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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. November 2008; 19:48
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Oberoesterreich:
> Rechtsextreme bei Gedenken an Reichspogromnacht
Wie in jedem Jahr fand am gestrigen Donnerstag in Wels eine 
Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der antisemitischen 
Pogromnacht der Nationalsozialisten am 09. November 1938 statt. Aber 
nicht nur rund 300 AntifaschistInnen trafen sich diesmal im 
Pollheimerpark. Auch ca. 15 Anhaenger der rechten Szene, unter ihnen 
der Welser Rechtsextremist Ludwig Reinthaler, marschierten auf, 
offenbar um zu provozieren und Praesenz zu zeigen. Erst am Mittwoch 
wurden am Welser Landesgericht fuenf Aktivisten des "Bundes freier 
Jugend" bzw. der Mutterpartei "Arbeitsgemeinschaft fuer demokratische 
Politik" (nicht rechtskraeftig) vom Vorwurf der NS-Wiederbetaetigung 
freigesprochen. Der Verfassungsrechtler Heinz Mayer kam hingegen 
bereits 2005 in einem Gutachten zum Schluss, dass "die von der AFP zu 
verantwortenden Publikationen seit Jahrzehnten massiv gegen die 
Bestimmungen des Verbotsgesetzes verstossen. Offenkundige und 
verbraemte Verherrlichung nationalsozialistischer Ideen und 
Massnahmen, zynische Leugnung von nationalsozialistischen 
Gewaltmassnahmen, eine hetzerische Sprache mit deutlich aggressivem 
Ton gegen Auslaender, Juden und ‚Volksfremde' sowie eine Darstellung 
‚des Deutschen' als Opfer sind typische und stets wiederkehrende 
Signale. Von besonderer Aggressivitaet sind die Beitraege im JUGEND 
ECHO", somit einer Zeitung, die laut Mayer vom BFJ gestaltet wurde und 
die ebenfalls der AFP zuzurechnen ist.
"Bereits einen Tag nach diesem fatalen Fehlurteil zeigt sich, dass 
dieses Urteil fuer Rechtsextreme ein Wink war, dass sie nun offen und 
ungestraft ihre Ideologie ausleben koennen", meint Martina Mayer, die 
Sprecherin des antifaschistischen Kulturvereins Infoladen Wels.
Erst kuerzlich zeigte Reinthaler in Form einer ueber seinen 
E-Mail-Verteiler ausgesendeten Nachricht wieder einmal ganz eindeutig 
seine einschlaegige Gesinnung: In Erweiterung eines "Gedichtes" des 
"Kronen Zeitung"-Redakteurs "Wolf Martin" zum Thema "Bankenkrise" 
schrieb Reinthaler folgende Zeilen: "Wer sind's die Herr Martin meint? 
Wird ihnen seit Jahren nachgeweint? Haben sie vor 80/90 Jahren, den 
Karren ebenso verfahren? Es koennte sein, wenn man sie beim Namen 
nennt, ein jeder von ihnen (wieder) um sein Leben rennt!"
Wer die Geschichte Oesterreichs kennt, weiss, wen Reinthaler meint. 
"Rechtsextremes Gedankengut wird mehr und mehr wieder salonfaehig. 
Waehrend in Linz ebenfalls am Mittwoch einige Neonazis u. a. aufgrund 
des Zeigens des ‚Hitlergrusses' zu bedingten Haftstrafen verurteilt 
wurden, wurden in Wels Rechtsextremisten freigesprochen, denen die 
Staatsanwaltschaft den Aufbau einer Organisation nach 
nationalsozialistischem Vorbild vorwirft", so Mayer. Seit dem 
Wahlerfolg der Rechtsaussen-Parteien, mit dem sogar das Ergebnis der 
FPOe im Jahr 1999 uebertroffen wurde, fuehlen sich die Ewiggestrigen 
offenbar wieder im Aufwind: In den letzten Wochen gab es einerseits 
Ueberfaelle von Neonazis auf politische Gegner, andererseits voellig 
ungenierte Zurschaustellungen von nationalsozialistischer Ideologie. 
Auch im Parlament ist mit Martin Graf als 3. Nationalratspraesidenten 
nun ein Mitglied einer -- laut Dokumentationsarchiv des 
Oesterreichischen Widerstandes -- rechtsextremen Burschenschaft in 
einer der hoechsten Positionen der Republik.
(Aussendung Infoladen Wels)
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