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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. November 2008; 19:30
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Initiativen:
> Mahnwache!
Zum Gedenken am Aspangbahnhof und zum Tod von Hanna Leiser-Pils
Am 9.11. gedenken AntifaschistInnen an verschiedenen Orten des 
Novemberpogroms vor 70 Jahren. Ich stehe wie immer am "Platz der 
Deportierten" an der Stelle des ehemaligen Aspangbahnhofs. 
Zehntausende Juedinnen und Juden hat man an dieser Stelle in Viehwagen 
gezwaengt, erniedrigt, gedemuetigt, beraubt, verletzt und in die 
Vernichtungslager im Osten geschickt.
Es ist schwer, sich all dies heute vorzustellen. Noch schwerer ist es 
zu begreifen, dass die BewohnerInnen der umliegenden Haeuser - einige 
von ihnen leben wohl noch - nicht nur tatenlos zugesehen, sondern sich 
beteiligt und am Eigentum der Geschundenen vergriffen haben. Ich war 
heuer zu Ostern in Oswiecim (Ausschwitz-Birkenau) und habe dort die 
Koffer, Kleidungsstuecke und Haare der in diesem KZ Ermordeten 
gesehen. Auf vielen Koffern waren Wiener Adressen zu lesen. Diese 
Koffer sind wohl am Aspangbahnhof in die Zuege geworfen worden. 
(Leider war ich auch in der oesterreichischen Gedenkstaette in 
Ausschwitz-Birkenau und habe mich fuer die offizielle Darstellung der 
"Opferrolle" geschaemt.)
Vor einigen Jahren war der "Platz der Deportierten" eine verlassene 
"Gstaetten" und hatte keinen Namen. Dass nunmehr wenigstens eine 
kleine bescheidene Parkflaeche, eine Gedenktafel und einige 
Chrysanthemen den Ort des Grauens zu einer wuerdevolleren Staette 
machen, ist einer Frau geschuldet, die heuer erstmalig nicht bei der 
Mahnwache anwesend ist, weil sie leider im Sommer verstorben ist: 
Johanna Pils. [Anm. d. Red.: akin-LeserInnen werden sie vielleicht 
auch noch unter ihrem Namen Hanna Leiser kennen. Sie hat in den 80ern 
und 90ern fuer uns viele Texte vor allem ueber die Verhaeltnisse in 
der Tuerkei und den Umgang mit kurdischen Fluechtlingen hierzulande 
geschrieben.]
Hanni, unermuedliche Kaempferin, Gruenderin der "Initiative 
Aspangbahnhof" war sich nicht zu gut, alle zustaendigen Stellen mit 
Anrufen, Bitten, Drohungen und wohl auch Beschimpfungen (Ihre Anrufe 
im Innenministerium und bei Oe1 sind legendaer!) so lange zu 
traktieren, bis sie diesen Erfolg verbuchen konnte.
Ihre Beharrlichkeit im Kampf gegen Faschismus und Rassismus kann fuer 
uns alle ein Anstoss sein, nicht aufzugeben, wenn Unrecht geschieht. 
Und anders als praetentioese Abschiedsfeiern und inszenierte 
Begraebnisse mit Fackeln, Pferden und Militaer, mit Trachten und 
Trompetengedroehn dringt die stille Mahnwache tief und nachhaltig in 
das Bewusstsein - und die Erinnerung an eine Freundin, die eine 
Kaempferin war.
(Dagmar Schulz, KPOe)
Quelle: http://www.kpoe.at/home/anzeige/article/2/Mahnwache.html
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