**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 16. Dezember 2008; 20:56
**********************************************************
Oesterreich/Polen/Asyl:
> Folteropfer ins Land ohne Aerzte
Die medizinische Versorgung in Polen ist schon fuer Einheimische nicht
garantiert. Aber dorthin schiebt Oesterreich Folteropfer ab. Asyl in
Not berichtet.
*
Unsere Klientin Malika wurde mit ihren beiden Kindern nach Polen
abgeschoben. Sie ist in ihrer Heimat Tschetschenien von den Verfolgern
ihres Mannes vergewaltigt und mit Rasierklingen gefoltert worden. Sie
leidet an einer schweren Depression in Verbindung mit psychogenen
Anfaellen, Panikattacken und Erbrechen.
Unsere Asylbehoerden behaupten, dass tschetschenische Fluechtlinge in
Polen "sicher" sind. Sie haetten dort auch "das Recht auf medizinische
Betreuung nach denselben Regeln wie polnische Staatsbuerger". Was aber
fast wie eine gefaehrliche Drohung klingt...
Denn die medizinische Versorgung in Polen ist auch fuer polnische
Staatsbuerger unter jeder Kritik. Nur wissen sich polnische
Staatsbuerger, wenn sie Geld genug haben, unter Umstaenden durch
private Zuschuesse eine bessere Behandlung zu verschaffen - was
mittellosen tschetschenischen Fluechtlingen aber unmoeglich ist.
In Polen steht eine Gesundheitsreform an. Eine Umwandlung der
staatlichen Kliniken in Aktiengesellschaften geplant, und so klagen
die Verbaende ueber die wachsende Zahl von Fachaerzten, die es ins
Ausland zieht.
Eine junge polnische Aerztin wird mit den Worten zitiert: "Wir haben
viel zu wenig Personal und kommen gar nicht nach. (...). Es fehlt an
allem, an Medizin und an Untersuchungsgeraeten. Oft muessen wir die
Patienten deshalb an andere Kliniken ueberweisen, wo sie lange warten
muessen. Manchmal haben wir nicht einmal genug Handschuhe und Seife.
Es wird halt an allem gespart."
Der Vorsitzende des Aerzteverbandes in Warschau, Maciej Jedrzejowski,
im selben Bericht: "Wie dramatisch es um unser Gesundheitswesen steht,
zeigt erst die Gesamtzahl der Aerzte. Ende der 80er-Jahre gab es in
Polen 120.000 berufstaetige Aerzte. Heute sind es noch 70.000. Das
sind viel zu wenige."
Schlimm genug also fuer die Polen. Aber wie viel schlimmer noch fuer
schwer traumatisierte Folteropfer, die einer sorgfaeltigen Therapie
beduerfen. Den Asylbehoerden in Oesterreich ist das egal...
Hauptsache, es wird abgeschoben - egal wohin, nur weit weg von
Oesterreich!
(leicht gekuerzt)
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin