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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. November 2008; 19:50
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Australien:
> Sieben Jahre Haft sind noch ein Glueck
COONABARABRAN, NEUSUEDWALES, DEZEMBER 1983 - Wir nachmalten gut, mit 
Wein, in einem kleinen chinesischen Restaurant am Nordende der kleinen 
Stadt. Nachher gingen wir, gut gelaunt, entlang der Hauptstrasse, zu 
unserem Hotel. Ich spielte auf meiner Mundharmonika, vielleicht nicht 
sehr gut. Erka, keine Musikliebhaberin, distanzierte sich. Ein kleiner 
schwarzer Mann, ein Aborigine, kam auf mich zu und fragte ob er auch 
spielen duerfte. Ich lieh ihm die Mundharmonika. Er spielte, nicht 
viel besser als ich. Aber nicht lange. Ploetzlich rasten zwei 
Polizeiautos, bis dahin irgenwo versteckt, auf uns zu. Drei Polizisten 
sprangen raus, umzingelten uns und schrien uns an, besonders den 
Schwarzen. Sie beschuldigten ihn, er haette die Harmonika gestohlen. 
Ich, ueberrascht, sagte sofort: "Nein, keineswegs, Ich habe sie ihm 
geliehen". Er, sichtlich erblasst und zitternd, reichte sie mir 
zurueck. Die Polizisten nahmen ihn fest und verschwanden. Ich, etwas 
erschuettert, ging weiter.
PALM ISLAND, QUEENSLAND, NOVEMBER 2004 - Mulrunji Doomadgee, 36, ging 
nach Hause. Er hatte etwas getrunken, und sang froehlich vor sich hin. 
Polizei-Oberfeldwebel (Senior Sergeant) Chris Hurley nahm Doomadgee 
gewaltsam fest und sperrte ihn ein. Doomadgee, wehrte sich und Hurley 
schlug auf ihn, dann liess er den Schwarzen in einer Zelle liegen. 
Vierzig Minuten spaeter war er tot. Die Obduktion zeigte eine 
gespaltene Leber und andere schwere Verletzungen. Eine Woche spaeter, 
am 26 November, erklaerte die Polizei, dies waere ein trauriger Unfall 
gewesen. Doomadgee sei auf dem Weg in die Zelle gestuerzt. Es sei 
keineswegs die Schuld der Polizei.
Als die Polizei dies den Ureinwohnern Palm Island's eklaerte, war eine 
heftige Reaktion die Folge. Die Polizeistation, der Gerichtssaal, und 
das Haus des OberFeldwebels wurden angezuendet und brannten nieder. 
Schwerbewaffnete Trupps der Queensland Sonderpolizei wurden mit 
Hubschraubern auf die Insel eingeflogen; sie schlugen und verhafteten 
die Anwesenden, unter anderen den Aboriginal-Aktivisten Lex Wooten.
Dem Polizisten Hurley wurde in der Folge ein Prozess gemacht - ein 
Novum in Australien. Aborigines sind gewohnt, in Polizeigewahrsam zu 
sterben. In den achtziger Jahren wurden einhundert solcher Toetungen 
untersucht. Kein Polizist wurde deswegen vor Gericht gebracht. Die 
Polizei von Queensland fand es unerhoert, dass dieses Mal, zum ersten 
Mal, der Oberfeldwebel Hurley angeklagt wurde; sie protestierte 
deswegen bei der Landesregierung.
Die Geschworenen - natuerlich alle "Weisse", sprachen Hurley aller 
Anklagen frei. Er wurde sogar befoerdert und bekam eine Sonderpraemie 
von ungefaehr Aus$ 100,000 als Schadenersatz von der 
sozialdemokratischen Landesregierung. Die Polizisten der Sonderpolizei 
bekamen alle Sondermedaillen fuer ihre Tapferkeit. Die von ihnen 
Zusammengeschlagenen in Palm Island bekamen nur Schwierigkeiten.
TOWNSVILLE, QUEENSLAND, 7.NOVEMBER 2008 - Lex Wooten wurde heute wegen 
Anstiftung zum Aufruhr zu sieben Jahren Gefaengnis verurteilt. Seine 
Mutter Alice meinte, dass sie zufrieden sei. Er haette auch 
lebenslaenglich eingesperrt werden koennen.
Andere, Linke, Gewerkschaftler, sind mit diesem Urteil nicht 
einverstanden. Es gab schon Protestversammlungen und Kurzstreiks in 
australischen Staedten und in Neuseeland. Noch weitere werden 
vielleicht folgen. Vor einigen Monaten hatte der neue australische 
Chef der Bundesregierung, Kevin Rudd, sich gegenueber den Ureinwohnern 
fuer ihre - bisherige - schlechte Behandlung "entschuldigt". Ob dies 
zukuenftig bessere Behandlung bedeutet, ist nicht sicher.
*Max Watts, Annandale/Australien*
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