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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 17. Februar 2009; 16:45
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Glosse in eigener Sache:
> Die Bernhard Redl-Zeitung
Versuch einer Rechenschaft
Ja, die akin ist wiedermal pleite und wir haben diesesmal ernsthafte 
Probleme. Bei der Gelegenheit moechte ich mich auch gleich bedanken 
bei all jenen Menschen, die jetzt ihr Abo gezahlt haben und vor allem 
bei denen, die uns weit ueber die Abogebuehr bedacht haben
Warum die akin jetzt gerade pleite wird? Die Abozahlen selbst sind 
zwar ruecklaeufig, aber das allein ist es nicht. Es hat auch damit zu 
tun, dass unsere Herausgeberin derzeit fuer andere Zwecke mehr Geld 
ausgeben muss und daher vom Mitgliedsbeitrag der foej-Mitglieder nicht 
mehr so viel fuer die akin uebrigbleibt. Wenn aber die Abozahlen 
wieder steigen wuerden, koennte uns das laengerfristig sanieren. Ich 
traeume einmal: 100 neue Abos, egal ob elektronisch oder Papier 
wuerden uns wieder auf eine vernuenftige oekonomische Basis stellen.
Aber warum haben wir sowenige Abos? Zum einen ist natuerlich eine 
Wochenzeitung mit schleissiger Zustellung und hohen Abogebuehren in 
einer Zeit, wo man fast alles uebers Internet gratis oder 
werbefinanziert bekommen kann, nicht mehr sehr attraktiv. Zum anderen 
gibt es aber wohl auch inhaltliche Gruende. Allerdings ist das 
Feedback nicht gerade grossartig, manchmal besteht es nur aus ein paar 
bissigen Worten oder Andeutungen, oft genug aber bekommen wir es ueber 
17 Ecken. Ein einziger frueherer Abonnent und Leserbriefschreiber hat 
sich ausfuehrlich geaeussert -- der hat die akin nicht mehr bezahlt, 
weil wir unter anderem seine Kapitalismusapologien nicht abdrucken 
wollten. Das ist aber auch bislang der einzige Leser, mit dessen 
Verlust wir kein Problem haben.
Ansonsten war zu hoeren:
1) Israel-Palaestina-Debatte. Daran sind schon viele Medienprojekte 
gescheitert. Ja, die Texte ueber das Thema in der akin sind voll von 
Israelkritik, das stimmt. Allerdings versuchen wir, nur jene Texte 
auszuwaehlen, die sich differenziert mit dem Thema auseinandersetzen. 
Ja, wir haben unsere Probleme mit einem Staat, der ein Gebiet 
kontrolliert, auf dem es zweierlei Arten von Menschen gibt - solche 
mit Rechten und solche ohne Rechte. Wir wissen aber auch, dass nicht 
alle Organisationen der Palaestinenser politisch koscher sind und 
verstehen durchaus auch die israelische Seite. Aber von dieser Seite 
bekommen wir einfach nur Propaganda und die werden wir sicher nicht 
abdrucken. Wenn wir aber aus Euren Reihen einmal durchaus 
proisraelische, aber eben friedensorientierte Texte bekaemen, wuerden 
wir sie sicher publizieren.
2) KPOe. Ja, die akin hat da ein Problem. Schliesslich ist sie ein 
Projekt, dass aus einer Organisation entstanden ist, die die KPOe 
hinausgeworfen hat. Und jetzt stehen in der akin so oft Texte, auf 
denen KPOe druntersteht. Nur: Die KPOe schickt uns halt haeufig 
Informationen, die sonst kaum wo praesent sind und wir sind dankbar 
dafuer. Hingegen die Presseaussendungen der Gruenen beispielsweise 
sind sehr praesent, die muessen wir nicht nochmal wiederkaeuen. Wenn 
es aber einmal interessante Informationen der Gruenen gibt, muessen 
wir sie extra suchen gehen -- im Gegensatz zur KPOe sind die naemlich 
nicht sehr daran interessiert, bei uns vorzukommen.
Die KPOe von heute ist nicht mehr die KPOe von 1969. Sie hat sich 
sogar einmal in der akin entschuldigt fuer ihr damaliges Verhalten --  
fuer eine Partei, die eigentlich immer recht haben wollte, eine 
erstaunliche Leistung. Und: Kritik an der KPOe wird in der akin 
tatsaechlich selten geaeussert. Das liegt aber daran, dass sie, ausser 
in der Steiermark, eigentlich nirgendwo etwas zu sagen hat -- wenn 
sich das mal aendern sollte und die KPler so richtig schoen vom System 
korrumpiert sind, wird uns sicher mehr dazu einfallen.
