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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. Oktober 2008; 20:46
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Mexiko:
> Massaker in Chiapas
Sechs Tote bei Polizeieinsatz zur Raeumung einer Ausgrabungsstaette,
berichtete die mexikanische Tageszeitung La Jornada:
Die gewaltsame Polizeiraeumung im Ejido Miguel Hidalgo, La Trinitaria,
Chiapas, forderte am 3.Oktober sechs Tote, 10 Schussverletzte und eine
unbestimmte Anzahl von Verhafteten. Anders als anfangs bekannt
gegeben, handelt es sich bei den Todesopfern ausschliesslich um
Campesinos, wie José Vázquez López, ein Repraesentant dieses Ejidos
[Anm.: Landgemeinde, Agrarkommune] tags darauf bestaetigte. [Anm.
akin: Internationale Agenturen hatten von drei getoeteten Polizisten
berichtet.]
Er klagte an, dass die Landes- und Bundespolizisten drei
Schwerverletzte sowie ihren Fahrer ermordet haetten, der sie in ein
Krankenhaus von Comitán fahren sollte. Der Fahrer wurde vor den Augen
seiner Frau getoetet.
Die Dorfbewohner halten seit fast einem Monat die Archaeologische Zone
von Chincultik besetzt. Sie haben den Polizisten, die sie vertreiben
sollten, 77 gross- und kleinkalibrige Waffen, sowie Schutzschilde und
andere Ausruestungsgegenstaende abgenommen. Sie erklaeren "jetzt mehr
den je" zum Kampf bereit zu sein, da die archaeologische Zone von dem
Ejido verwaltet wird. "Mehr noch, sie wurde mit sechs Menschenleben
bezahlt".
Auf den Strassen, die durch Blutspuren, Hunderte Patronenhuelsen und
mehrere beschaedigte Polizeifahrzeuge markiert sind, herrscht eine
Atmosphaere der Furcht, Trauer und Wut. "Wir fragen Praesident Felipe
Calderón und Gouverneur Juan Sabines: Warum haben Sie befohlen, uns zu
toeten, waehrend wir nur einen Tag zuvor noch einen Dialog mit den
Behoerden gefuehrt hatten, um das Problem zu loesen?", klagen die
Einwohner an, und fordern Gerechtigkeit fuer die Ermordung der sechs
Maenner, "oder wir werden die Sache in die eigene Hand nehmen".
Am 7.September 2008 hatten die Einwohner von Miguel Hidalgo, wo etwa
7000 Personen leben, in einer Versammlung beschlossen, die
Archaeologische Zone von Chincultik zu besetzen, die auf ihrem Land
liegt, mit dem Argument, dass das Landesinstitut fuer Anthropologie
und Geschichte (INAH), diese "voellig vernachlaessigt hat".
Seitdem "fordern wir nur 20 Pesos Einlass, anstatt 35 wie die INAH",
erklaerte ein Einheimischer. Wie er weiterhin ausfuehrte, wurden an
den Wochentagen Einnahmen von 300 bis 400 Pesos pro Tag, und am
Wochenende ca. 1000-1500 Pesos pro Tag gemacht.
Die Verhandlungen mit den Behoerden wurden kurz darauf eroeffnet. Das
letzte Treffen mit Staatsbeamten fand am Tag vor der gewaltsamen
Raeumung statt; es wurde vereinbart, die Gespraeche fortzusetzen, da
den Ejidobewohnern eine Unterstuetzung von mehr als 600.000 Pesos
angeboten wurden, um Tomaten, Avocados und Pfirsiche anzubauen, ein
Angebot, das sie anfangs zurueckgewiesen hatten.
"Wir haetten nie gedacht, dass die Regierung uns angreifen wuerde, als
ob wir Schwerverbrecher waeren, weil wir uns doch in einem Dialog
befanden. Aber jetzt sehen wir, dass es sich nur um eine Falle
handelte, damit sie unser Vertrauen gewinnen", so Vázquez López.
Er erzaehlte, dass sie noch am Donnerstag die Landesbeamten nach
Chincultik gefuehrt hatten, damit sie sich selbst von dem
heruntergekommenen Zustand der Zone ueberzeugen konnten.
Dem Campesino zufolge trafen am Freitag Morgen Agenten der
Praeventiven Bundespolizei (PFP) vor den Ruinen ein, um die 25
Personen zu vertreiben, die sich dort befanden. "Sie nahmen nicht nur
mehrere von ihnen fest, sondern auch Personen, die nur auf der Strasse
vorbeikamen", sagte José Vázquez, der an den Verhandlungen
teilgenommen hatten.
