**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 16. Dezember 2008; 20:52
**********************************************************
AK/OeVP/NOe:
> Die Bastion
Die "Volks"partei in Niederoesterreich scheint einen neuen Feind 
gefunden zu haben. In Inseraten und Pressekonferenzen erhebt sie 
schwere Vorwuerfe gegen die niederoesterreichische Arbeiterkammer. 
Vorwuerfe, die auch der geringsten Recherche nicht standhalten. Was 
auch prominente schwarze Landespolitiker nicht davon abhaelt, die 
letzte rote Bastion in Niederoesterreich anzugreifen.
*
Der Finanzlandesrat rueckte aus, um den Vorwuerfen der "Volks"partei 
mehr Gewicht zu geben. Auf der Einladung des niederoesterreichischen 
OeAAB zu einer Pressekonferenz mit Wolfgang Sobotka war "Zur Lage der 
niederoesterreichischen Arbeiterkammer" die duerre Inhaltsangabe. 
Sobotka, dessen Portefeuille in der Landesregierung in keinster Weise 
mit der AK zu tun hat, genoss seine Rolle als Angreifer sichtlich. Er 
wiederholte die Vorwuerfe, die zwei Wochen zuvor 
OeVP-Landesgeschaeftsfuehrer Gerhard Karner erhoben hatte. Die AKNOe 
finanziere eine Werbekampagne von Neo-SPOe-NOe-Chef Sepp Leitner. Um 
das Thema warm zu halten, schaltete der NOeAAB in der Zeit zwischen 
den beiden Pressekonferenzen eine Inseratenkampagne gleichen Inhalts. 
Mit Kopien der Leitner-Inserate in diversen Regionalzeitungen in 
Niederoesterreich versuchte der schwarze Finanzlandesrat die Vorwuerfe 
zu belegen.. Teile der Pressekonferenz sind auch auf www.vpnoe.at, der 
Homepage der niederoesterreichischen "Volks"Partei nachzuhoeren. Auf 
die Frage eines Journalisten, ob er Beweise habe, dass die 
niederoesterreichische Arbeiterkammer diese Kampagne bezahlt hatte, 
machte Sobotka einen kleinen Rueckzieher. "Ich stelle die Fragen, ich 
hab die Frage gestellt: Wer finanziert das, wo immer der 
Arbeiterkammerexperte dabei ist, immer der Leitner? Stellt das die 
SPOe? Ich habe nicht gesagt, dass die Arbeiterkammer, ich frage nur!" 
Ueberraschend angesichts der Tatsache, dass er sich zuvor nur gefragt 
hatte, aus welchem Teil des AK-Budgets die Leitner-Kampagne finanziert 
worden war. Eher unklar beantwortete er auch die Frage des gruenen 
Kammerrates Samir Kesetovic, warum diese Vorwuerfe oeffentlich 
geaeussert wurden anstatt die AK-Kontrollgremien mit ihnen zu 
befassen. Man habe das Ausmass der Sache nicht geahnt, sagte Sobotka. 
"Deshalb wenden wir uns jetzt an die Oeffentlichkeit".
Dass die Vorwuerfe, die AK habe Mittel aus der AK-Umlage missbraucht, 
am naechsten Tag von eigenen Parteigaengern widerlegt wurden, machte 
auf die Vertreter der "Volks"partei offenbar wenig Eindruck. Die 
Kontrolle der AK, unter Leitung der Fraktion Christlicher 
Gewerkschafter, des AK-Fluegels des OeAAB, kam zu dem Schluss, die 
AKNOe habe die Inserate nicht bezahlt. Der (rote) AK-Praesident hatte 
die Sonderpruefung veranlasst, "um alle Zweifel zu beseitigen", wie 
die AK oeffentlich mitteilte. Schon am Tag von Sobotkas 
Pressekonferenz hatte die SPOe NOe mitgeteilt, sie selbst habe die 
Inserate bezahlt. Nebensaechliche Details, fanden offenbar die 
Landesschwarzen und blieben eine oeffentliche rklaerung schuldig.
