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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Jaenner 2009; 22:12
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Kapitalismus/Glosse:
> Schrott!
Die Verschrottungspraemie, ach ja, die ist gut fuer die Autoindustrie. 
Und fuer das Kapital dahinter. Aber wieso soll das gut fuer alle sein? 
Ich versuche jetzt einmal mit Hilfe meines Hausverstandes -- wirklich 
mit meinem, nicht mit dem vom Billa -- an die Sache heranzugehen: Wenn 
ich ein Auto kaputt mache, also einen bereits geschoepften Wert, 
sprich "geronnene" Arbeitsleistung, zerstoere, geht es uns angeblich 
allen besser. Geht eine Bank kaputt, ist das die grosse Katastrophe. 
Niemand kommt auf die Idee, Banken in den Konkurs zu treiben, damit 
wieder mehr Banken gegruendet werden koennen.
Aber im Ernst: Wie verbloedet muss ein System sein, in dem es heisst, 
dass -- in Zeiten der oekonomischen Krise - nicht gespart werden muss, 
wie ein vernuenftig denkendes Hirn schliessen wuerde, sondern Werte 
zerstoert und Geld rausgepulvert werden muss?
Tja, das liegt wohl daran, dass es ja keine echte oekonomische Krise 
ist, sondern eine virtuelle. Zwar gibt es auch ernsthafte oekonomische 
Probleme -- Zerstoerung von Anbauflaechen durch oekologische 
Katastrophen, Verknappung von Bodenschaetzen, insbesondere Oel und 
Gas. aber das, was jetzt passiert, ist keine Krise wegen mangelnder 
Ressourcen, sondern die Eskalation kapitalismustypischer Krisen --  
nicht die Wirtschaft ist in der Krise, sondern das Wirtschaftssystem.
Aber in diesem geschlossenen Wahnsystem namens Kapitalismus ist es 
schon klar: Funktionierendes muss zerstoert werden, damit das Werkl 
laeuft. Geld gibt es nur fuer das Verschrotten von noch laufenden 
Autos, weil diese ja ein Hindernis zur Neuanschaffung darstellen. Das 
System funktioniert nur dann gut und das Geld ist nur dann etwas wert, 
wenn es schnell umlaeuft. Dabei ist es voellig egal, ob das real 
existierende oekonomische und das damit zusammenhaengende oekologische 
System leidet. Auch dafuer ist die Verschrottungspraemie ein gutes 
Beispiel. Die Autoindustrie wirbt fuer Neuwagen aus oekologischen 
Gruenden, denn ein verbrauchsarmer Neuwagen "saufe" nicht soviel wie 
ein alter Kuebel. Das mag schon stimmen. Aber eine der schlimmsten 
Umweltbelastungen durch den Autoverkehr besteht in der Produktion von 
Autos -- Recycling-Schmaeh hin oder her. Und am umweltfreundlichsten 
waere es ueberhaupt, sich gar kein Auto zu kaufen.
Aber bitte: Wenn die Wirtschaft angekurbelt werden soll, dann gebt das 
Geld den Armen -- denen hier in Europa und denen auf dem Trikont. Die 
werden das Geld sicher nicht aufs Sparbuch legen, -- weswegen die 
Banken wieder vermehrt nach rentablen Anlageformen suchen muessten --, 
sondern die wuerden alles sofort wegkonsumieren. Anders formuliert, 
gehts den Armen gut und sind sie nicht mehr so arm, dann gehts der 
Wirtschaft gut.
Aber ... das waere ja fast schon Kommunismus, ... waere das, ... und 
ueberhaupt, ... wo kaemen wir denn da hin? Und deswegen gibts halt 
Verschrottungspraemien.
*Bernhard Redl*
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