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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Maerz 2009; 18:13
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Glosse:

> Geistig "behindert" und homosexuell

Die Literaturgruppe Lachmeer (bestehend aus einer Gruppe betreuter
Personen der Lebenshilfe Salzburg) hat sich in der ihr typischen
Brainstorming-Art Gedanken ueber den Beitrag aus akin Nr.3 zum Thema
Lesben und Schwule mit Behinderung gemacht.
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Warum akzeptieren die Leute nicht, wenn zwei Frauen oder Maenner sich
vereinen. Sie werden ausgelacht, sie werden nicht akzeptiert, auch
unter Arbeitskollegen. Sie werden ausgestossen, aber sie sind genauso
Menschen wie wir. Da gibt es keine Unterschiede. Ich begreife es
nicht, dass homosexuelle Menschen ausgestossen werden, die das tun,
haben selbst Probleme. Ich glaube, dass das Thema Homosexualitaet noch
ziemlich verpoent ist in der heutigen Gesellschaft. Homosexuelle
werden nicht anerkannt und diskriminiert, weil die Leute nicht damit
umgehen koennen und verunsichert sind. Weil sie glauben, dass
Homosexualitaet etwas Schlimmes ist, aber das ist ganz normal. Sie
haben auch ihre Beduerfnisse, koennen es ja nicht aus dem Gehirn
aussi-schwitzen. Ich finde es eine Frechheit, dass die homosexuellen
Leute keine Kinder adoptieren duerfen. Das kapier ich nicht, weil die
haben auch ein Recht auf Familienleben. Ich frag mich nur, was der
Unterschied ist, sie koennen nichts dafuer, dass sie so sind. Man
sollte sie unterstuetzen. In jeder Hinsicht. Ich glaube, dass da die
Kirche dahintersteckt. Ich versteh das nicht, einerseits ist die
Kirche dagegen, dass Homosexuelle heiraten koennen, andererseits
missbrauchen Bischoefe und Pfarrer die Kinder. Es wird vertuscht, wenn
so ein kirchliches Oberhaupt Kinder misshandelt und missbraucht. Das
liest man immer wieder in der Zeitung. Das wird auch nicht akzeptiert,
wenn ein Mann sich umaendern laesst in eine Frau. Fuer jeden Scheiss
verlangt der Staat Geld, aber dass es keine Homosexuellen geben soll,
finde ich beschissen. Das wird vom Staat verpoent und von der
Gesellschaft. Schwule tun sich immer schwerer, in jeder Beziehung. Auf
den Aemtern wahrscheinlich auch. Gegen sie wird immer gestichelt, das
ist nicht schoen.

In der Lebenshilfe gibt es keine homosexuellen Paerchen. "Menschen mit
Behinderung", geht es bestimmt nicht gut, wenn sie homosexuell sind.
Die spueren das innerlich. Denen geht es bestimmt nicht gut, wenn sie
ausgelacht werden. Sie leiden unter den Beschimpfungen und
Ausstossungen. Nervositaet. Sie fuehlen sich gekraenkt, richtig
gekraenkt im Leben. Und was koennen sie antworten? Man wird schon
gekraenkt, wenn man eine geistige "Behinderung" hat. "Menschen mit
Behinderung" werden in der Gesellschaft diskriminiert, wenn man als
geistig "Behinderter" dann noch schwul ist, wird man noch mehr
ausgespottet. Als "Mensch mit Behinderung" hast Du es ziemlich schwer,
man hat keinen Respekt, wenn Du dann noch schwul bist, hast Du es
doppelt schwer. Ueberall siehst Du, wie "Menschen mit Behinderung"
bloed angeglotzt und verpottet werden. Da schauen die Menschen so
deppert. Die sollen mal selber in sich reinschauen. Weil "Menschen mit
Behinderung" sind Leidtragende in dieser Gesellschaft. Wir koennen
nichts dafuer, dass wir so sind. Warum koennen nicht alle Leute
aufeinander Ruecksicht nehmen! Da wuerden wir viel weniger Probleme
haben, wenn sich die Menschen verstehen wuerden. Frieden sollen sie
schliessen. Dann waere es gerecht. Aufmuntern und sich gegenseitig
helfen. Man wird richtig zornig und wuetend, wenn sich Leute ueber
einen lustig machen.

Ich bin mit den Nazis herumgefahren. In einem Wagerl. Mit der Mutti
und dem Vati. Das ist schon lange her. Das war eine schlimme Zeit. In
der Nazizeit wurden die Homosexuellen und die "Behinderten" vergast,
da gab es solche Staetten wie Mauthausen, Dachau. In den Koepfen der
Leute stecken noch die ganzen Handlungen der Nazizeit. In den Koepfen
der Leute steckt es noch drinnen, dass Homosexuelle und "Menschen mit
Behinderung" nicht ganz normal behandelt werden. Die Leute wurden
beeinflusst von den Gedanken, und die haben sich manifestiert. Wir
finden das beschissen.

Wir wuenschen uns, dass uns die Leute so respektieren, wie wir sind.
Ohne wenn und aber.
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Der diesen Text ausloesende Beitrag von Kassandra Ruhm in der Ausgabe
vom 27.Jaenner 2009 war uebrigens nur der erste Teil einer ganzen
Reihe von "Mosaiksteinen" zu diesem Themenkreis auf der
bizeps-Homepage. Zuletzt erschien der Teil 6: "Das mehrfache
Coming-Out" http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=9387



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