Die Heftigkeit der Attacken ueberrascht Beobachter der Landespolitik. 
Ueber moegliche Motive herrscht Raetselraten. Moeglicherweise versucht 
da der OeAAB, sich in Stellung zu bringen, aber. die Wahlen sind erst 
im Mai. Eine zweite Denkschule, die eher innerhalb der SPOe 
angesiedelt ist, besagt, die "Volks"partei versuche den roten 
Landesvorsitzenden "fertigzumachen". Dass die Kampagne auch die 
Glaubwuerdigkeit der AKNOe beschaedige, sei aus Sicht der 
Landes-Schwarzen ein nicht unangenehmer Nebeneffekt.
Eine Theorie, die nicht unbegruendet erscheint. Die Landes-OeVP 
behandelt Sozialdemokraten, die sie als Gefahr betrachtet, 
traditionell rau. Karl Schloegl etwa, der nach seiner Zeit als 
Innenminister Landeshauptmannstellvertreter in Niederoesterreich 
wurde, wurde gemobbt und oeffentlich auf das Haerteste attackiert. 
Nach wenigen Monaten warf der im privaten Kreis als harmoniesuechtig 
bezeichnete Politiker entnervt das Handtuch. Emil Schabl sah sich als 
Gesundheitslandesrat ebenfalls harten VP-Attacken ausgesetzt. Sobotka 
als Finanzlandesrat sabotierte Schabls Verhandlungen mit 
Rettungsorganisationen und Krankenkassen und warf ihm dann 
Unfaehigkeit vor. Hinter vorgehaltener Hand sagte Sobotka in dieser 
Zeit auch, die "Roten" muessten aus der selbstverwalteten Krankenkasse 
hinausgedraengt werden. Aehnlich wie Landesgeschaeftsfuehrer Karner 
gilt er als Ueberzeugungstaeter, wenn es gegen die Sozialdemokratie 
geht. Auch Sepp Leitner (LHStellvertreter) hat seit seiner Wahl zum 
SPOe-Vorsitzenden kaum eine ruhige Minute. Die Debatte ums 
Landesbudget nuetzten die Schwarzen, um ihm seine Kompetenzen bei den 
Gemeindefinanzen zu entziehen. Die juengsten VP-Angriffe koennten ein 
Vorspiel sein, um ihm auch seine Kompetenzen im Konsumentenschutz zu 
entziehen, wird gemunkelt. Ein Bereich, mit dem gute Politiker 
populaer werden koennen (Siehe Gabi Burgstaller in Salzburg). Die 
Intensitaet der Kampagne gegen Leitner ueberrascht aber selbst 
routinierte und leidgepruefte rote Landespolitiker.
Andere Teile der niederoesterreichischen Sozialdemokrate sehen eine 
andere Lesart, der auch die Gruen-Gewerkschafter etwas abgewinnen 
koennen. Die OeVP greife mit der Arbeiterkammer die letzte rote 
Bastion im tiefschwarzen Niederoesterreich an. Ausserhalb der 
Landespolitik wird das aehnlich gesehen. Filmemacher und 
Gewerkschafter Sepp Zaunegger bezeichnet die Vorgangsweise als 
typisch: "Die OeVP will keine Arbeitnehmervertreter". Er fuehle sich 
bei solchen Kampagnen manchmal an die 30er-Jahre erinnert.
Ob die Tatsache, dass die Vorwuerfe offensichtlich aus der Luft 
gegriffen waren, der "Volks"partei langfristig schadet, bleibt 
abzuwarten. Eines hat die Kampagne vermutlich gegen ihren Willen 
erreicht. Die nicht zuletzt bei den Landtagswahlen arg zerbeutelte 
Anti-VP-Front in Niederoesterreich rueckt wieder zusammen. Im Internet 
etwa muss sich Sobotka als "Maerchenonkel" bezeichnen lassen.
*Viktor Englisch*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der 
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd 
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe 
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit 
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der 
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem 
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige 
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement 
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den 
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin