger von den Gruenen uebertoenen wollen, als er seine Rede 
beginnt. Oellinger verschafft sich selbst die noetige Aufmerksamkeit. 
Rassisten darf er die FPOe- und BZOe-Abgeordneten nicht nennen. Da 
moegen die Herren hundertmal rassistische Vorurteile verbreitet und 
Abgeordnete einer anderen politischen Gesinnung verunglimpft und 
beschimpft haben. Asylwerber darf man pauschal als Kriminelle 
bezeichnen. Die koennen sich nicht wehren. Rassisten duerfen nicht 
Rassisten geheissen werden. Die haben gleich einen Anwalt zur Seite. 
Zur Not auch einen 2. Nationalratspraesidenten. Der schuetzt den 
"guten Ruf" der feinen Herren, wenn er nicht einmal ihrer Partei 
angehoert. Oesterreich im Jahr 2009. Es ist erbaermlich.
*Viktor Englisch*
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