3) Gruene. In der akin steht andererseits sehr viel Kritik an den 
Gruenen -- und die kommt meistens aus meiner eigenen Feder und ist 
auch fast immer ohne Samthandschuhe geschrieben. Das vergraemt 
natuerlich viele Abonnenten, die bei den Gruenen sind. Vielleicht auch 
nur deswegen, weil sie die Partei intern gerne selbst beschimpfen, 
aber nicht moechten, dass das jemand von aussen tut -- doch das ist 
jetzt nur eine gewagte Vermutung von mir. Zugegeben, ich schimpfe 
haeufig. Der Grund ist vielleicht ein naiver: Ich erwarte mir noch was 
von den Gruenen. Mehr zumindest als zum Beispiel von der SPOe. Ich 
habe in meinem Bekanntenkreis viele Linke, die die Gruenen immer noch 
waehlen -- mit von Wahl zu Wahl ansteigender Frustration, weil sie die 
Gruenen zwar nicht waehlen wollen, aber keine realpolitische 
Alternative sehen. Da bin ich dann schon der Meinung, dass man den 
Gruenen sagen muss, dass sie auch diese Menschen zu vertreten haben 
und nicht nur die Bobos.
4) Rauchen. Abbestellungen duerfte es aber auch gegeben haben, weil 
gelegentlich Informationen einer Bewegung abgedruckt wurden, die sich 
gegen Prohibition ausspricht -- sprich: gegen die ausufernde 
Verdammnis von legalen wie illegalen Drogen, konkret aber dem Tabak. 
Ja, es ist so, ich fuehle mich persoenlich betroffen und ich sehe 
nicht ein, warum ausgerechnet ich mein Engagement nicht in der akin 
plaziert sehen darf. Wenn den Prohibitionisten nichts einfaellt ausser 
Geschimpfe, kann ich nichts dafuer -- ich wuerde gerne eine serioese 
Debatte darueber fuehren, denn ich glaube, dass das Poenalisieren von 
Drogen und der Gesundheitswahn hoechst politische Themen sind und 
daher sehr wohl in der akin ihren Platz haben duerfen.
5) Und damit waeren wir beim Grunduebel, meiner Person naemlich. Wie 
so vieles hab ich auch diese Kritik nur ueber ein paar Ecken gehoert: 
Die akin sei eine "Bernhard-Redl-Zeitung". Ja, stimmt, ich bin zwar 
nicht allein die Redaktion, aber ich hab den meisten Einfluss darauf, 
was in der akin steht. Aber wuerde ich mich mit interessanten und 
gutgeschriebenen Texten -- die nicht unbedingt meiner Meinung 
entsprechen muessten -- bombardiert sehen , waeren die restliche 
Redaktion und ich eigentlich recht gluecklich. Nur leider sieht es 
halt so aus, dass das meiste, das in der akin steht, eben Texte sind, 
die ich mir so zusammensuchen musste -- und dann dominieren natuerlich 
Texte zu Themen, die mich eher interessieren. Tatsaechlich hab ich 
schon versucht, andere fuer meine Aufgabe zu begeistern -- aber 
entweder habe ich alle mit meiner zu autoritaeren Art verschreckt, 
oder es gibt in dieser Zeit tatsaechlich kaum mehr Leute, die 
heutzutage noch so richtig Zeitung machen wollen, -- schliesslich kann 
man ja alles ganz problemlos in seinen Blog schreiben. Was den Rest 
der Redaktion anlangt: Dringend braeuchten wir neue Leute. 
Krankheitsbedingt ist unser Grueppchen jetzt auf 3 Personen 
zusammengeschrumpft. Was natuerlich die Dominanz meiner Person noch 
mehr forciert.
Ich gebe schon zu, dass es mir nicht wurscht ist, was in der akin 
steht -- dazu ist sie einfach zu sehr mit meiner Identitaet verwoben. 
Aber genau deswegen moechte ich, dass es eine gute Zeitung ist und 
eben nicht nur meine Eitelkeiten bedient. Und es waere mir lieber, 
wenn ich weniger Arbeit haette.
Soweit die Bekenntnisse eines Redakteurs. Sagt mir, was ihr dazu 
denkt -- egal, ob als Leserbrief oder als persoenliche Mitteilung. 
Aber bitte nicht mittels Abokuendigung.
*Bernhard Redl*
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