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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 17. Februar 2009; 16:21
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Polizei/Kommentar:
> Notwendige Verwechslung
Drei Polizisten in Zivil stuerzten sich auf einen dunkelhaeutigen 
Lehrer und verpruegelten ihn, sodass er mit Prellungen unter anderem 
der Wirbelsaeule ins Spital gebracht werden musste. Dann stellte sich 
heraus, dass sie den Falschen misshandelt hatten und die Polizeioberen 
entschuldigten sich. So quasi: "Sorry, aber ihr Neger schauts ja alle 
gleich aus." So haben sie es natuerlich nicht formuliert, aber darauf 
laeuft es hinaus.
Aber eigentlich ist diese Verwechslung das Einzige, wofuer sich die 
Polizei nicht haette entschuldigen muessen -- denn nur dadurch wurde 
die Brutalitaet unserer Polizei (das BZOe nannte das in einer 
Aussendung "Eigensicherung") wieder einmal thematisiert. Waere der 
Lehrer wirklich der gesuchte Drogendealer gewesen, haette kein Hahn 
danach gekraeht, dass der nach seiner Verhaftung krankenhausreif 
gewesen waere. Ins Krankenhaus waere er wahrscheinlich nicht einmal 
gekommen, sondern man haette den Verletzten einfach in seine Zelle 
gesteckt -- schliesslich sind ein paar Prellungen bei so einem ja nun 
wirklich nicht der Rede wert. Wirbelsaeulenverletzung? Ach, wenn so 
einer in der Zelle krepiert, war es ein ungeklaerter Ungluecksfall. 
Und es ist dann schon auch praktisch, wenn er nie von einem 
unabhaengigen Arzt untersucht worden ist.
Darum geht es! Es darf nicht die Frage sein, ob der Misshandelte ein 
Verwechslungsopfer, ein Dealer aus Notlage oder ein ebensolcher aus 
Gier ist. Die Frage ist: Was darf die Polizei? Fuer die 
Kriminalisierung von Rauschdrogen, die das ganze Elend des 
Drogenhandels erst erzeugt, kann der einzelne Beamte nichts. Nicht 
einmal unsere Polizeiministerin kann etwas dafuer -- ausnahmsweise. 
Aber fuer die Durchfuehrung dieses Arbeitsauftrags, dafuer koennen sie 
sehr wohl etwas. Und es ist eine Schande, dass von den etablierten 
Parteien nur den Gruenen auffaellt, dass zu Beamtshandelte nicht zu 
Misshandelten werden duerfen.
Der Unterschied zwischen einer Demokratie und einem Polizeistaat liegt 
genau darin -- wie geht der Staat mit seinen "Rechtsunterworfenen" um? 
Wieso ist es so wenig interessant, wenn Menschen waehrend einer 
Amtshandlung oder in Staatsgewahrsam derartiges erleiden muessen? Hie 
und da, wenn Polizei oder Justizwache es gar zu arg treiben und ein 
Delinquent bloederweise stirbt, wird das ein Thema, wenn auch zumeist 
kein sonderlich grosses. Aber ein paar Hiebe, ach, so eine gesunde 
Watschen hat doch noch niemand geschadet. Demonstranten in einem 
Kessel stundenlang im Eisregen stehen zu lassen; ach, die jungen Leute 
halten das schon aus. Einen Menschen am Bahnsteig unter den Augen der 
Fahrgaeste bis auf die Unterhose auszuziehen, um ihn nach Drogen zu 
durchsuchen; das tut dem doch nicht weh. Wenn man nur darauf achtet, 
dass der Beamtshandelte kein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft ist 
und einen guten Rechtsanwalt hat, dann ist das schon ganz okay. Die 
Politik und die Kronenzeitung unterstuetzen das ja sogar.
Da liegt der Skandal! Auch wenn ich es niemanden wuenschen moechte: 
Nur solche Verwechslungen lassen mich hoffen, dass sich doch noch was 
aendert. Schlimm, wenn man sonst keine anderen Hoffnungen mehr hat.
-br-
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