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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. Oktober 2008; 20:31
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Medien:

> Geruechte um Radio Orange

Das Freie Radio fuer Wien hat wiedermal seine internen Wickel -- und
die Geruechtekueche brodelt

Radio Orange hat eine komplizierte Stuktur. Da gibt es den
Herausgeberverein (HGV). Das ist jener Verein, der mit Behoerden und
Subventionsgebern verhandelt und ihnen dementsprechend verbunden ist.
Dieser Verein hat einen Vorstand und ein paar bezahlte Angestellte.
Dem gegenueber steht der MitarbeiterInnenverein (MAV). Der besteht aus
rund 500 Ehrenamtlichen, die Sendungen fuer das Radio machen -- also
denjnigen, die kein Geld bekommen, dennoch aber dafuer sorgen, dass im
Raum Wien auf 94 MHz nicht nur graues Rauschen zu hoeren ist.
Ausserdem sind auch noch angeblich die "Radio-Abo"-Bezahler Mitglieder
des MAV, also jene Menschen, die Geld spenden, um die mangelnden
Subventionen auszugleichen.

Wer da durchblicken will, muss schon viel Forschergeist aufwenden,
denn selbst Insider wissen oft nicht so genau, wie das Werkel jetzt
funktioniert. Chef hat das Ganze natuerlich, wie fuer einen
alternativen Betrieb ueblich, keinen. Das duerfte aber nur heissen,
dass niemand verantwortlich ist und man auch niemanden anrufen kann,
um ein bevollmaechtigtes Statement zu erhalten. Dafuer gibt es aber
sehr wohl eine Hierarchie, denn der HGV muss sich natuerlich gegnueber
den massgeblichen Stellen, sei es jetzt dem Rathaus oder der
Rundfunkbehoerde oder sonstwem wichtigen, rechtfertigen, was die da
vom MAV so machen. Also ein wunderbares Biotop fuer Konflikte nach
innen -- siehe auch die Debatte in der Gruendungsphase (akin 22/98)
und der Beinahe-Arbeitskampf 2003 (akin 32/03, 2/04) -- und fuer
Geruechte nach aussen.

Eines dieser Geruechte tauchte kuerzlich auf Indymedia auf: Der HGV
moechte die linke, vor allem von Herby Loitsch gestaltete
Nachrichtensendung "Trotz allem" abdrehen. Nach ein bisschen Recherche
wurde klar: Darum geht es nicht, "Trotz allem" bleibt bestehen. Es
geht lediglich um einen Konflikt zwischen Herby und vielleicht noch
dem MAV einerseits und dem HGV andererseits. Die am meisten
hochgekochte Geschichte dreht sich dabei um "sexuelle Belaestigung",
wobei sich Beteiligte dabei wechselseitig eine solche vorgewofen
haben. Wer da was gesagt oder getan haben soll oder nicht ist genauso
wirr wie peinlich fuer alle Beteiligten, dass man hier keine Details
nennen sollte -- nur soviel: Keiner und keine der Beteiligten duerfte
auch nach strengsten Massstaeben irgendwas getan haben, das diesen
Vorwurf rechtfertigt. "Sexuelle Belaestigung" klingt halt nur gut,
wenn sich ein paar ausgeprochene Haeferln nicht riechen koennen.

Allerdings gibt es auch ernsthafte Konflikte: Laut Herby versuche der
HGV -- oder dessen angestellte Geschaeftsfuehrerin -- das
Weiterbestehen des Betriebsrats zu hintertreiben. Neuen Angestellten
wuerde mitgeteilt, es gaebe gar keine Betriebsrat im Betrieb, so
Herby. Der HGV haette dafuer gesorgt, dass die aktuell anstehenden
Betriebsratswahlen abgesagt worden waeren. Dann tauchte auch noch das
Geruecht auf, der bisherige Betriebsrat waere nach Auslaufen der
Periode gekuendigt worden. Ein ueblicherweise gut informierter, aber
nicht genannt wollen werdender HGV-Insider hingegen meinte, die
Betriebsratswahlen waeren abgesagt worden, weil der bisherige
Betriebsrat nicht in der Lage gewesen waere, formale Vorschriften fuer
das Procedere eines geaenderten Wahlmodus zu erfuellen. Jener Insider
betonte aber, dass man sich trotzdem jetzt recht rasch um Wahlen
kuemmern werde. Der bisherige Betriebsrat sei auch nicht gekuendigt
worden, sondern aus Gruenden der Budgetknappheit wolle man bei ihm
Arbeitsstunden reduzieren, weswegen man sich angesichts des
betriebsraetlichen Kuendigungsschutzes voellig korrekt an das Arbeits-
und Sozialgericht gewandt haette.

Doch auch anderen Konfliktstoff gibt es wohl, beispielsweise Debatten,
wer denn nun die Gelder aus den Radio-Abos verwalten duerfe -- Herby,
Rechnungspruefer des MAV urgiert diese Gelder fuer seinen Verein und
meint, der HGV wuerde diese Gelder fuer seine eigenen Aktivitaeten
einstreifen. Auch seien dem MAV nicht einmal seine zahlenden
Mitglieder, also die Radioabonnenten, bekannt. Der HGV saehe aber
diese Abonnenten laut Herby gar nicht als MAV-Mitglieder an und
verweigere deswegen dem MAV die Adresskartei wegen Datenschutzes. Und
so gibt es offensichtlich noch eine Menge weitere Streitereien, ueber
die ausser Herby ganz offensichtlich niemand offen reden will, "um das
Projekt nicht zu gefaehrden" wie immer wieder kolportiert wird. 2003
waren die Konflikte noch transparent und nachvollziehbar auf der
Homepage des Senders abgehandelt worden waren. Diese Zeiten sind
offensichtlich vorbei. Ein eMail der akin an die Pressestelle wurde
bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Dies koennte durchaus auch
seinen Grund in dessen Kurzfristigkeit gehabt haben. Wie aber in der
akin ueblich, stehen wir gerne in der naechsten Ausgabe fuer die
Veroeffentlichung weiterer Stellungnahmen zur Verfuegung.
*Bernhard Redl*


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