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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 16. September 2008; 16:37
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Wien/Glosse:
> Wiener Wohnen -- von der leistbaren Gemeindewohnung zum Aderlass
Dass zu der Grundversorgung eine leistbare Wohnung zaehlt, hat seit 
langem keine Bedeutung mehr. Schon ab den 80er Jahren hat die Wiener 
Rathaus-SP begonnen, den sozialen Wohnungsbau ein Ende zu setzen. Von 
der sozialen Idee, aus denen die Gemeindebauten hervorgegangen sind, 
z.B. dass die Miete fuer das Wohnen nicht mehr als 20% des 
durchschnittlichen Nettoeinkommens der ArbeiterInnenklasse 
uebersteigen darf, von dieser Gesinnung hat sich die SP Wien 
abgewandt.
Dass dies ohne einen Kommentar, innerhalb der Sozialdemokratie, ueber 
die Buehne ging, zeigt, wie wenig den heutigen Sozialdemokraten an 
ihrer Vergangenheit liegt. Sie hat die soziale Wohnungspolitik auf ein 
eintraegliches Profitgeschaeft umgestellt. Und zu diesem Zweck hat sie 
die Kapital-Gesellschaft "WIENER WOHNEN" gegruendet.
Mit der Ausgliederung aller Liegenschaften der Wiener Gemeindebauten 
mit ihren 220 000 Wohnungen und den Gruenanlagen in die 
Privatgesellschaft "WIENER WOHNEN" hat die Rathaus-SP die 
Rahmenbedingungen geschaffen, um das legale Abzocken der ArbeiterInnen 
in den Gemeindebauten zu ermoeglichen.
Im Jahr 2004 wurde der letzte Gemeindebau fertig gestellt. Seither 
wurde keine leistbare Gemeindewohnung mehr errichtet. Selbst der 
Verkauf von Gemeindebauten ist kein Tabu mehr. Zum Beispiel der 
Gemeindebau beim Ringturm in der Gonzagagasse wurde samt Gruenanlagen 
an eine Versicherung verkauft.
Der Daseinszweck einer Kapital-Gesellschaft besteht darin, Kapital zu 
horten. Die Gesellschaft "WIENER WOHNEN" folgt dem gleichen 
Geschaeftsprinzip wie jede andere Gesellschaft, die Eigentuemer von 
Zinshaeusern ist und die sich ueber den Weg der Zinsen, an ihren 
MieterInnen bereichert.
In der ersten Republik hatte die Sozialdemokratie mit der sogenannten 
"Breitnersteuer", den sozialen Wohnungsbau eingefuehrt und finanziert. 
So wurden in den Jahren von 1923 bis 1934 ueber 65.000 leistbare 
Wohnungen fuer ArbeiterInnen gebaut.
Unter der Regie heutigen Rathaus-SP macht die "WIENER 
WOHNEN"-Kapitalgesellschaft das Wohnen in den Gemeindebauten zu einem 
ausgesprochenen "Luxus". Die Mieten in den Gemeindewohnungen fressen 
im Schnitt 45% des durchschnittlichen Nettoeinkommens der 
ArbeiterInnen auf. Bei den niedrigen Einkommen der Alleinerziehenden, 
PensionistInnen, Teilzeit- und atypisch Beschaeftigten liegt die Miete 
der Gemeindewohnungen weit ueber 60% des Einkommens.
Es sind 185.000 Menschen betroffen, die zwei Drittel ihres 
Nettoeinkommens der Gesellschaft "Wiener Wohnen" ueberlassen muessen. 
Tausende Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, muessen sich 
Monat fuer Monat um Unterstuetzungsgelder anstellen und darum betteln, 
dass sie sich den "Luxus" Wohnen leisten koennen. Seit der Gruendung 
der Gesellschaft "WIENER WOHNEN" sind Verarmung und Obdachlosigkeit in 
Wien sprunghaft und unuebersehbar angestiegen. Die Zahlen hierfuer 
werden nicht veroeffentlicht, um dem Image der Wiener SP nicht zu 
schaden.
Auch die Gewinne von "Wiener Wohnen" werden geheim gehalten. In die 
Geschaefte mit dem gehorteten Kapital ist nur ein kleiner Kreis der 
Wiener Sozialdemokratie eingeweiht.
Als stellvertretende Eigentuemerin der groessten Wohnungsgesellschaft 
gibt die Wiener SP den Ton an, wenn es um die Profite am Wohnungsmarkt 
geht. Folglich ist sie mit ihrer Gesellschaft "WIENER WOHNEN" fuer die 
Steigerung der Mieten und die explosionsartige Gewinne der 
Hauseigentuemer verantwortlich.
Im Jahr 1962 betrug die Miete einer 80m²-Gemeindewohnung bei einem 
durchschnittlichen Nettoverdienst von 1600 Schilling um die 200 
Schillinge; das macht 13 Prozent vom Einkommen aus. Heute, im Jahr 
2008, betraegt die Miete fuer die gleiche Gemeindewohnung, bei einem 
Einkommen von 1050 Euro, ueber 560 Euro. Das sind in dieser 
Wohnungskategorie ueber 53 Prozent.
(Gilbert Karasek, Labournet, gek.)
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