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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Maerz 2009; 18:31
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In eigener Sache: Nabelschau, Teil3
Nach der Aufforderung zum Feedback durch Bernhard Redl, man moege uns 
doch bitte sagen, was einem nicht an der akin passt, veroeffentlichten 
wir in der letzten Ausgabe zwei kritische Stimmen von Thomas Herzel 
und Schorschi Schrems. Diese Woche gibt es weitere Stellungnahmen aus 
dem p.t. Publikum:
> Zur Diskussion Bernhard Redl/Thomas Herzel
In den Jahrzehnten, die ich die AKIN nun bereits lese (seit 1982) hat 
sich ihre Aufgabenstellung -- Gruppen, Organisationen, Initiativen und 
auch engagierten einzelnen Personen ein Forum fuer ihre Anliegen zu 
bieten -- nicht veraendert, weshalb ich die Meinung Thomas Herzels, es 
muessten sich Inhalte und Erscheinungsbild der AKIN aendern, nicht 
teile.
Denn an der Wichtigkeit dieser Aufgabenstellung hat sich fuer mich 
nichts geaendert, und ich finde nach wie vor, dass die AKIN im Rahmen 
ihrer eingeschraenkten Ressourcen dieser Aufgabe ziemlich gut 
nachkommt. Bernhard Redl als "personifizierte Redaktion" hat es auch 
mit "seinem" Leserbriefschreiber Gerhard L. sicher nicht leicht.
Inhaltlich konzentriert sich Thomas Herzel in seinen Erguessen auf 
zwei Themen, zu denen ich nun Stellung nehmen will:
Ganz sicher gibt es zu ISRAEL einiges, was man, ohne in Propaganda zu 
verfallen, positiv feststellen feststellen kann: Grosskundgebungen mit 
zehntausenden Teilnehmern, wo die Regierungspolitik deutlich 
kritisiert wird, eine sehr engagierte und lebendige Zivilgesellschaft: 
Friedensbewegung, Buergerrechtspartei, die israelischen Frauen, die 
bei den Checkpoints den dort Schikanierten helfen, die gemeinsame 
juedisch-palaestinensische Organisation von ueberlebenden Angehoerigen 
solcher Personen, die auf beiden Seiten gewaltsam den Tod gefunden 
haben -- und die nun mit Vortraegen und dgl. Aufklaerung und 
Bewusstseinsarbeit betreibt.
Allerdings sollten sowohl die Ursachen des Konflikts in Palaestina als 
auch andere Fakten zur Kenntnis genommen werden -- auch von Thomas 
Herzel: Durch Massnahmen wie die gezielte juedische Einwanderung als 
auch durch Landankauf in grossem Stil -- wodurch die Bewohner dieser 
Gebiete, die palaestinensischen Bauern bereits in den 20er Jahren des 
letzten Jahrhunderts Heimat und Existenzgrundlage verloren -- sollten 
die strukturellen Grundlagen fuer die Gruendung eines juedischen 
Staates geschaffen werden.
Durch diese Massnahmen waren die Voraussetzungen fuer einen juedischen 
Staat (Staatsgebiet, Staatsvolk = Mehrheitsbevoelkerung, 
quasi-staatliche Strukturen) bereits VOR der Machtergreifung der Nazis 
in Deutschland vorhanden. Es stimmt also NICHT, wenn gesagt wird: Die 
Opfer der Shoah gruendeten sich einen Staat. Es stimmt, dass durch die 
Schrecken und die Dimensionen der Shoah Politiker wie US-Praesident 
Truman dann die Gruendung des Staates Israel unterstuetzten.
Es ist richtig, dass 1948 alle arabischen Nachbarstaaten Israels 
dieses militaerisch angriffen -- hingegen stimmt es NICHT, dass 
ausschliesslich dieser Krieg zu den Vertreibungen der 
Palaestinensergefuehrt hat: viel mehr gab es den gezielten Terror 
durch Organisationen wie der IRGUN, etwa bei der Vernichtung des Ortes 
Deir Yassinm, wo am 9.April 1948 ueber 100 Menschen ermordet wurden.
Das zweite inhaltliche Thema Thomas Herzels ist der Marxismus, den er 
beschuldigt, fuer Unfreiheit, Diktatur und Umerziehungslager, harte 
Gefaengnisstrafen und Armut die Verantwortung zu tragen. Tatsaechlich 
war es nicht der Marxismus bzw. die MarxistInnen. Es waren Gestalten 
wie Stalin, der wenig Kenntnisse ueber die theoretischen Grundlagen 
des Marxismus hatte und ihn -- wie auch andere Diktatoren -- als 
Vorwand missbrauchte. De facto war Stalin ein Faschist, der aus 
persoenlicher Machtgier fast alle anderen damaligen Kommunisten wie 
Bucharin, Trotzkij etc. ermorden liess, ebenso wie in die Sowjetunion 
geflohenen Gegner des Nationalsozialismus und Austrofaschismus oder 
auch Trotzkisten.
Im uebrigen hoffe ich, dass mir und anderen die AKIN, so wie sie ist, 
erhalten bleibt und dass ich, Thomas Herzel, Bernhard Redl und andere 
darin offen ihre Standpunkte vertreten koennen -- vorausgesetzt, dass 
sie diese Standpunkte in verstaendlicher, sachlicher Art und Weise 
vertreten.
*Gerhard Lehner*
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