Zuvor waren die Campesinos aus anderen Gemeinden, die die Kontrolle
der Seen von Montebello uebernommen hatten, etwa 10 km von Ejido
Miguel Hidalgo entfernt, gewaltsam vertrieben worden.
Nach Aussage von Vásquez López drangen die Polizisten gegen 11:30 Uhr
morgens auf Lastwagen der PFP in das Dorf ein, und begannen Traenengas
zu werfen, sogar in die Schulen, was "mentale Schaeden bei den
Kindern" verursacht habe.
Spaeter trafen weitere Agenten der Praeventiven Staatspolizei ein,
darunter mehrere, die beritten waren, um das Dorf "zu belagern". Die
Campesinos, die sich mit Macheten und Stoecken verteidigten,
schaetzen, dass an dem Einsatz ca. 250 - 300 Uniformierte beteiligt
waren.
"Die Leute fingen an sich zu verteidigen, so gut sie konnten, weil die
Kinder an dem Gas erstickten. Dabei haben wir 77 Polizisten
festgenommen, die wir im Ejido-Versammlungshaus eingesperrt und
entwaffnet haben. Die Waffen stehen unter Bewachung, genau wie die
mindestens acht Fahrzeuge, darunter ein Anhaenger fuer
Pferdetransport", berichtet er.
Gegen 15:00 Uhr, so José Vázquez weiter, herrschte zwischen den
Polizisten und den Dorfbewohnern trotz der Geschehnisse relative
"Ruhe", aber zwischen 17:00 und 18:00 Uhr abends, als die
festgenommenen Polizisten in die Aula geschafft wurden "trafen weitere
Polizisten ein, um sie zu befreien. Sie feuerten mit Schusswaffen und
verfolgten die Leute bis in ihre Haeuser. Um ihre Compañeros zu
befreien, schossen sie das Tor auf und brachen das Vorhaengeschloss
auf."
"Es gab keine Auseinandersetzung, weil es im Ejido keine Waffen gab.
Die Polizisten, die verletzt wurden, haben von den Dorfbewohnern nur
Schlaege erlitten, aber keine Schuesse; die Leute haben sie vielleicht
angegriffen, weil sie mehrere Personen getoetet haben, aber es wurden
von unserer Seite zu keiner Zeit Waffen eingesetzt", versichert er.
Seinen Angaben nach dauerte das Schiessen etwa 40 Minuten.
Waehrenddessen trieben die Uniformierten die Leute aus ihren
Verstecken zusammen. Adrián Velasco Alfaro, 71 Jahre alt, hatte ein
blutverschmiertes Ohr und sein Magen war bandagiert. Einige verletzte
Nachbarn erholten sich in ihren Haeusern. José Vázquez erklaerte, dass
die Polizisten in der Verwirrung befreit wurden.
Agustín Alfaro Calvo aus dem benachbarten Ojo de Agua, El Ocotal,
beschloss kurze Zeit spaeter, die Schwerverletzten Rigoberto López
Vázquez, Alfredo Hernández Ramírez und Miguel Antonio Martínez, in
seinem Wagen ins Krankenhaus zu bringen, da es keine Ambulanzen gab.
"Die Polizisten hielten den Wagen auf und erschossen die Verletzten,
sie toeteten den Fahrer vor den Augen seiner Frau; sie nahmen ihr eine
Kette und die Ohrringe ab, sowie seine Brieftasche. Damit noch nicht
zufrieden, schnitten sie Rigoberto, der gefoltert worden war, mit
einem Taschenmesser ein Auge aus", erzaehlt Vázquez.
In Tuxtla Gutiérrez ordnete der Generalstaatsaltwalt Amador Rodríguez
Lozano, die Vorladung aller Polizisten an, die an dem Einsatz
beteiligt waren, um toxikologische und ballistische Proben zu nehmen,
sowie die Einholung des medizinischen Befundes und der Zeugenaussagen.
(Elio Henríquez, La Jornada, 5.10. / Ue: Chiapas98.de / bearb.)
Quelle der Uebersetzung:
http://www.chiapas98.de/news.php?id=4172
Originalquelle:
http://www.jornada.unam.mx/2008/10/05/index.php?section=politica&article=003n1pol
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